Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2000 — 2001

Zitierlink: 
https://digi.hadw-bw.de/view/jbhadw2000/0102
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
9. Dezember 2000

113

angehören, vorzubereiten. Dies führt häufig dazu, dass man eines dieser Themen spä-
ter weiter betreibt. Einige Zeit nachdem ich in Heidelberg war, begann ich über eines
dieser Themen zu arbeiten, über die Anderson-Lokalisierung. Darunter versteht man,
dass in einer ungeordneten zum Beispiel amorphen Substanz ein Teil der Elektronen-
zustände, vor allem diejenigen nahe der Bandkante, lokalisiert werden, während
Zustände im Zentrum des Bandes ausgedehnt sind. Je nachdem, ob diese Zustände bis
in den Bereich der ausgedehnten oder lokalisierten Zustände aufgefüllt sind, ist das
Material leitend oder ein Isolator. Dieses System entzog sich lange der theoretischen
Beschreibung. Es trägt viele Züge eines kritischen Phänomens. Der kritische Punkt ist
hier die Grenzenergie zwischen ausgedehnten und lokalisierten Zuständen. Aber sein
Ordnungsparameter blieb lange verborgen: Es ist die Zustandsdichte und sie ver-
schwindet ausnahmsweise nicht am kritischen Punkt.
In jüngster Zeit habe ich begonnen, mich mit stark korrelierten Systemen zu befas-
sen, und erprobe ein Verfahren, mit dem die zu Grunde liegenden Wechselwirkungen
diagonalisiert werden. Auch von diesem Problem wie von den vorher beschriebenen
geht eine große Faszination aus: Zum einen ist die Festkörperphysik reich an Sub-
stanzen, deren Eigenschaften es noch zu verstehen gilt, zum anderen ist es faszinierend
zu sehen, wie physikalische Eigenschaften ihre Entsprechungen in mathematischen
Strukturen finden.
Zum Schluss möchte ich Ihnen nochmal sehr herzlich danken für die Ehre, die Sie
mir mit der Aufnahme in die Akademie erwiesen haben, und den durch die Zugehörig-
keit gegebenen Möglichkeiten des Gedankenaustauschs.

8. Herr Althaus hält einen Vortrag: „Sicherung und Erhaltung historischer Bauwerke.
Denkmalpflegerische Grundsätze und materielle Möglichkeiten“
Historische Bauwerke sind ein Kulturerbe, dessen Pflege und Erhaltung ein wichtiges
Anliegen der modernen Gesellschaft ist. Nach vielen Irrwegen in den letzten beiden
Jahrhunderten besteht heute weitgehend Konsens darüber, dass Pflege und Konser-
vierung Vorrang vor Restaurierung und - häufig entstellender - Rekonstruktion haben
müssen. Schutz und Pflege der Denkmäler ist als „Denkmalpflege“ heute weitgehend
institutionalisiert und bei Ämtern und Behörden angesiedelt. Die Grundsätze und
Methoden zur Durchführung von Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen jedoch sind
Gegenstand von Diskussion, wissenschaftlicher Forschung und praktischem Experi-
mentieren.
Weitgehend anerkannt sind Grundsätze zur Denkmalpflege, die auf internationalen
Symposien erarbeitet und formuliert wurden. In erster Linie zu nennen sind die
„Charta von Venedig“ von 1964 und die „Guidelines for the Management of World
Cultural Heritage Sites“ von 1990. In ihnen sind die Prinzipien zusammengefasst, die
die moderne Denkmalpflege im Umgang mit Baudenkmälern akzeptiert. Sie sind nicht
rechtlich verbindlich, doch wird ein Verstoß gegen sie als Kunstfehler angesehen und
geächtet. Obwohl die Grundsätze im internationalen Rahmen aufgestellt und verab-
schiedet wurden, bestehen dennoch von Land zu Land deutliche Unterschiede in
Interpretation und Anwendung.
Ein wesentlicher Aspekt der Pflege historischer Monumente ist die Erhaltung der
historischen Substanz. Leider wird diese im Vergleich zum ideellen und kunsthistori-
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften