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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2000 — 2001

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Tätigkeitsberichte

Unter drei Riesenfiguren sind zwei außergewöhnliche Zeichnungen, die durch Schlan-
genmotive ergänzt sind und zu denen Hand- und Fußabdrücke gehören. Mit diesen
Gravuren hat sich die Zahl der für die Felsbildregion am Oberen Indus charakteristi-
schen Gigantenbilder auf über 40 erhöht. Im östlichen Teil der freien Fläche liegen die
Ruinen eines aus großen Steinblöcken errichteten Rechteckhauses, dessen Rückfront
durch mächtige Felsen gebildet wird. Reste einer aus mehreren runden oder ovalen
Räumen bestehenden Ansiedlung, die sich eng aneinander gebaut um einen großen
Rechteckraum gruppiert, fanden sich im Westteil des Sandplateaus. Nach Westen führt
durch einen durch Steinplatten angedeuteten Zugang der Weg entlang des steilen Hang-
abfalls zu einem kleinen Felsvorsprung, auf dem ein großes quadratisches Gebäude
errichtet war. Von diesem hoch über dem alten Weg liegenden Platz geht der Blick ins
Industal zur antiken Kontrollstation von Thak-West auf der anderen Talseite, so daß
dieser Vorposten von Ba Das eine ähnliche Funktion an der alten Verkehrsroute ein-
genommen haben muß.
Auf dem nördlichen Indusufer liegt 4 km flußabwärts von Ges Pajin (Ke Ges) und
nahe der Einmündung des Ges Gah ein Gukona genannter Platz, der eine bisher unbe-
kannte Wegestation auf der von Thalpan nach Gor führenden Route darstellt. Der Ort
dürfte als Übergang mit einer Fähre geeignet gewesen sein, um den Weg von der ande-
ren Talseite etwa von Bunar Gah ins entfernte Astor Tal zu nehmen. Die besondere
Bedeutung von Gukona für eine zukünftige Dokumentation liegt in der großen Zahl
an Brähmi- und sogdischen Inschriften, die auf den zum Indusufer steil abfallenden
Felsen teilweise in großer Höhe in natürlichen Nischen angebracht sind. Auf den Fel-
sen und Steinen, die den Pfad zum ausgebauten Weg zwischen Thalpan und Ges
begleiten, wurden weitere Inschriften und Stüpa-Zeichnungen, aber auch postbuddhi-
stische Bilder von Kriegern mit Äxten und Scheiben beobachtet.
In Baltistan wurden in der großen buddhistischen Höhensiedlung Zoapri oberhalb
von Shigar vorläufig letzte Arbeiten unternommen. Der 1998 erstellte topographische
Plan wurde um weitere, nicht erfaßte Bauten im Südteil und um die Stüpas 1, 3 und 4
ergänzt. Am alten Aufweg, der vom Ergalza-Tal unterhalb des Shigar-Fort zur „Sied-
lung der Feen“ hinaufführt, wurde eine weitere Brähmi-Inschnft gefunden. Unterhalb
des steilen, die Siedlung überragenden Bergrückens liegen vor ihrem befestigten
Zugang mehrere ovale Steinkammergräber und die Reste eines weiteren großen Stüpa.
Aus den durch Raubgrabungen innerhalb der Siedlung und in Gräbern entstandenen
Gruben wurden Holzkohlenproben geborgen, deren 14C-Analysen eine Datierung
zwischen 350-550 n. Chr. ergab. Damit dürften die buddhistischen Felszeichnungen
mit der ausgedehnten Bebauung gleichzeitig entstanden sein.
In Peshawar wurden mit dem Direktor der Archäologischen Abteilung der Univer-
sität, Dr. Muhammad Farooq Swati, Möglichkeiten einer zukünftigen Zusammen-
arbeit mit der Eurasien-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts und der
Forschungsstelle besprochen. In der Deutschen Botschaft konnte mit dem Botschafter
Hans-Joachim Daerr eine Wiederholung der Ausstellung des Felsbildprojektes an der
Universität Peshawar vereinbart werden. Die Planung zukünftiger Feldarbeit und
möglicher Rettungsgrabungen in den durch Raubgrabung bereits zerstörten oder
bedrohten antiken Siedlungen und Nekropolen in den Nordgebieten konnte in der
Altertümerverwaltung zu Karachi mit dem Generaldirektor Saeed ur-Rehman disku-
tiert werden. Zur Errichtung eines Regionalmuseums in Gilgit liegt immer noch keine
Entscheidung vor.
 
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