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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0401
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Βαβυλώνιοι (test. *ix)

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εις το βουλευτήριον zu diesem wahren Kern gehört,* * * * * * 122 dann könnte es sich bei
Kleons Vorgehen um eine εισαγγελία handeln.123 Zum Verfahren der εισαγ-
γελία vgl. Harp. p. 104,9-22 Dindorf = ε 7 Keaney, Poll. 8,51-3, Lex. Cant. s. v.
εισαγγελία und die Diskussionen von Harrison 1971, 50-9, Rhodes 1972,162—
71, Hansen 1975, MacDowell 1978,183-6, Rhodes 1979, Hansen 1980. Es betraf
insbesondere öffentliche Vergehen gegen den Staat (Poll. 8,51 ή δε εισαγγελία
τέτακται έπί των άγραφων δημοσίων αδικημάτων). In Aristophanes’ Fall
könnte vielleicht auch eine Rolle gespielt haben, dass er als Dichter eines an
den Dionysien aufgeführten Stücks eine öffentliche Aufgabe im Staat erfüllte
(und dabei - so der Vorwurf - diesen selbst angegriffen habe); vgl. Hartwig
2015, 22-3. Bei einer εισαγγελία vor der Boule konnte jede beliebige Person
(auch Sklaven und Fremde) Anzeige (vermutlich in schriftlicher Form) gegen
Politiker oder Privatpersonen erstatten. Wenn diese Anzeige nicht sofort von
der Boule zurückgewiesen wurde, kam es zu einer Anhörung vor der Boule,
bei der die Boule eine Strafe von bis zu 500 Drachmen erheben, in besonders
schweren Fällen den Fall aber auch an ein Gericht weiterleiten konnte.124 Die
Beschreibung bei Ar. Ach. 379-82 passt gut zu einer solchen Anhörung vor
der Boule,125 bei der Aristophanes dann aber wohl entweder freigesprochen
wurde oder mit einer Geldstrafe davonkam.126 An eine εισαγγελία denkt auch

vented, and if it is not, the alternative hypothesis - that the story is true - becomes
more probable.“ - Für ein fiktives Ereignis spricht sich Rosen 1988, 63-4 aus (contra:
Halliwell 1991, 58 Anm. 44, Olson 2002, xxix-xxx [und vgl. Sommerstein, BMCR
2003.02.22 mit Anm. 1], Brockmann 2003, 154-6), und vgl. auch Lefkowitz 1981,
109, Rosen 2000, 24, Riu 1999, 25-8 (der einen Bezug auf den Prozess des Dionysos
in den Babylonioi vermutet), Rosen 2010, 232-5 (und vgl. zuletzt Rosen 2014, 14-5).
122 So Sommerstein 2004, 153 mit Anm. 26.
123 Vgl. Sommerstein 2002,127-8. 133-4, Sommerstein 2004, 153, Sommerstein 2014a,
294. Dass es sich um eine εισαγγελία handelt, erschließen aus Ar. Ach. 379 schon
Leo 1873, 34 und Schrader 1877, 406 (und vgl. schon Ranke 1830, ccxlii); unter
den späteren Diskussionen vgl. z.B. Luebke 1883, 16, Briel 1887, 25, Starkie 1909,
247, Rogers 1910, xviii-xix, Rostagni 1927a, 291-2, Heath 1987, 17, Hubbard 1991,
46 Anm. 18, Csapo/Slater 1994, 167, Brockmann 2003, 147 Anm. 10 (mit weite-
rer Literatur), Lenfant 2003, 10, Hartwig 2015, 22-3; contra: Bauman 1990, 54-5.
Dagegen denken Wolff 1979, 284 Anm. 6 und Ostwald 1986, 207 (und vgl. auch
Atkinson 1992, 60) an ein Verfahren nach dem Psephisma des Kannonos (Xen. HG
1,7,20. 34, Ar. Eccl. 1089-90; vgl. Ostwald 1986, 71).
124 Vgl. Harrison 1971, 55-7.
125 Vgl. Sommerstein 2004, 146-7.
126 Vgl. Sommerstein 2004, 147: „The outcome is not made explicit, since once allow-
ance is made for rhetorical (let alone comic) exaggeration ‘I very nearly perished’
might mean anything from T was sentenced to a heavy penalty, though not to
 
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