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Bagordo, Andreas
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 1,1): Alkimenes - Kantharos: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verl. Antike, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.47735#0122
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Einleitung

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nischen Wortschatz verraten fr. 31. 35; unter den linguistisch so interessanten
wie rätselhaften Glossen ist ein sophistisch konnotiertes Epitheton (fr. 34); die
Kindersprache ist in fr. 36 vertreten; fr. 39 ist ein locus desperatus.

Komodoumenoi
Die wichtigsten Kategorien von verspotteten Figuren sind alle vertreten:
Leute aus dem athenischen Alltag, Vertreter des intellektuellen und kulturel-
len Lebens, politisch sensible Zielscheiben, darunter Perikles-nahe Figuren
wie seine Geliebte und Ehefrau bzw. ein Seher seines Vertrauens. In fr. *3. *4
[Atalantai] werden der Friseur Dionysios und ein gewisser Opuntios verspottet.
Die für die Archaia charakteristische Verspottung von Figuren aus dem
kulturellen Leben des zeitgenössischen Athen ist durch den auch bei anderen
Komikern erhobenen Vorwurf gegenüber Euripides, von Sokrates beeinflußt
worden zu sein, gegeben (fr. 15 [Pedetai]). Weitere Tragiker, die angegriffen
werden, sind unbedeutendere Figuren wie Melanthios, dessen Name einen
vulgären Witz veranlaßt (fr. 14 [Pedetai]) und Akestor, mit einer Kritik of-
fenbar dramaturgischer Natur an dessen Einsatz des Chores (fr. 17 [Pedetai]).
Die in der athenischen Gesellschaft so wichtige Kategorie der Wahrsager
ist ebenfalls präsent, und zwar durch den auch bei anderen Komikern bekann-
ten Lampon (fr. 20 [Pedetai]). Die Erwähnung von Aspasia (fr. *21 [Pedetai])
scheint die Legende von ihrer Funktion als Rhetorik-Lehrerin ausgerechnet
ihres Geliebten und dann Ehemannes Perikies zu bestätigen: diese mit Sicher-
heit erfundene Geschichte (Lehrerin von Sokrates soll sie auch gewesen sein)
gehört wohl in das Komiker-Repertoire, um bald zu einer vulgata zu werden,
die von Historikern und Philosophen scheinbar ernst genommen und als
wahrhaft weiter tradiert wurde. Beide letzteren Figuren haben einen gemein-
samen Nenner: Perikies’ entourage-, dies dürfte den beiden Fragmenten eine
politische Natur verleihen. Vom Tänzer Bolbos in fr. 30 wissen wir nichts.

Sprache und Stil
Die wesentlichen Kategorien, die sich für die sprachstilistische Varietät der
Archaia als ertragreich erweisen,29 lassen sich in Kailias’ Fragmenten beob-

29 Vgl. Bagordo 2013, 25-30.
 
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