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Bagordo, Andreas
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 1,1): Alkimenes - Kantharos: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verl. Antike, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.47735#0051
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Πέρσαι ή Άσσύριοι (Persai e Assyrioi)
,Die Perser bzw. die Assyrer“
Datierung: Ungewiß (nach 476 bzw. 472 v. Chr.?).
Nur in test. 1 erwähnt. Keine Fragmente sind erhalten. Eine gleichnami-
ge Komödie (Persai) ist für Epicharmos und Pherekrates bezeugt: letzteres
Stück (vgl. dazu Urios-Aparisi 1992, 388-9) ist ebenso auf eine utopische
Landschaft fokussiert wie Metagenes’ Thouriopersai (vgl. Pellegrino 1998,
303-7). Vergleichbar ist auch der Medos des Theopompos. Das Thema erweck-
te im Anschluß an die Perserkriege die Aufmerksamkeit der Tragiker - in
Phrynichos’ Phoinissai (476 v. Chr.) und Aischylos’ Persai (472 v. Chr.); eine
frühere Datierung von Chionides’ Stück würde eine Parodie zumindest nicht
ausschließen (vgl. Bowie 2000, 319: „It would be interesting to know whether
Chionides’ Persians simply made fun of easterners, or parodied Phrynichus’
or Aeschylus’ plays of that name: the alternative title is probably against such
parody“). Auch ein Satyrspiel des Anaxion von Mytilene trug diesen Titel
(Anax. TrGF I 202). Am nächsten in der Titelform sind die Lydoi des Magnes
(PCG V 629, mit Magn. fr. 3. 4 [Lydoi]).
Eine Parallele für die Parodie einer Tragödie durch ein gleichbetiteltes
Stück würden in der Archaia Kailias mit seinen Atalantai, Kratinos mit seinen
Eumenides und Ihrattai (alle in Anlehnung an Aischylos’ Stücke), Aristophanes
und Strattis mit den Phoinissai sowie Strattis mit einer Medeia und einem
Chrysippos bieten (alle nach euripideischen Stücken; vgl. Bakola 2010, 174-6
und Orth 2009, 164. 208-9. 228-9); möglich ist auch ein Bezug von Strattis’
Myrmidones auf Aischylos’ Myrmidones (vgl. Orth 2009, 175-6). Ein weite-
res Argument für die Parodie durch Chionides könnte darin bestehen, daß
Eratosthenes von Kyrene in seiner Schrift Peri kömödiön (schol. Ar. Ran. 1028f-
Erat. fr. 109 Strecker = AntTrDr 43 F 6 Bagordo) von einer durch Hieron ver-
anlaßten Aufführung der aischyleischen Persai in Syrakus spricht, welche eine
Parodie des Stücks durch den Syrakusaner Epicharmos in seinen Persai nahe-
legt (vgl. PCG I 71); ob sich Ähnliches in Athen abspielte, bleibe dahingestellt.
Mit Sicherheit standen die Perser in Athen für ein luxuriöses, verschwen-
derisches Leben - ein Merkmal, das hinter den ,utopischen“ Komödien des
Pherekrates und Metagenes stecken dürfte -, aber die vermutlich frühe
Chronologie des Chionides spricht für die Perserkriege als (freilich durch
die tragische Folie vermittelten) Hintergrund. Die Alte Komödie fand noch
Jahrzehnte später Interesse an persischen Sitten (vgl. Eupolis’ Marikas,
421 v. Chr.). Was der Alternativtitel Assyrioi (ein Ethnonym, das der Komödie
sonst völlig fremd ist) suggerieren könnte, außer einem exotischen, natürlich
orientalischen Hintergrund, ist ungewiß.
 
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