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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0378
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Aristophanes

374
vgl. oben Nr. 6 und 7) Verbindung der babylonischen Mühlensklaven mit den
athenischen Bundesgenossen ist differenziert zu sehen. Einerseits greift sie
einen athenfeindlichen Diskurs auf (demzufolge die Bundesgenossen insge-
samt Sklaven der Athener waren, vgl. oben Nr. 7 und 24), andererseits ist
aber auch die Darstellung der Bundesgenossen als babylonische Sklaven für
diese keineswegs schmeichelhaft, und die Brandmarkung muss keineswegs als
ungerechtfertigt dargestellt worden sein (schließlich haben die Mytilener tat-
sächlich den Versuch unternommen, von Athen abzufallen, vgl. oben Nr. 24).
Wichtiger noch ist wohl, dass für die schwierige Situation der Bundesgenossen
wohl besonders einzelnen Politikern die Schuld gegeben wurde, während die
Situation der δήμοι der Bundesgenossen (vgl. fr. 71 und Ar. Ach. 642) als Opfer
der Fehler einzelner Politiker an die Darstellung des athenischen Demos in
anderen Komödien des Aristophanes (besonders den Rittern) erinnert. Auch
die Figur des Dionysos erscheint besonders gut geeignet, um in einer ko-
mischen Fiktion den früheren Zustand des - noch nicht von Demagogen in
Verruf gebrachten - Seebundes wiederherzustellen (vgl. oben Nr. 13). Wenn in
dem Stück Kritik an der Politik einzelner athenischer Demagogen wie Kleon
geübt wurde, dann entsprach diese (in der Mytilene-Debatte des Thukydides,
vgl. oben Nr. 24, durch Diodotos vertretene)* * * * * * * * * * * 66 Haltung sicherlich auch der
Meinung zumindest eines Teils des Publikums.
Weitere mögliche Fragmente Für die folgenden ohne Komödientitel über-
lieferten Fragmente (und vermeintlichen Fragmente) wurde ebenfalls eine
Zuweisung an die Babylönioi vorgeschlagen:67

Vertretern der Bundesgenossen - an den Dionysien aufgeführt wurde, vgl. Olson
1998, 223]); ähnlich wird schon in den Rittern der Wurstverkäufer als Helfer der
Inseln angesprochen (1319 ώ ταΐς ίεραΐς φέγγος Αθήναις καί ταΐς νήσοις επίκουρε
[vgl. Sommerstein 1981, 215]). Vgl. auch den Auftritt des Sykophanten bei Ar.
Av. 1410-69, der speziell die ξένοι erpresst (1431) und sich Flügel wünscht, um
einen Bewohner der Inseln vor Gericht zu rufen, dann in Athen noch vor dessen
Ankunft eine Verurteilung zu erwirken und zurückzufliegen, um das Vermögen
des Verurteilten an sich zu reißen (1453-60), und Ar. Lys. 579-86, wo Lysistrate
fordert, dass Athener, Metöken und Fremde, und auch die Bundesgenossen, in
einen Mantel für den athenischen Demos verwebt werden sollen. Vgl. zu diesen
Stellen insgesamt Frey 1946 und Colonnese 2003.
66 Vgl. Croiset 1906, 70, Wilamowitz-Moellendorff 1927, 42, Schmid 1946, 184.
67 In fast allen Fällen handelt es sich um ganz unsichere Vermutungen (vielleicht die
aussichtsreichsten Kandidaten sind fr. 600, 650 und 716). Insbesondere Fritzsche
1830 geht mit seinen spekulativen Zuweisungen oft zu weit (zu einer Verteidigung
seines Verfahrens vgl. Fritzsche 1830, 56). - Zu einem knapperen Überblick vgl.
Kassel/Austin, PCG III.2 (1984) 77.
 
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