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Μουσών γοναί (Mouson gonai)
(„Die Geburt der Musen“)
Diskussionen Lobeck 1829, 437; Meineke I (1839) 281; Schmid 1946, 158;
Edmonds I (1957) 881 Anm. d-e; PCG VII (1989) 557 (vgl. V (1986) 280);
Nesselrath 1995, 15-7; Storey, FOCIII (2011) 211 (vgl. 205).
Titel Der Titel Μουσών γοναί ist nur für Polyzelos bezeugt. Die nächsten
Parallelen sind einerseits die zahlreichen θεών γοναί-Titel vom späten 5. bis
ins 4. Jh. v. Chr. (vgl. oben zu Polyzelos’ Αφροδίτης γοναί), und andererseits
die Komödien mit dem Titel Μοΰσαι von Epicharmos (fr. 84-92), Phrynichos
(fr. 32-6), Euphanes (fr. 1) und Euphron (test. 1).
Die Geburt der Musen (vgl. insgesamt Gantz 1993, 54-5) wird ausführli-
cher schon von Hesiod beschrieben (Theog. 35-115, bes. 53-71), nach dessen
Schilderung Mnemosyne in Pieria die von Zeus gezeugten Musen zur Welt
brachte, „die Unglück vergessen lassen und Sorgen erleichtern“ (55 λησμο-
σύνην τε κακών άμπαυρά τε μερμηράων). Dabei schlief Zeus neun Nächte
mit Mnemosyne, die ein Jahr später in der Nähe des Gipfels des Olymp neun
Töchter gebar, die „von gleichem Sinn waren, sich um Gesang kümmern und
ein Gemüt ohne Kummer haben“ (60-1 όμόφρονας, ήσιν άοιδή / μέμβλεται
έν στήθεσσιν, άκήδεα θυμόν έχούσαις). Sie tanzen und wohnen am Olymp,
zusammen mit den Chariten und Himeros, singen mit lieblicher Stimme und
rühmen die Gesetze und die Lebensweise der Götter. Hesiod nennt (77-9) auch
bereits die Namen der Musen (Kleio, Euterpe, Thaleia, Melpomene, Terpsichore,
Erato, Polymnia, Uranie und als bedeutendste Kalliope). Teilweise wurden
mehrere Generationen von Musen unterschieden (Musaios fr. 82 Bernabe
[PEG II.3, 40]); auch die Zahl der Musen schwankt in der Überlieferung (vgl.
Mayer 1933, 687,50-91,8, West 1966, 176).
Über den Inhalt der anderen nach den Musen benannten Komödien lässt
sich kaum eine sichere Aussage treffen. Aus Epicharms Mousai sind fast aus-
chließlich Fragmente in trochäischen Tetrametern über Meerestiere überliefert
(vgl. aber fr. 92, wo davon die Rede ist, dass Athene einen Waffentanz der
Dioskuren auf dem Aulos begleitet). Aus Phrynichos’ 405 v. Chr. aufgeführ-
ten Mousai ist ein Nachruf auf Sophokles erhalten (fr. 32), und ein weiteres
Fragment deutet auf eine Abstimmung, bei der es um Verurteilung oder
Freispruch ging (fr. 33); worum es in dem Stück ging, bleibt aber unklar (vgl.
jetzt Stama 2014 (FrC 7), 190-6). Kein direkter Bezug auf die Musen ist im
einzigen erhaltenen Fragment der Mousai des Euphanes (fr. 1) erkennbar.
Inhalt Der Titel lässt eine Behandlung der Geburt der Musen und vielleicht
auch schon der Anfänge ihres Wirkens unter den Göttern und Menschen
Μουσών γοναί (Mouson gonai)
(„Die Geburt der Musen“)
Diskussionen Lobeck 1829, 437; Meineke I (1839) 281; Schmid 1946, 158;
Edmonds I (1957) 881 Anm. d-e; PCG VII (1989) 557 (vgl. V (1986) 280);
Nesselrath 1995, 15-7; Storey, FOCIII (2011) 211 (vgl. 205).
Titel Der Titel Μουσών γοναί ist nur für Polyzelos bezeugt. Die nächsten
Parallelen sind einerseits die zahlreichen θεών γοναί-Titel vom späten 5. bis
ins 4. Jh. v. Chr. (vgl. oben zu Polyzelos’ Αφροδίτης γοναί), und andererseits
die Komödien mit dem Titel Μοΰσαι von Epicharmos (fr. 84-92), Phrynichos
(fr. 32-6), Euphanes (fr. 1) und Euphron (test. 1).
Die Geburt der Musen (vgl. insgesamt Gantz 1993, 54-5) wird ausführli-
cher schon von Hesiod beschrieben (Theog. 35-115, bes. 53-71), nach dessen
Schilderung Mnemosyne in Pieria die von Zeus gezeugten Musen zur Welt
brachte, „die Unglück vergessen lassen und Sorgen erleichtern“ (55 λησμο-
σύνην τε κακών άμπαυρά τε μερμηράων). Dabei schlief Zeus neun Nächte
mit Mnemosyne, die ein Jahr später in der Nähe des Gipfels des Olymp neun
Töchter gebar, die „von gleichem Sinn waren, sich um Gesang kümmern und
ein Gemüt ohne Kummer haben“ (60-1 όμόφρονας, ήσιν άοιδή / μέμβλεται
έν στήθεσσιν, άκήδεα θυμόν έχούσαις). Sie tanzen und wohnen am Olymp,
zusammen mit den Chariten und Himeros, singen mit lieblicher Stimme und
rühmen die Gesetze und die Lebensweise der Götter. Hesiod nennt (77-9) auch
bereits die Namen der Musen (Kleio, Euterpe, Thaleia, Melpomene, Terpsichore,
Erato, Polymnia, Uranie und als bedeutendste Kalliope). Teilweise wurden
mehrere Generationen von Musen unterschieden (Musaios fr. 82 Bernabe
[PEG II.3, 40]); auch die Zahl der Musen schwankt in der Überlieferung (vgl.
Mayer 1933, 687,50-91,8, West 1966, 176).
Über den Inhalt der anderen nach den Musen benannten Komödien lässt
sich kaum eine sichere Aussage treffen. Aus Epicharms Mousai sind fast aus-
chließlich Fragmente in trochäischen Tetrametern über Meerestiere überliefert
(vgl. aber fr. 92, wo davon die Rede ist, dass Athene einen Waffentanz der
Dioskuren auf dem Aulos begleitet). Aus Phrynichos’ 405 v. Chr. aufgeführ-
ten Mousai ist ein Nachruf auf Sophokles erhalten (fr. 32), und ein weiteres
Fragment deutet auf eine Abstimmung, bei der es um Verurteilung oder
Freispruch ging (fr. 33); worum es in dem Stück ging, bleibt aber unklar (vgl.
jetzt Stama 2014 (FrC 7), 190-6). Kein direkter Bezug auf die Musen ist im
einzigen erhaltenen Fragment der Mousai des Euphanes (fr. 1) erkennbar.
Inhalt Der Titel lässt eine Behandlung der Geburt der Musen und vielleicht
auch schon der Anfänge ihres Wirkens unter den Göttern und Menschen