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ANTRITTSREDEN
auch andere Dinge: die Ausbildung ausgezeichneter Studenten - diese sind von den
grundlegenden Fragen besonders stark angezogen — und ein Beitrag zu einem leben-
digen Institut, Physikfakultät und Universität. Auch das macht mir durchaus Spaß,
vor allem die Arbeit mit jungen Wissenschaftlern. Aber es kostet auch viel Zeit,
besonders auch, wenn man Erfolg hat. Da gibt es dann durchaus auch Konfliktpo-
tential mit meiner Forschungszeit, und es ist vielleicht ganz gut, dass ich dann
manchmal den „Trieben meiner Neurose“ folge, auf meinem Balkon sitze und rech-
ne, und spontan entscheide: Da bleibst Du jetzt mal, lass mal im Institut geschehen,
was da will. Denn schließlich steht und fällt der Erfolg unserer Anstrengungen dann
doch letztendlich mit der Kraft unserer Forschung.
Manche werden wohl denken: klingt alles sehr idealistisch, ist es auch wahr?
Wie steht es denn mit den nicht so herausposaunten Triebkräften, was ist mit Geld
und Ehre? Nun, von Geld will ich heute nicht sprechen, man braucht’s halt. Ehre ist
schon eher ein Thema für den heutigen Tag — Anerkennung gehört durchaus auch
zu den schönen Dingen im Leben. Und so schätze ich die Ehre, in Ihren illustren
Kreis aufgenommen zu werden, sehr und möchte mich herzlich bedanken. Ich bin
mit Ehre ja in der letzten Zeit durchaus reich beschenkt worden — vielleicht auch
über das Maß hinaus, das meinen Leistungen entspricht. Der Max-Planck For-
schungspreis hat mir auch ganz praktisch vieles leichter gemacht. Aber auch das mit
der Ehre ist zweischneidig: Vom Nachruhm hat man als Toter bekanntlich nichts
mehr, und gegenwärtiger Ruhm ist immer auch mit Verantwortung und damit mit
Arbeit verbunden. Daher kommt mir doch öfters der Gedanke: „Solange Du noch
forschen willst, sollte die Geschichte mit der Ehre lieber bei einem vernünftigen
Maß bleiben.“.
Damit ich nun das Thema nicht gänzlich verfehle, soll hier noch ein kurzer
Überblick über meinen Werdegang folgen. Geboren wurde ich 1952 in Freiburg, in
einer Stadt, mit der ich mich auch heute noch sehr verbunden fühle. Schließlich
wohnen Mutter, Bruder und meine beiden Töchter dort. Nach drei ersten Studien-
jahren in Paris und Köln habe ich dann in Freiburg 1978 mein Physikstudium abge-
schlossen und dort 1979 promoviert. Mein Doktorvater, Herr Honerkamp, der ja
hier im Raum sitzt, hat mir dabei viel freies Spiel gelassen. Dafür bin ich ihm heute
noch sehr dankbar. Von 1981 bis 1985 war ich in Genf am europäischen For-
schungszentrum CERN mit einem Zwischenaufenthalt als Assistent in Bern. Es
folgte meine erste Dauerstelle beim Forschungszentrum DESY in Hamburg — eine
wundervolle Zeit mit viel wissenschaftlicher Freiheit. Seit 1992 habe ich nun in Hei-
delberg einen Lehrstuhl für theoretische Physik. Dabei bin ich Nachfolger von
Herrn Stech, über dessen Anwesenheit hier ich mich sehr freue. Und auf diesem
Stuhl sitze ich sehr glücklich.
ANTRITTSREDEN
auch andere Dinge: die Ausbildung ausgezeichneter Studenten - diese sind von den
grundlegenden Fragen besonders stark angezogen — und ein Beitrag zu einem leben-
digen Institut, Physikfakultät und Universität. Auch das macht mir durchaus Spaß,
vor allem die Arbeit mit jungen Wissenschaftlern. Aber es kostet auch viel Zeit,
besonders auch, wenn man Erfolg hat. Da gibt es dann durchaus auch Konfliktpo-
tential mit meiner Forschungszeit, und es ist vielleicht ganz gut, dass ich dann
manchmal den „Trieben meiner Neurose“ folge, auf meinem Balkon sitze und rech-
ne, und spontan entscheide: Da bleibst Du jetzt mal, lass mal im Institut geschehen,
was da will. Denn schließlich steht und fällt der Erfolg unserer Anstrengungen dann
doch letztendlich mit der Kraft unserer Forschung.
Manche werden wohl denken: klingt alles sehr idealistisch, ist es auch wahr?
Wie steht es denn mit den nicht so herausposaunten Triebkräften, was ist mit Geld
und Ehre? Nun, von Geld will ich heute nicht sprechen, man braucht’s halt. Ehre ist
schon eher ein Thema für den heutigen Tag — Anerkennung gehört durchaus auch
zu den schönen Dingen im Leben. Und so schätze ich die Ehre, in Ihren illustren
Kreis aufgenommen zu werden, sehr und möchte mich herzlich bedanken. Ich bin
mit Ehre ja in der letzten Zeit durchaus reich beschenkt worden — vielleicht auch
über das Maß hinaus, das meinen Leistungen entspricht. Der Max-Planck For-
schungspreis hat mir auch ganz praktisch vieles leichter gemacht. Aber auch das mit
der Ehre ist zweischneidig: Vom Nachruhm hat man als Toter bekanntlich nichts
mehr, und gegenwärtiger Ruhm ist immer auch mit Verantwortung und damit mit
Arbeit verbunden. Daher kommt mir doch öfters der Gedanke: „Solange Du noch
forschen willst, sollte die Geschichte mit der Ehre lieber bei einem vernünftigen
Maß bleiben.“.
Damit ich nun das Thema nicht gänzlich verfehle, soll hier noch ein kurzer
Überblick über meinen Werdegang folgen. Geboren wurde ich 1952 in Freiburg, in
einer Stadt, mit der ich mich auch heute noch sehr verbunden fühle. Schließlich
wohnen Mutter, Bruder und meine beiden Töchter dort. Nach drei ersten Studien-
jahren in Paris und Köln habe ich dann in Freiburg 1978 mein Physikstudium abge-
schlossen und dort 1979 promoviert. Mein Doktorvater, Herr Honerkamp, der ja
hier im Raum sitzt, hat mir dabei viel freies Spiel gelassen. Dafür bin ich ihm heute
noch sehr dankbar. Von 1981 bis 1985 war ich in Genf am europäischen For-
schungszentrum CERN mit einem Zwischenaufenthalt als Assistent in Bern. Es
folgte meine erste Dauerstelle beim Forschungszentrum DESY in Hamburg — eine
wundervolle Zeit mit viel wissenschaftlicher Freiheit. Seit 1992 habe ich nun in Hei-
delberg einen Lehrstuhl für theoretische Physik. Dabei bin ich Nachfolger von
Herrn Stech, über dessen Anwesenheit hier ich mich sehr freue. Und auf diesem
Stuhl sitze ich sehr glücklich.