Anhang
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auf die Bestrafung von Gefangenen im Samischen Krieg 440 v. Chr. Bezug
genommen wird; wahrscheinlicher ist aber, dass πολυγράμματος auf die
Erfindung des ionischen Alphabets durch die Samier anspielt. Aus Schol. Ar.
Ach. 378 ergibt sich, dass in dem Stück die gewählten und erlösten Ämter
thematisiert wurden, und damit „le istituzioni fondamentali della democra-
zia ateniese“ (117), und auch einige ihrer Vertreter, darunter wahrscheinlich
auch Kleon. Aus der Parabase der Acharner scheint hervorzugehen, dass
Aristophanes die Athener vor den Reden der Gesandten warnte (wahrschein-
lich mit Bezug auf die Mytilene-Episode) und darstellte, wie die Verbündeten
unter der demokratischen Verfassung lebten. Es gibt keine Anhaltspunkte
dafür, dass Aristophanes die Unterdrückung der Bundesgenossen durch die
Athener anprangerte. Vielmehr wurden verschiedene Aspekte im Verhältnis
zwischen Athen und den Bundesgenossen lächerlich gemacht: die kompro-
misslose Härte Kleons, die Leichtigkeit, mit der die Gesandten die Athener
überzeugen können, die mutmaßliche Käuflichkeit Kleons oder seines Rivalen
Diodotos. fr. 67 bezieht sich wahrscheinlich auf die Reaktion der Athener auf
die Reden der Gesandten (vgl. Ar. Ach. 635 χαυνοπολίτας), und fr. 74 vielleicht
auf die Demagogen, die bei den Gesandten Verwirrung stiften.
D Angour 1999,112-5: Die 24 Chormitglieder waren durch die 24 Buchstaben
des ionischen Alphabets gekennzeichnet (vgl. fr. 71). Die Nachricht, dass der
Samier Kallistratos dieses Alphabet nach Athen gebracht habe, bezieht sich
vielleicht auf die Aufführung des Stücks durch Aristophanes’ διδάσκαλος
Kallistratos.
Carriere 2000, 205-7: Die maritimen Elemente in den Fragmenten (fr. 80.
82. 86-7) können mit den Bemühungen der Athener zur See im Vorjahr
(Mytilene, Korkyra und Sizilien) Zusammenhängen; die dabei entstehenden
Kosten erhöhten zugleich den finanziellen Druck auf die Bundesgenossen.
Handlung und Rolle des Chors bleiben unklar. Dionysos wird von den Dema-
gogen vor Gericht gestellt, „sans doute parce qu’il s’exprimait trop librement“
(205). Unklar ist, von wo Dionysos nach Athen kommt, und aus welchem
Grund (vielleicht anlässlich der Dionysien?), und was der Chor repräsen-
tierte: Orientalische Begleiter des Gottes auf der Rückkehr aus Indien (aber
eine Verbindung des Dionysos mit Babylon ist nicht bezeugt)? Gesandte
der Verbündeten, die als Sklaven der Athener dargestellt wurden (aber die
Provokation an den Dionysien wäre zu groß)? Vor dem Großkönig fliehende
Sklaven, die mit Zopyros nach Athen kommen? Aus der Parabase der Acharner
ergeben sich als Themen die Schmeichelei der Gesandten der Bundesgenossen
(fr. 67 ist vielleicht die Reaktion der athenischen Zuhörer darauf) und die
Demokratie in deren Städten. Der Grund für Dionysos’ Prozess könnte sein,
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auf die Bestrafung von Gefangenen im Samischen Krieg 440 v. Chr. Bezug
genommen wird; wahrscheinlicher ist aber, dass πολυγράμματος auf die
Erfindung des ionischen Alphabets durch die Samier anspielt. Aus Schol. Ar.
Ach. 378 ergibt sich, dass in dem Stück die gewählten und erlösten Ämter
thematisiert wurden, und damit „le istituzioni fondamentali della democra-
zia ateniese“ (117), und auch einige ihrer Vertreter, darunter wahrscheinlich
auch Kleon. Aus der Parabase der Acharner scheint hervorzugehen, dass
Aristophanes die Athener vor den Reden der Gesandten warnte (wahrschein-
lich mit Bezug auf die Mytilene-Episode) und darstellte, wie die Verbündeten
unter der demokratischen Verfassung lebten. Es gibt keine Anhaltspunkte
dafür, dass Aristophanes die Unterdrückung der Bundesgenossen durch die
Athener anprangerte. Vielmehr wurden verschiedene Aspekte im Verhältnis
zwischen Athen und den Bundesgenossen lächerlich gemacht: die kompro-
misslose Härte Kleons, die Leichtigkeit, mit der die Gesandten die Athener
überzeugen können, die mutmaßliche Käuflichkeit Kleons oder seines Rivalen
Diodotos. fr. 67 bezieht sich wahrscheinlich auf die Reaktion der Athener auf
die Reden der Gesandten (vgl. Ar. Ach. 635 χαυνοπολίτας), und fr. 74 vielleicht
auf die Demagogen, die bei den Gesandten Verwirrung stiften.
D Angour 1999,112-5: Die 24 Chormitglieder waren durch die 24 Buchstaben
des ionischen Alphabets gekennzeichnet (vgl. fr. 71). Die Nachricht, dass der
Samier Kallistratos dieses Alphabet nach Athen gebracht habe, bezieht sich
vielleicht auf die Aufführung des Stücks durch Aristophanes’ διδάσκαλος
Kallistratos.
Carriere 2000, 205-7: Die maritimen Elemente in den Fragmenten (fr. 80.
82. 86-7) können mit den Bemühungen der Athener zur See im Vorjahr
(Mytilene, Korkyra und Sizilien) Zusammenhängen; die dabei entstehenden
Kosten erhöhten zugleich den finanziellen Druck auf die Bundesgenossen.
Handlung und Rolle des Chors bleiben unklar. Dionysos wird von den Dema-
gogen vor Gericht gestellt, „sans doute parce qu’il s’exprimait trop librement“
(205). Unklar ist, von wo Dionysos nach Athen kommt, und aus welchem
Grund (vielleicht anlässlich der Dionysien?), und was der Chor repräsen-
tierte: Orientalische Begleiter des Gottes auf der Rückkehr aus Indien (aber
eine Verbindung des Dionysos mit Babylon ist nicht bezeugt)? Gesandte
der Verbündeten, die als Sklaven der Athener dargestellt wurden (aber die
Provokation an den Dionysien wäre zu groß)? Vor dem Großkönig fliehende
Sklaven, die mit Zopyros nach Athen kommen? Aus der Parabase der Acharner
ergeben sich als Themen die Schmeichelei der Gesandten der Bundesgenossen
(fr. 67 ist vielleicht die Reaktion der athenischen Zuhörer darauf) und die
Demokratie in deren Städten. Der Grund für Dionysos’ Prozess könnte sein,