Metadaten

Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0576
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
572

Anhang

nimmt auf die Rolle der Babylonier als Untertanen im Perserreich Bezug.
Sie sind wirkliche Babylonier (vgl. fr. 81), doch ist ihre Situation analog zu
derjenigen der Bundesgenossen unter athenischer Herrschaft. Inwieweit diese
Analogie explizit gemacht wurde, ist unklar (vgl. fr. 71). Dass die Sklaven
gebrandmarkt sind, deutet darauf, dass sie geflohen sind. „Accordingly, while
other possibilites can be envisaged, the most plausible explanation of the
presence of the Babylonians in the city is that the Persian subjects were ima-
gined to have fled to Athens, only to find that they had exchanged one form
of servitude for another“ (144) (vgl. fr. 89). Möglich ist ein Bezug auf die Flucht
des Enkels des berühmten Persers Zopyros (der sich verstümmelte und so die
Niederschlagung des Aufstands der Baylonier ermöglichte) nach Athen, die
in die Zeit um 430 v. Chr. fallen könnte (Hdt. 3,160).
Kaibel ap. Kassel/ Austin, PCGIII.2 (1984) 66: Bei der Bezeichnung des Chors
als πολυγράμματος in fr. 71 ist zu berücksichtigen, dass das ionische Alphabet
ebenso viele Buchstaben (24) hatte wie der Komödienchor Choreuten.
Kassel/Austin, PCG III.2 (1984) 63 (und vgl. 64-77): Der aus tätowierten
Sklaven bestehende Chor der Babylonier (fr. 71. 81. 90. 95. 99) repräsen-
tiert nach der Ansicht der meisten Forscher (mit Ausnahme von Norwood
und Forrest) die unglückliche Situation der athenischen Bundesgenossen.
Dionysos war einer der Charaktere (fr. 75, vgl. fr. 68. 74). Auf die Babylönioi
bezieht sich wahrscheinlich auch Ar. Ach. 6 und besonders 633-6 und 641-2.
fr. 67 beschreibt das Verhalten der Athener als Zuhörer von Reden. In fr. 69
wird ein Betrunkener angesprochen. In fr. 72 wird der Chor angesprochen,
auf den sich auch 81 bezieht, fr. 83 und 84 könnten aus der Parabase stammen.
Kraus 1985, 104-7: Die Anklage Kleons legt nahe, dass in dem Stück „in
Anwesenheit der Gesandten der Bundestädte in einer Weise Kritik geübt
wurde, die für das Verhältnis Athens zu seinen Verbündeten besonders ge-
fährlich war“ (104). Die Hypothese, dass die babylonischen Mühlensklaven
für die Bundesgenossen der Athener stehen, ist noch nicht widerlegt. Ein
Charakter, der die babylonischen Mühlensklaven sieht, ist der Sprecher von
fr. 71. Die Babylonier bildeten, wie der Titel zeigt, den Chor. fr. 72 ist eine
Aufforderung, sich zum Chor zu formieren, und fr. 81, aus der Parodos, „drückt
die Erwartung aus, die ihr Aussehen erweckt; da [fr. 71] vorausgegangen
ist, kann βαρβαριστί nur einen fremden Dialekt bedeuten, wie bei Platon,
Prot. 341c, έν φωνήι βαρβάρωι das Lesbische meint. Die Mühle wird auch
durch [fr. 95] (und wohl auch [96]) bestätigt; die Vermutung liegt nahe, daß
mit ihr auf Eukrates angespielt war, den μυλωνάρχης (Schol. Ritter 253), den
Aristophanes, Ritter 129, als ersten Demagogen in Perikies’ Nachfolge nennt.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften