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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0369
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Βαβυλώνιοι

365

ist (und selbst wenn das nicht der Fall sein sollte, wäre die Formulierung im
Scholion auch mit einer ganz punktuellen Verspottung des Kleon an einer ein-
zelnen Stelle vereinbar); vgl. zu test. iv. Für eine größere Bedeutung des Kleon
schon in den Babylönioi spricht insbesondere, dass er nach der Darstellung
des Thukydides (3,36,5-41,1) schon in der Mytilene-Debatte (vgl. unten Nr. 24)
eine führende Rolle einnahm und dabei für eine besonders harte Bestrafung
der Mytilener eintrat (denkbar wäre demensprechend auch, dass sich fr. 74
άνήρ τις ήμΐν έστιν έγκινούμενος auf Kleon selbst bezieht). Andererseits legen
aber spätere Aussagen des Aristophanes nahe, dass er erst in den Rittern Kleon
in den Mittelpunkt einer Komödie stellte (vgl. Ar. Nub. 545-50); auffällig ist
zudem, dass Aristophanes in den Acharnern nirgendwo den - bei einer wich-
tigeren Rolle des Kleon in den Babylönioi an sich naheliegenden - Versuch
unternimmt, Kleons späteres Vorgehen gegen den Dichter als Reaktion auf
dessen eigene Verspottung in dem Stück darzustellen.46 Ob sich Ar. Ach. 5-8
(= test. *viii) auf eine Szene der Babylönioi bezieht (dann vielleicht auf ein
Symposion am Ende des Stücks, vgl. unten Nr. 21), ist unsicher (vgl. unten
ad L).
Der zweite Kandidat ist Eukrates.47 Bei Ar. Eq. 129-30 wird unter den Vor-
gängern des Kleon (bei denen es sich im Politiker handelt, die nach Perikies’
Tod eine führende Rolle in der Volksversammlung einnahmen) als erster
ein στυππειοπώλης („Flachsverkäufer“) genannt (ώς πρώτα μεν στυππειο-
πώλης γίγνεται, / ος πρώτος εξει τής πόλεως τά πράγματα „dass zuerst ein
Flachsverkäufer auftritt, der als erster die Angelegenheiten der Stadt in seinen
Händen haben wird“), der von den Scholien mit Eukrates identifiziert wird.
Dieser wird an zwei anderen Stellen bei Aristophanes mit dem Verkauf nicht
von Flachs, sondern von κυρήβια („Kleie“ oder „Spelzen“) in Verbindung ge-
bracht (Ar. Eq. 253-4 καί γάρ οίδε τάς οδούς, / άσπερ Εύκρατης εφευγεν εύθύ
τών κυρηβίων „er kennt nämlich die Wege, auf denen Eukrates zu den kyrebia
geflohen ist“ und Ar. fr. 716 καί σύ κυρηβιοπώλα, / Εύκρατες στύππαξ „und du,
Verkäufer von kyrebia, Flachs-Eukrates“), wobei an letzterer Stelle durch στύπ-
παξ aber auch der Flachs wieder auftaucht. Dass er Mühlen (d. h. die Gebäude,

46 Ein solcher Vorwurf wird dagegen bei Ar. Ran. 367-8 gegen einen Politiker erho-
ben, der den Sold der Dichter gekürzt habe.
47 Vgl. zu Eukrates mit weiterer Literatur Kassel/Austin, PCG III.2 (1984) 99 ad Ar.
fr. 149, und zu seiner möglichen Rolle in den Babylönioi Ranke 1830, cccxxxiv-vi,
Fritzsche 1830, 20. 40-1. 54, Müller-Strübing 1873, 59. 578, Schrader 1884, 580,
Weber 1908, 81, Rostagni 1925, 466. 480-1. 492-3, Schmid 1946, Norwood 1930, 8
Anm. 1, Kraus 1985, 104, Gil 1989, 66 (contra: Bergk ap. Meineke II.2 (1840) 980-1,
Gilbert 1877, 148, Gunning 1882, 24).
 
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