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Aristophanes; Verlag Antike [Hrsg.]
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,9): Aristophanes fr. 590-674: Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.53731#0232
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228

Aristophanes

Interpretation Eine nicht zu identifizierende Figur wendet sich an einen
Mann, um ihm mitzuteilen bzw. ihn daran zu erinnern, daß ein ebenfalls
unbekannter Vater ihm seine Tochter (oder Verwandte) zur Ehefrau geben
wird. Es könnte sich auch um einen mythischen Kontext handeln. Das hohe
Stilregister des Kompositums, mit dem die künftige Braut präsentiert wird,
deutet vielleicht auf einen parodischen Stoff (vgl. hier unten, zu καλλίπαιδα).
Da dieses Epitheton hier wahrscheinlich eher mit den schönen Kindern als
schönes Kind heißt, fehlt im Fragment eine weitere Angabe zur Identifikation
der Verlobten (etwa ein Eigenname oder ein Subst.).
άλλ’ ώς αληθώς Die ganze Sequenz sonst nur in der Prosa (seit Platon);
ώς άληθώς (LSJ s. v.: „in the true way, really“) häufig überall, in der Komödie
erst im 4. Jh. v. Chr.
έγγυήσει σοι Als denominal von έγγύη ,Bürgschaft1, ,Ehevertrag' (be-
reits homerisch) heißt das Verb έγγυάν ,zur Ehe zusichern', ,verloben' (mit
Akk. der künftigen Braut), wobei Subj. der Vater der Verlobten ist, bzw. wer
über sie die Verfügungsgewalt hat (vgl. Hdt. VI 57,4 ήν μή περ ό πατήρ αύτήν
εγγύηση); der Bräutigam steht im Dat. (vgl. etwa Isae. 3,45 τω Ξενοκλεΐ
ήγγύα ό Ένδιος την άδελφιδήν σου, Dem. 29,47 ταύτην [...] τούτω γυναΐκ’
ήγγύησεν). Es handelt sich um die juristische Voraussetzung, damit die Kinder
als ehelich betrachtet werden (vgl. Men. Dysc. 842 έγγυώ παίδων έπ’ άρότω
γνησίων την θυγατέρ’ ήδη).
καλλίπαιδα In der tragischen und lyrischen Sprache ist καλλίπαις ein
Epitheton des Bahuvrihi-Typs im Sinne von ,mit schönen Kindern': so etwa
Aesch. Ag. 762 (οϊκων γάρ εύθυδίκων / καλλίπαις πότμος άεί, mit schol.
αγαθούς τίκτουσα παϊδας), Eur. HF 839 (τον καλλίπαιδα στέφανον), TrGF
adesp. 178 (von Apollons Mutter Leto gesagt), Phld. Pae. Dion. CA 7 (καλ-
λίπαις Θυώνα, Mutter des Dionysos), PMG adesp. 67b,10-1 (von Lemnos,
Geburtsort des Kabeiros). Obwohl καλλίπαις auch im Sinne von ,schönes
Kind' belegt ist (Eur. Or. 964 ψΠερσέφασσα καλλίπαις θεά|; Plat. Phdr. 261a,
von Phaidros, in einer hochstilisierten Passage; vgl. auch Eur. HF 689 τον
Λατοϋς εϋπαιδα γόνον, ,das schöne Kind der Leto', mit Wilamowitz 18952,
z.St., der auch an Bacch. 520 εύπάρθενε Δίρκα „die schöne jungfrau Dirka"
erinnert), eignet sich die Bedeutung mit schönen Kindern in einem Kontext,
in dem ein Ehevertrag anvisiert wird, für eine künftige Braut - und Mutter -
besser (anders Henderson 2007, 433, der mit „the beautiful girl“ übersetzt).
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