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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0375
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Βαβυλώνιοι

371

durch die Athener (Thuc. 3,2-6. 8-18). In der Rede, die die Mytilener in
Olympia gehalten haben sollen (Thuc. 3,9-14), wird als Grund für den Abfall
genannt, dass die Athener die Bundesgenossen (mit Ausnahme von Chios
und Mytilene) nach und nach zu Untertanen gemacht hätten, und sie nun
auch für sich ein ähnliches Schicksal fürchteten. In dieser Rede ist mehrmals
explizit von einer Versklavung der Bundesgenossen die Rede (Thuc. 3,10,4
την ... των ξυμμάχων δούλωσιν, 3,10,5 οί ξύμμαχοι έδουλώθησαν).61 Im sel-
ben Sommer werden, um die durch die Belagerung von Mytilene zusätzlich
entstehenden Kosten zu tragen, nicht nur die Athener und Metöken mit einer
besonderen Steuer belegt (der εισφορά), sondern auch unter der Leitung des
Lysikles (eines der Politiker, die bei Ar. Eq. 129-33 als Nachfolger des Perikies
und Vorgänger des Kleon genannt werden) und vier weiterer Strategen 12
Schiffe zum Eintreiben von Geldern (άργυρολόγους ναϋς δώδεκα)62 zu den
Bundesgenossen geschickt (Thuc. 3,19,1-2).
Im Sommer 427 v. Chr. kommt es, begünstigt auch durch innere Konflikte
in Mytilene, zur Kapitulation der Stadt und ihrer Besetzung durch die Athener
(Thuc. 3,26-50). Der athenische Stratege Paches schickt den Spartaner
Salaithos zusammen mit den für den Abfall verantwortlichen Mytilenern
nach Athen. Dort richten die Athener Salaithos sofort hin und beschließen,
nicht nur die übrigen Gefangenen, sondern alle männlichen erwachsenen
Bewohner von Mytilene zu töten und die Frauen und Kinder in die Sklaverei
zu verkaufen, und schicken ein Schiff mit diesem Auftrag an Paches. Am
nächsten Tag jedoch bereuen sie den Entschluss, und in Athen anwesende
mytilenische Gesandte erreichen zusammen mit einigen Athenern (Thuc.
3,36,5 των Μυτιληναίων oi παρόντες πρέσβεις και oi αύτοϊς των Αθηναίων
ξυμπράσσοντες), dass die Sache erneut vor die Volksversammlung gebracht
wird. Bei Thukydides wird diese Debatte durch ein Redenpaar von Kleon (der
auch bei der Entscheidung am Vortag eine wichtige Rolle spielte, vgl. Thuc.
3,36,6) und Diodotos dargestellt. Kleons Rede, in der er sich erneut für die
am Vortag beschlossene harte Bestrafung der Mytilener einsetzt (3,37-40),
enthält zwei Elemente, die sich mit Aristophanes’ Worten in der Parabase
der Acharner in Verbindung bringen lassen: Einerseits kritisiert Kleon gleich
zu Beginn die Unfähigkeit der Demokratie zur Herrschaft über andere Völker
(3,37,1 δημοκρατίαν οτι αδύνατόν έστιν ετέρων άρχειν; auf die Herrschaft der
athenischen Demokratie über die δήμοι in den verbündeten Städten könnte

61 Zu der (zu dieser Zeit offenbar verbreiteten) Ansicht, dass die Bundesgenossen
Sklaven der Athener seien, vgl. mit weiteren Belegen oben Anm. 21.
62 Vgl. auch Ar. Eq. 1070-1 (der Wurstverkäufer über Kleon) ού τοΰτό φησιν, άλλα
ναϋς έκάστοθ’ ας / αιτεί ταχείας άργυρολόγους ούτοσί, / (...).
 
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