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Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0078
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Κρήτες (Kretes)
(„Die Kreter“)

73

Diskussionen Schmid 1946, 167; Edmonds I (1957) 931 Anm. e; PCG VII
(1989) 45; Storey, FOCII (2011) 389.
Titel Eine Komödie mit dem Titel Κρήτες ist für Nikochares durch Sud.
v 407 (= test. 1) und Poll. 7,83 und 10,141 (= fr. 12) bezeugt. Eine Tragödie
mit demselben Titel schrieb Euripides (fr. 471a-472g Kn.), eine gleichnami-
ge Komödie Nikochares’ Zeitgenosse Apollophanes (fr. 5-8); vgl. daneben
auch Menanders Άνδρόγυνος ή Κρής und den Cretensis des lateinischen
Mimendichters Decimus Laberius.
Die Kreter spielen im klassischen Drama hauptsächlich in den Mythen
des kretischen Sagenkreises eine Rolle (vgl. Arnott 1996, 459 Anm. 1 und
Storey, FOCI 87). Euripides’ Kretes behandelten den Mythos der Pasiphae und
spielten nach der Geburt des Minotauros (vgl. Collard/ Cropp 2008a, 529-33).
Zu den mit den Kretern der Vergangenheit und Gegenwart im klassischen
Griechenland verbundenen Assoziationen vgl. Goebel 1915, 77-81, und vgl.
insgesamt Orth 2013 (FrC 9.1), 376-7.
Inhalt Der Titel deutet auf einen Chor von Kretern. Ob es sich dabei um eine
Bearbeitung einer Tragödie mit dem Titel Kretes handelte (und damit ein Stück
über den kretischen Sagenkreis) oder eine Gruppe zeitgenössischer Kreter
im Mittelpunkt stand, ist unbekannt. Die vergleichsweise geringe politische
Bedeutung der Kreter in klassischer Zeit spricht eher für erstere Möglichkeit,82
auch wenn das einzige aus dem Stück erhaltene Fragment keine Hinweise auf
eine mythische Handlung enthält.
Plausibel erscheint aus mehreren Gründen ein Bezug auf Euripides’ Kretes
(auch wenn sich dieser aus dem einen erhaltenen Fragment nicht weiter stüt-
zen lässt):83
(1) Der in diesem Stück behandelte Mythos der Pasiphae hat großes komi-
sches Potential (vgl. Storey, FOC II 389) und stand auch im Mittelpunkt von
Alkaios’ Pasiphae (vgl. Orth 2013 (FrC 9.1), 120-1);

82 Dasselbe gilt grundsätzlich auch für Apollophanes’ Kretes (für die ich in FrC 9.1,
378 eher zu einem Bezug auf zeitgenössische Kreter tendiere), aber in beiden Fällen
ist eine Entscheidung unmöglich.
83 Die Möglichkeit eines Bezugs auf Euripides’ Kretes sieht schon Schmid 1946, 167
in Betracht (der ebenso auch einen Bezug von Nikochares’ Lemniai auf die gleich-
namige Tragödie des Sophokles vermutet).
 
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