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Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0346
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Διονύσου γοναί (fr. 7)

341

Textgestalt Die bei Photios für Polyzelos bezeugte Form ρήμαθ’ άμαξιαΐα ist
weniger einfach in einem Vers unterzubringen als das Lemma άμαξιαΐα ρήμα-
τα. Ganz unmetrisch ist das zweite Komödienzitat, Canthar. fr. 8 άμαξιαΐα
κομπάσματα. Bei letzterem stellt Robert 1918,162 metri causa die Wortstellung
zu κομπάσμαθ’ άμαξιαΐα um, doch bemerken Kassel/Austin ad l. zu Recht,
dass hier vielleicht verkürzt zitiert wird und die beiden Wörter nicht direkt
hintereinander folgten („sed fuit fortasse άμαξιαΐα —<>— κομπάσματα“).506
Ähnliches wäre auch für das Fragment des Polyzelos denkbar, z.B. ρήματα
(oder z.B. ρήματ’ άν) / άμαξιαΐα (mit Penthemimeres), oder (mit Umstellung
der Reihenfolge und Annahme einer Lücke) άμαξιαΐα — -ρήματα (eben-
falls mit Penthemimeres).
Interpretation Die άμαξιαΐα ρήματα werden von Phrynichos (und Photios)
überzeugend als Worte erklärt, die so groß sind, dass sie nicht von Menschen
oder Tragetieren, sondern nur von Wagen getragen werden können; ana-
log dazu bezeichnet άμαξιαΐα κομπάσματα bei Canthar. fr. 8 (aus dem nicht
genauer datierbaren Tereus) besonders große Prahlerei. Zu der in solchen
Ausdrücken implizierten Gleichsetzung von Worten mit zum Bau verwende-
ten Steinen vgl. auch Plat. com. fr. 69,1 γωνιαίου ρήματος.
Denkbar wäre, dass Polyzelos hier auf die Sprache eines Tragödiendichters
wie Aischylos Bezug nimmt (vgl. Ar. Ran. 924 ρήματ’ άν βόεια, in Bezug auf
Aischylos’ Sprache, und die ganze Szene Ar. Ran. 1365-1410, wo die Verse
des Aischylos und Euripides gewogen werden);507 interessant ist jedenfalls,
dass die beiden von Kantharos und Polyzelos mit άμαξιαΐα verbundenen
Wörter, κομπάσματα und ρήματα, bei Ar. Ran. 939-40 zusammen in Bezug auf
Aischylos’ Stil verwendet werden (es spricht Euripides): άλλ’ ώς παρέλαβον
τήν τέχνην παρά σου τό πρώτον ευθύς / οίδοΰσαν ύπό κομπασμάτων καί
ρημάτων επαχθών.508

506 Für diese Lösung spricht die Penthemimeres nach άμαξιαΐα und die Häufigkeit
von mit κομπάσματα metrisch äquivalenten Wörtern am Trimeterende (in den
Trimetern von Aristophanes’ Acharnern stehen, nach eigener Zählung, 69 oder 70
von 81 oder 82 Wörtern (= 85,2 oder 85,4%) der metrischen Form —und 88
oder 89 von 126 oder 127 Wörtern (= 69,8 oder 70,1 %) der metrischen Form
am Versende (die Schwankungen in den Zahlen ergeben sich aus der unklaren
Prosodie der ersten Silbe von σκιμαλίσω bei Ar. Ach. 444).
507 Ehrenberg 1951, 290 denkt dagegen an die Sprache von Rednern, Sophisten und
Politikern.
508 Suggestiv ist in diesem Zusammenhang auch Ar. Ran. 1405-6, wo Dionysos Euri-
pides erklärt, warum Aischylos beim Wiegen mit dem Vers έφ’ άρματος γάρ άρμα
καί νεκρω νεκρός (fr. 38,1 R. = Ar. Ran. 1403) erneut die Oberhand behalten hat:
δύ’ άρματ’ είσέθηκε καί νεκρώ δύο, / οΰς ούκ άν άραιντ’ ούδ’ εκατόν Αιγύπτιοι.
 
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