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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2007 — 2007

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I. Das Geschäftsjahr 2007
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Öffentliche Veranstaltungen
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Vortrag in der Landesvertretung Baden-Württembergs in Berlin: Wissenschaftliche Kompetenz und politische Verantwortung
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Begrüssung durch den amtierenden Präsidenten Hermann Hahn
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https://doi.org/10.11588/diglit.66959#0114
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Wissenschaften gegründet worden. Im Ostflügel des Mannheimer Schlosses hat sie
40 Jahre lang gearbeitet. In ihrer kurzen Blütezeit zeichnete sich die kurpfälzische
Akademie übrigens besonders in landesgeschichtlichen, landeskundlichen und
meteorologischen Studien aus, also in vielerlei Hinsicht heutigen Projekten ver-
wandt und dies auch mit dem Anspruch eines gewissen Nutzens für unseren Lebens-
alltag. Nach dem Weggang des Kurfürsten Karl Theodor nach München 1778 ist die
Geschichte der Akademie freilich nur noch die Geschichte ihres allmählichen Nie-
dergangs. Als die Restpfalz 1802/3 an Baden fiel, kam das Aus. Die reichen Samm-
lungen der Theodoro-Palatina wanderten 1802 nach München. Ein Jahr später,
1803, wurde sie förmlich geschlossen und ihr Vermögen der Bayerischen Akademie
der Wissenschaften übertragen.
Wir wollen die 1909 gegründete Heidelberger Akademie der Wissenschaften
sicher nicht als die lineare Fortführung der Kurpfälzischen Akademie bezeichnen,
denn in der Zeit, die zwischen ihrer Gründung und dem Emstellen der Arbeiten ver-
gangen war, haben sich weitere deutsche Akademien (in Berlin, München, Göttin-
gen) entwickelt, die im 19. Jahrhundert eine andere Ausprägung angenommen hat-
ten; sie waren das unmittelbarere Vorbild für die Wiedergründung 1909 im kurpfäl-
zischen Raum als Heidelberger Akademie.
Bei der Wiedergründung dieser Akademie der Wissenschaften, die der Mann-
heimer Industrielle und Mäzen Heinrich Lanz durch eine großzügige Stiftung mög-
lich machte, ergab sich etwas, was heute immer wieder in der Diskussion um
Akademien der Wissenschaften zu lebhaften Diskussionen führt, nämlich die Bezie-
hung zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Gelegentlich stehen heute die
uns bekannten Akademien der Wissenschaften, also die Akademien der Länder, eher
in dem Ruf die letzten Elfenbeintürme zu sein, sich auf Forschungen verlegt zu
haben, deren Nutzen niemandem außerhalb des engen Kreises der interessierten
Zünfte mehr einsichtig sei. Damals waren die Arbeiten bei der Erstgründung der
kurpfälzische Akademie auch dem Praktischen zugewandt, das Stichwort Meteoro-
logie signalisiert es etwas. Heute findet, nicht nur im Kreise der Eingeweihten, eine
lebhafte Diskussion statt, ob die bisherigen Betätigungsfelder dieser Akademien die
einzigen bleiben sollen. Wir glauben, daß unsere Verantwortung in und für unsere
Gesellschaft einen intensivierten Dialog mit der Öffentlichkeit, einen Dialog mit
denjenigen Exponenten aus Wirtschaft und Politik, die unseren Alltag gestalten, ver-
langt. Die Akademien der Wissenschaften müssen beides anstreben, Bastionen der
Forschung zu sein und Verantwortung für das Morgen zu tragen.
Dem Gründungsgedanken, die herausragenden Wissenschaftler des Landes
zum fächerübergreifenden Gespräch und zu unabhängiger Forschung zusammenzu-
führen, ist die Heidelberger Akademie treu geblieben. Die Akademie veranstaltet dar-
über hinaus in vermehrtem Umfang wissenschaftliche Tagungen sowie öffentliche
Vortragsreihen und fördert junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Zuneh-
mend bringt die Akademie ihr Forschungspotenzial und den wissenschaftlichen
Sachverstand ihrer Mitglieder in die Gestaltung gesellschaftlicher und politischer
Prozesse em. Em Beispiel mag dies illustrieren; Im März 2003 richtete die Heidel-
berger Akademie eine Konferenz der deutschen Akademien der Wissenschaften zum
 
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