Dubia (fr. dub. 38)
153
in der Bedeutung „weiß“ in der attischen Literatur, oder überhaupt in vor-
hellenistischer Zeit verwendet wurde. Wenn είδομαλίδης eine Wortprägung
des Komikers Alkaios war, dann müsste man annehmen, dass er das äolische
ρεθομαλίδας bewusst abwandelte (vielleicht, um das Bild einem attischen
Publikum, dem das Wort ρέθος nicht vertraut war, verständlicher zu machen,
oder auch zur leichteren Einpassung in einen iambischen oder trochäischen
Vers der Komödie) - eine vielleicht etwas zu komplizierte Hypothese (zu-
mal es merkwürdig wäre, dass ausgerechnet ein attischer Dichter namens
Alkaios die äolische Lyrik imitiert; näher liegt sicherlich die Annahme einer
Verwechslung der beiden gleichnamigen Dichter bei Eustathios).
Textgestalt Bei einer Zuweisung an den Lyriker ist είδομαλίδας zu schreiben.
Daneben stellt sich die Frage, ob είδομαλίδας nur eine Überlieferungsvariante
zu ρεθομαλίδας ist (vgl. aber auch Hesych. i 225 ίδομαλίδαι (ιδομαλιαδες
cod.)· οί τάς όψεις κοσμούμενοι und Hesych. i 222 ’ίδοι· οφθαλμοί).243
Interpretation Das Wort είδομαλίδηςΖ-δας (zu der Wortbildung vgl. Ale.
fr. 429 L.-P. und V. ζοφοδορπίδας) könnte auch in positivem Sinn eine gesunde
Gesichtsfarbe bezeichnet haben; wahrscheinlicher ist aber ein Spottname, der
für einen Mann unpassende Kosmetik und damit auch Effeminiertheit aus-
drückt. Hier mag auch eine Rolle gespielt haben, dass ähnliche Metaphern
sonst mit der Schönheit von Frauen verbunden werden (vgl. Sapph. fr. 105a,l
L.-P. und V, s.u.).
Die Bedeutung von -μαλ- in είδομαλίδας und ρεθομαλίδας bleibt unklar.
Für die bei Eustathios gegebene Gleichsetzung von μάλον mit att. μήλον
spricht Sappho fr. 105a, 1-2 L.-P. und V. οίον τό γλυκύμαλον έρεύθεται άκρω
επ’ ύσδω / άκρον επ’ άκροτάτω, λελάθοντο δε μαλοδροπήες. Die Stelle zeigt
nicht nur, dass μάλον das übliche äolische Wort für „Apfel“ war, sondern ist
wahrscheinlich auch schon ein Beleg für den Vergleich von jungen Menschen
mit gesunder Gesichtsfarbe und Äpfeln.
Andererseits wird bei Hesych. μ 204 μαλοπάραυος· λευκοπάρειος, das auf
Ale. fr. 261,5 L.-P. μαλ]οπάραυε, σοι μάν (wenn richtig ergänzt) zurückgehen
könnte, das Adjektiv als „weißwangig“ glossiert (ob richtig oder falsch, lässt
sich nicht mehr überprüfen), und in der hellenistischen Dichtung wird μάλός
mehrfach in der Bedeutung „weiß“ verwendet (Theocr. Epigr. 1,5 = AP 6,336,5 -
243 Vgl. dazu Bergk 1882, 192: „Illud incertum, utrum duo diversa vocabula Alcaeo
melico vindicanda sint, an unum, de cuius scriptura ambigebant veteres critici,
ρεθομαλίδαι et ρ ίδομαλίδαι: neque enim ab είδος descendit haec vox, sed adhibenda
est Hesychii glossa ϊδοι· οφθαλμοί. Nauck ubique ρεγομαλίδας restituendum cen-
set.“ (vgl. aber - gegen die Verbindung mit der Hesychglosse - Nauck 1888, 232).
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in der Bedeutung „weiß“ in der attischen Literatur, oder überhaupt in vor-
hellenistischer Zeit verwendet wurde. Wenn είδομαλίδης eine Wortprägung
des Komikers Alkaios war, dann müsste man annehmen, dass er das äolische
ρεθομαλίδας bewusst abwandelte (vielleicht, um das Bild einem attischen
Publikum, dem das Wort ρέθος nicht vertraut war, verständlicher zu machen,
oder auch zur leichteren Einpassung in einen iambischen oder trochäischen
Vers der Komödie) - eine vielleicht etwas zu komplizierte Hypothese (zu-
mal es merkwürdig wäre, dass ausgerechnet ein attischer Dichter namens
Alkaios die äolische Lyrik imitiert; näher liegt sicherlich die Annahme einer
Verwechslung der beiden gleichnamigen Dichter bei Eustathios).
Textgestalt Bei einer Zuweisung an den Lyriker ist είδομαλίδας zu schreiben.
Daneben stellt sich die Frage, ob είδομαλίδας nur eine Überlieferungsvariante
zu ρεθομαλίδας ist (vgl. aber auch Hesych. i 225 ίδομαλίδαι (ιδομαλιαδες
cod.)· οί τάς όψεις κοσμούμενοι und Hesych. i 222 ’ίδοι· οφθαλμοί).243
Interpretation Das Wort είδομαλίδηςΖ-δας (zu der Wortbildung vgl. Ale.
fr. 429 L.-P. und V. ζοφοδορπίδας) könnte auch in positivem Sinn eine gesunde
Gesichtsfarbe bezeichnet haben; wahrscheinlicher ist aber ein Spottname, der
für einen Mann unpassende Kosmetik und damit auch Effeminiertheit aus-
drückt. Hier mag auch eine Rolle gespielt haben, dass ähnliche Metaphern
sonst mit der Schönheit von Frauen verbunden werden (vgl. Sapph. fr. 105a,l
L.-P. und V, s.u.).
Die Bedeutung von -μαλ- in είδομαλίδας und ρεθομαλίδας bleibt unklar.
Für die bei Eustathios gegebene Gleichsetzung von μάλον mit att. μήλον
spricht Sappho fr. 105a, 1-2 L.-P. und V. οίον τό γλυκύμαλον έρεύθεται άκρω
επ’ ύσδω / άκρον επ’ άκροτάτω, λελάθοντο δε μαλοδροπήες. Die Stelle zeigt
nicht nur, dass μάλον das übliche äolische Wort für „Apfel“ war, sondern ist
wahrscheinlich auch schon ein Beleg für den Vergleich von jungen Menschen
mit gesunder Gesichtsfarbe und Äpfeln.
Andererseits wird bei Hesych. μ 204 μαλοπάραυος· λευκοπάρειος, das auf
Ale. fr. 261,5 L.-P. μαλ]οπάραυε, σοι μάν (wenn richtig ergänzt) zurückgehen
könnte, das Adjektiv als „weißwangig“ glossiert (ob richtig oder falsch, lässt
sich nicht mehr überprüfen), und in der hellenistischen Dichtung wird μάλός
mehrfach in der Bedeutung „weiß“ verwendet (Theocr. Epigr. 1,5 = AP 6,336,5 -
243 Vgl. dazu Bergk 1882, 192: „Illud incertum, utrum duo diversa vocabula Alcaeo
melico vindicanda sint, an unum, de cuius scriptura ambigebant veteres critici,
ρεθομαλίδαι et ρ ίδομαλίδαι: neque enim ab είδος descendit haec vox, sed adhibenda
est Hesychii glossa ϊδοι· οφθαλμοί. Nauck ubique ρεγομαλίδας restituendum cen-
set.“ (vgl. aber - gegen die Verbindung mit der Hesychglosse - Nauck 1888, 232).