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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2006 — 2006

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I. Das Geschäftsjahr 2006
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Wissenschaftliche Sitzungen
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Sitzung der Phil.-hist. Klasse am 10. Februar 2006
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Hausmann, Frank-Rutger: Die Anfänge der italienischen Literatur aus der Praxis des Rechts
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https://doi.org/10.11588/diglit.66961#0054
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SITZUNGEN

7. Verschiedenes: Herr Reinhard berichtet von der erfolgreichen Evaluation des
WIN-Programms am 26. und 27. Januar 2006.
WISSENSCHAFTLICHE SITZUNG
Herr Frank-Rutger Hausmann hält einen Vortrag: „Die Anfänge der italienischen
Literatur aus der Praxis des Rechts“.
Obwohl das hochmittelalterliche Italien seinen europäischen Nachbarn politisch,
ökonomisch und wissenschaftlich überlegen war, setzte seine volkssprachliche Lite-
ratur wesentlich später (Ende 11./Anfang 12. Jahrhundert) ein als die althochdeut-
sche, altenglische oder altfranzösische. Für diese Verzögerung wurde bisher insbeson-
dere die Vorstellung der Italiener verantwortlich gemacht, sich als Nachfolger der
alten Römer zu betrachten. Die italienischen Dialekte wurden als Sprechvarianten
des Lateins betrachtet, das später eine festgefügte und unveränderbare grammatica
erhalten habe. Dies erklärt, daß sich mehrere italienische Schriftsteller für das Fran-
zösische oder Okzitanische entschieden, wenn sie in der Volkssprache schreiben
wollten. Beide Sprachen waren im Mittelmeerraum weit verbreitet und boten auf-
grund einer lange zurückreichendenVerschriftlichung eine Vielzahl von Modellen als
Orientierungshilfen an. Dennoch war der Übergang vom Latein zumVolgare auch
in Italien nicht aufzuhalten, weil nur noch die Gebildeten Latein verstanden. Nach-
dem juristische Zeugenbefragungen und Beichtspiegel in der Volkssprache kodifi-
ziert wurden, begannen Richter, Notare und Kleriker, zunächst spielerisch, auch
nicht-pragmatische Texte in der Volkssprache zu fixieren. Diese frühen Texte, von
denen knapp zwanzig erhalten sind, entsprangen der Mündlichkeit, waren sog. ein-
fache Formen, doch aus der Vorgeschichte der italienischen volkssprachlichen Lite-
ratur, die die meisten Literaturgeschichten erst mit dem „Sonnengesang“ des Hl.
Franz von Assisi (1224—26) beginnen lassen, sind sie nicht fortzudenken. Der Vortrag
zeichnet anhand dieser ältesten volkssprachlichen Texte den Prozeß der Herausbil-
dung der italienischen Volgare-Literatur nach.
Der vollständige Vortrag ist unter dem oben genannten Titel in der Schriftenreihe
der Phil.-hist. Klasse erschienen.

Gesamtsitzung am 11. Februar 2006
GESCHÄFTSSITZUNG
Es liegen der Akademie drei Zuwahlvorschläge vor: Christof Wetter ich (Theoreti-
sche Physik/Heidelberg), Jürgen Leonhardt (Klassische Philologie/Tübingen) und
Joseph Maran (Ur- und Frühgeschichte/Heidelberg). Der Sekretär der Mathema-
tisch-naturwissenschaftlichen Klasse stellt den Vorschlag Wetterich, der Sekretär der
 
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