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Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0075
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Κένταυρος (Kentauros)
(„Der Kentaur“)

Diskussionen Bothe 1855, 325; Edmonds I (1957) 931 Anm. d; PCG VII (1989)
44 (vgl. III.2 (1984) 159); Storey, FOCII (2011) 389.
Titel Der Titel wird in den beiden Zitaten aus dem Stück im Singular (Antiatt.
p. 89,5 [fr. 11] und, weiter korrumpiert zu έν τω Ταύρω, in der Synag. B α
134 [fr. 10]), in der Sudaliste dagegen im Plural Κένταυροι angegeben (Sud.
v 407 = test. 1).
Der Titel Κένταυρος ist auch als Alternativtitel eines der Δράματα-
Stücke des Aristophanes, und dann mehrmals im 4. und 3. Jh. v. Chr. (Ophe-
lion, Timokles, Lynkeus, Theognetos) bezeugt. Eine Komödie mit dem
Titel Κένταυροι ist (allein durch Sud. α 3409 = Apolloph. test. 1) auch für
Apollophanes bezeugt. In der Tragödie vgl. im 4. Jh. v. Chr. den Κένταυρος des
Chairemon (TrGF 71 F 9a-ll; nach Arist. Poet. 1447b20 eine μικτή ραψωδία
έξ απάντων των μέτρων, nach Athen. 13,608e ein δράμα πολύμετρον).
Zu den Kentauren, mythischen Mischwesen aus Pferd und Mensch,
und ihrer Darstellung in der Komödie vgl. Orth 2013 (FrC 9.1), 373-4 zu
Apollophanes’ Κένταυροι.
Inhalt Im Mittelpunkt von Nikochares’ Stück dürfte ein Kentaur gestanden
haben, vielleicht in einem spezifischeren mythischen Kontext.81 Er könnte
sowohl durch animalische Wildheit als auch (wie Cheiron) durch besondere
Kentnisse und Kultiviertheit charakterisiert sein konnte (vgl. Orth 2013 (FrC
9.1), 373-4). Aber selbst eine Figur wie Cheiron dürfte in der Komödie in
stärker karikierender Weise dargestellt worden sein: Vgl. die sog. Chiron-Vase,
einen auf ca. 380-70 v. Chr. datierbaren apulischen Glockenkrater (British
Museum F 151) mit der Darstellung von Cheiron im komischen Kostüm, der
mit Hilfe von zwei Sklaven (einer mit dem Namen Xanthias) mit Mühe eine
Treppe hinaufsteigt (die Szene zeigt auch zwei Nymphen, und einen Jungen,
der als einziger kein komisches Kostüm trägt und allgemein mit Achill iden-
tifiziert wird); vgl. Taplin 1993, 61-2 (mit plate 12.6), Walsh 2009, 216-7 mit
Abb. 89, Storey, FOCIII (2011) 433-4.
Datierung Für die Datierung fehlen jegliche Anhaltspunkte.

81 Denkbar wäre z. B. auch eine Verbindung mit dem Mythos von Herakles (dem
Titelhelden zweier weiterer Komödien des Nikochares), etwa wenn dessen Kampf
mit Pholos (wie vielleicht in Aristophanes’ Dramata e Kentauros) oder Nessos the-
matisiert wurde.
 
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