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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2006 — 2006

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I. Das Geschäftsjahr 2006
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Antrittsreden
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Frick, Werner: Antrittsrede vom 15. Juli 2006
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https://doi.org/10.11588/diglit.66961#0119
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Werner Frick

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Antrittsrede von Herrn WERNER FRICK

an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 15. Juli 2006.


Verehrter Herr Präsident,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
offenbar gibt es Gefühlslagen, die auch durch Wieder-
holung nichts von ihrem, ich will nicht sagen: Schrecken,
aber doch bestimmt von ihrem gemischten Charakter ver-
lieren: Als vor einigen Monaten die Nachricht eintraf,
die Heidelberger Akademie wolle mich zu den Ihren
berufen, da erging es mir, wie es mir einige Jahre zuvor
schon einmal gegangen war, als mich, damals Professor
an der Georg-August-Universität, die Göttinger Aka-
demie zum Mitglied gewählt hatte: Man freut sich ganz

außerordentlich, weiß um die große Ehre und ist von Herzen dankbar dafür ... —
aber man erschrickt doch auch und fragt sich ein klein wenig beklommen und mit
einer Art von „Gustav Aschenbach-Effekt“, ob es nun schon so weit mit einem

gekommen sei, auch: ob die Auszeichnung einen denn wirklich und überhaupt mei-
nen könne und ob die Akademie sich das auch wirklich reiflich überlegt habe. Nun
sind Akademien bekanntlich Institutionen der kollektiven Besonnenheit und über-

legenen Einsicht, sie haben einen langen Atem und handeln im allgemeinen nicht
aus spontanen Launen heraus, und so tröstet man sich am Ende mit dem Vorsatz, man
wolle sich jedenfalls sehr darum bemühen, die widerfahrene Auszeichnung mit der
Zeit auch tatsächlich zu verdienen und ein aktives und brauchbares Akademiemit-
glied, wenn schon nicht bereits zu sein, so doch vielleicht eines nicht zu fernen Tages
zu werden. Dieses Bemühen jedenfalls kann ich Ihnen zusagen: Ich danke Ihnen für
Ihr Vertrauen und freue mich sehr darüber, daß Sie mich in Ihre Reihen aufnehmen
wollen. Gerade weil ich mich auch meiner ,alten4 Göttinger Akademie weiterhin ver-
bunden fühle, der ich nach meinem Wechsel nach Freiburg im entpflichteten Status
eines „ordentlichen auswärtigen Mitglieds“ weiterhin angehöre, bin ich froh darü-
ber, daß die Berufung in die Heidelberger Akademie es mir künftig wieder ermög-
lichen wird, mich tatsächlich und aktiv am Leben einer großen wissenschaftlichen
Gesellschaft zu beteiligen und mich für ihre Belange zu engagieren.
Über meine Person und meinen Werdegang gibt es nicht viel Aufregendes zu
sagen: Ich bin geboren und aufgewachsen in einem kleinen Städtchen des Nord-
schwarzwalds, Altensteig im Nagoldtal (etwa auf halber Strecke zwischen Stuttgart
und Straßburg), habe dort, in bevorzugter Landschaft und einer durchaus nicht ver-
achtenswerten pädagogischen Provinz, die Schule besucht, früh sehr intensiv musi-
ziert und vor allem, fast so weit, wie ich zurückdenken kann, leidenschaftlich gele-
sen: Ganz frühe Erinnerungen knüpfen sich an die Vorlesestunden meines Vaters mit
seiner sonoren Baßstimme (ich wüßte gern, ob es das heute noch gibt, solche inten-
siven Leseerfahrungen im kleinen familiären Zirkel), später kamen die Anregungen
 
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