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Bagordo, Andreas
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 1,1): Alkimenes - Kantharos: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verl. Antike, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.47735#0121
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120

Kailias

Themen und Motive
Beim Komödientitel Aigyptios (keine Fragmente) könnte es sich eher um
eine Figur aus dem athenischen Alltag handeln (etwa einen Fischhändler
oder Parfümverkäufer) als um eine Komödie mit tragischem Stoff aus dem
Danaiden-Mythos (zumindest, wenn die einzig überlieferte Singularform
beibehalten wird). In den Atalantai gilt der Bezug zum Atalante-Mythos
hingegen als gesichert, auch wenn die Fragmente (fr. 1. 2. *3. *4) nichts Aus-
sagekräftiges enthalten. Der Komödientitel Batrachoi läßt einen Tierchor (wie
in Aristophanes’ Fröschen) vermuten.
Die mythische Parodie kehrt in den Kyklöpes wieder, denen ein odyssei-
scher Stoff zugrunde liegt, der in der Komödie vor und nach Kailias sowie
im Satyrspiel durchaus beliebt war: der Eindruck, daß das gastronomisch-
symposiale Motiv eine so bedeutende Rolle spielte, wie die zwei Drittel der
Fragmente (fr. 6. 7. 8. 9.10. 12) suggerieren, könnte zwar nur durch die beson-
dere Vorliebe des Zitatträgers (Athenaios) bedingt sein, das Motiv ist allerdings
z. B. auch im erhaltenen euripideischen Satyrspiel Kyklops alles andere als
sekundär; die technisch-metallurgische Sphäre, die natürlich auch mit den
Tätigkeiten der Kyklopen selbst zu tun haben kann, tritt in fr. 11. 13 hervor.
Verhältnismäßig gut vertreten sind in den Fragmenten die Pedetai, obwohl
die Identität dieser Gefesselten bzw. Gefangenen rätselhaft bleiben muß (zu den
vier verspotteten Figuren in fr. 14. 15. 17. *21 vgl. hier unten, S. 121; fr. 22. 23
sind Glossen). Eine erotische Situation ist vielleicht im korrupten Text von fr. 16
zu spüren (gepaart mit einem raffinierten, sophistisch gefärbten Wortwitz),
aber der fehlende Kontext erlaubt keine sichere Interpretation. In fr. 18 könn-
ten wir einen autobiographischen, d. h. in einem parabatischen Kontext gut
vorstellbaren Hinweis auf die eigene Kindheit erkennen.
Daß die Satyroi ein dionysisches, möglicherweise auch metatheatralisches
Milieu evozieren, ist anzunehmen. An eine ,satirische“ Komödie über eine
Kategorie von Athenern läßt der Komödientitel Scholazontes denken. Was
hinter dem lückenhaften ] era sidera steckt, ist durch keine der beiden mögli-
chen Ergänzungen - Hyp]era sidera ,Die eisernen Mörserkeulen“ bzw. weniger
wahrscheinlich Ent]era sidera ,Die eisernen Eingeweide“ - zu ermitteln.
Unter den Fragmenten incertae fabulae gehen nur wenige über ein lexiko-
graphisches Interesse hinaus: in fr. 24 wird eine stotternde Frau vielleicht mit
obszöner Anspielung verspottet; der Wahnsinn wird in fr. 25 sprichwörtlich
thematisiert; eine kulinarische Auflistung stellt fr. 26 dar; das korrupte fr. 27
läßt vielleicht eine familiäre Situation erahnen; die renommierte megarische
Prostitution kommt im fr. 28 zum Ausdruck; technisch-metallurgisch klingt
fr. 29; ein Tänzer mit einem sprechenden Namen taucht in fr. 30 auf; medizi-
 
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