Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2000 — 2001

Zitierlink: 
https://digi.hadw-bw.de/view/jbhadw2000/0179
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
190

Tätigkeitsberichte

21. Spanisches Wörterbuch des Mittelalters
Diccionario del espanol medieval (DEM)
Vollständige Bestandsaufnahme, lexikographische Bearbeitung und sprachhistorisch
kommentierte Darstellung des spanischen Wortschatzes von den ersten Belegen im
10. Jahrhundert bis ca. 1400. Erstes exhaustives Periodenwörterbuch der spanischen
Sprache.
Mitglieder der Kommission:
Die ordentlichen Mitglieder der Akademie Kurt Baidinger (Vorsitzender), Eugenio
Coseriu, Brigitte Schlieben-Lange (f); Prof. Dr. German Colon, Basel; Prof. Dr. Jutta
Langenbacher-Liebgott, Paderborn; Prof. Dr. Jean Roudil, Paris.
Leiter der Forschungsstelle: Prof. Dr. Bodo Müller.
Mitarbeiter: Dr. Eva-Maria Guida, Peter Michael Pitzer M.A., Raquel Montero
Munoz M.A. (bis 31.3.), Claudia Keller M.A. (ab 1.4., halbe Stelle), Annette Latter-
mann M.A. (ab 1.4., halbe Stelle).
Mit der Publikation des Faszikels 20 (alabar - albanal, dazu verschiedene Indices)
liegt im Jahr 2000 der Band II des Wörterbuchs abgeschlossen vor. Er umfaßt das
Vokabular von ademäs bis albanal. Im Dezember konnte noch der Faszikel 21, der
erste von Band III, in den Druck gegeben werden. Mit ihm ist das Lemma albura
„Eiweiß“, das zur großen Familie des im Neuspanischen von blanco verdrängten
Farbadjektivs albo < lat. ALBUS gehört, erreicht. Inzwischen sind auch die Vorberei-
tungen für Faszikel 22 und folgende weit fortgeschritten: Die Hälfte der Artikel für 22
ist redigiert; bei der Vorausordnung und -lemmatisierung des Formenmaterials der
Datenbank wird schon an der Mikrostruktur für 23 und 24 gearbeitet.
Es hat sich erneut bestätigt, daß der DEM jedes vierte bis fünfte Wort zum ersten
Mal nachweist, also neu in die lexikologische Forschung einbringt, daß jedes zweite
Wort eine wesentliche Erweiterung seiner bisher bekannten Bedeutungsfunktion(en)
erfährt und gleichfalls jedes zweite früher datiert werden kann, als es die unzureichen-
de Textauswertung bis jetzt erlaubt hatte. Welche sprachhistorischen und kulturge-
schichtlichen Konsequenzen sich aus der Kenntnis der Erstdatierung ergeben können,
zeigt der Fall albergo „Unterkunft, Herberge“ in Fasz. 21: Corominas erklärte das
Wort im ‘Diccionario critico etimolögico Castellano e hispänico’ (I, 1980, 118a) zum
„Italianismus ohne Verwurzelung im Spanischen“, denn er kannte nur einen Erstbeleg
bei Cervantes. Der ,Diccionario histörico de la lengua espanola‘ hatte 1974 einen
ersten Beleg von ca. 1508 beigebracht, der mit Corominas’ These noch zu vereinbaren
war. Der Artikel albergo des DEM weist nun jedoch eine Kontinuität schon von ca.
1350 ab nach, d.h. eine Frühverwendung, die der Annahme eines italienischen
Ursprungs den Boden entzieht. Einmal mehr hat sich bei der Bearbeitung des spani-
schen Wortschatzes herausgestellt, daß der italienische Kultureinfluß in der spanischen
Sprachgeschichte überschätzt worden ist. Mit der neuen Erstdatierung erweist sich
albergo als direkter Reflex des französisch-okzitanischen halbere und bezeugt den
starken Einfluß, den Frankreich auf das Spanien der Reconquista und den Ausbau
seines Wortschatzes ausgeübt hat.
Das Forschungsprojekt ist am 4. Mai als eines der ersten innerhalb des Akademie-
Programms von externen Gutachtern evaluiert worden. Was den Ausgang der Über-
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften