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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0400
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396

Aristophanes

Kontext Dikaiopolis nennt vor seiner Rede zu den Acharnern Gründe, wa-
rum er sich vor ihnen fürchtet, und beschließt, vorher noch zu Euripides zu
gehen, um sich mit einem besonders bemitleidenswerten Kostüm einzukleiden
(Ar. Ach. 366-84. 393-4). Als Grund für seine Angst nennt er auch Kleons
Reaktion auf die Komödie vom Vorjahr. Er wechselt damit unvermittelt die
Rolle und spricht in Vers 377-82 direkt für den Dichter selbst (vgl. dazu Olson
2002, 172-3).
Interpretation Die Verse (zu einem umfassenden Kommentar vgl. Olson
2002, 172-4) sind die Hauptquelle für das Vorgehen des Kleon gegen Aristo-
phanes120 nach der Aufführung der Babylönioi (das Stück wird identifiziert
von antiken Kommentatoren der Stelle, vgl. test, iii und iv). Auf dieselbe Aus-
einandersetzung wird in den Acharnern auch in Dikaiopolis’ Rede im Kostüm
des Telephos (502-8 [= test. *x], 515-6), und dann erneut in der Parabase
(= test. *xi) Bezug genommen.
Die mehrmalige Erwähnung in den Acharnern (besonders auch die Anspie-
lungen darauf in Vers 502-8 und 515-6) machen es wahrscheinlich, dass die
Beschreibung von Kleons Vorgehen gegen Aristophanes in der Boule (bei aller
möglichen Ausschmückung und Übertreibung) zumindest einen wahren Kern
hat.121 Wenn die Erwähnung des Bouleuterions in Vers 379 είσελκύσας γάρ μ’

120 Oder (weniger wahrscheinlich) seinen διδάσκαλος Kallistratos. Vgl. zu der viel
diskutierten Frage (die auch davon abhängt, ob dem Publikum der Acharner der
wirkliche Autor des Stücks bekannt war; vgl. dazu ausführlich Brockmann 2003,
202-31) z.B. Schrader 1877, 385-406, Gunning 1882, 71-84, Schrader 1883, 818-20,
Briel 1887, 22-37, Zacher 1890, 328-31, Starkie 1909, 133. 247-8 (mit weiterer
Literatur), Rogers 1910, xxiii-xxiv, Körte 1911, 279-80, Rostagni 1927a, 292-302,
Steffen 1954, 7-15, Dover 1963, 15, Geizer 1970, Halliwell 1980, MacDowell 1982,
1399,43-1400,7, Carawan 1990, 138 Anm. 3, Mastromarco 1994a, 46-7, Olson 2002,
xxx mit Anm. 6, Brockmann 2003, 152-3, Lenfant 2003, 7 Anm. 11, Sommerstein
2004, 159-60 Anm. 38.
121 Vgl. (mit unterschiedlichen Einschätzungen von dem Grad der Übereinstimmung
zwischen diesem Kern und der Schilderung der Episode in den Acharnern)
Pelling 2000, 145-50 (zu einer Auseinandersetzung mit Pellings Diskussion vgl.
Sommerstein 2002, 133-4) und Sommerstein 2004, 152-4. Zu den Möglichkeiten,
diesen wahren Kern genauer zu bestimmen, vgl. Sommerstein 2004, 152: „In Old
Comedy, as in oratory (both ancient and modern), what is asserted may be true or
it may not; what is alluded to as ifalready known must at the very least have been a
proposition familiär to the audience, which a significant proportion of them would
be prepared to accept as true. Moreover, if we hypothesize that a story is not true,
we are still making a historical assertion, viz. that someone invented it; it should
therefore be the sort of story that someone can plausibly be supposed to have in-
 
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