140 | ANTRITTSREDEN
tigen Veränderungen an unserer Schule führte: sie wurde 1965 in einer eindrucks-
vollen und unvergesslichen Festveranstaltung in Willstätter-Gymnasium umbenannt,
nach dem Chemienobelpreisträger von 1915, Richard Willstätter, der dort einmal
selbst Schüler war. Das Leben, Schicksal und Werk dieses herausragenden jüdischen
Wissenschaftlers - nachzulesen in seinen Memoiren, die ich als Chemie-Abiturpreis
bekam - beeindrucken mich bis heute zutiefst. Die Umbenennung unserer Schule,
die vom Willstätter-Schüler und Heidelberger Nobelpreisträger Richard Kuhn vor-
genommen wurde, hat dazu geführt, dass mit Industriespenden Schullaboratorien
geschaffen wurden, die hervorragend ausgerüstet waren und mir später auch noch
während des Grundstudiums in den Semesterferien Arbeitsmöglichkeiten boten, die
mit denen mancher Universitäts-Praktika durchaus mithalten konnten.
Ich habe im Wintersemester 1966/67 an der Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg mit dem Studium der Chemie begonnen, habe im Mai 1970
das Diplom abgelegt und im Juni 1970 geheiratet. Im zwölften Semester habe ich
bei einem der jüngeren Dozenten am Lehrstuhl Hesse, bei Hans Hofmann, der mit
nur nicht verwandt oder verschwägert ist, und dem ich noch heute in großer
Freundschaft und in Dankbarkeit für die gewährte wissenschaftliche Freiheit ver-
bunden bin, 1973 in Organischer Chemie mit „summa cum laude“ promoviert. Ich
erhielt den Studienabschlusspreis des Fonds der Chemischen Industrie, war Promo-
tionsstipendiat des Freistaats Bayern und wurde mit dem Promotionspreis der Er-
langer Fakultät ausgezeichnet. Da meine Entscheidung für ein Verbleiben an der
Universität relativ früh gefallen war, bewarb ich mich erfolgreich um ein Liebig-
Habilitationsstipendium, mit dessen Hilfe ich noch einige Zeit in Erlangen tätig war,
bevor ich mich mit einem DFG-Postdoc-Stipendium erfolgreich um Aufnahme in
das theoretisch ausgerichtete, quantenchemisch arbeitende Team von Roald Hoff-
mann an der Cornell Umversity bewarb. Dort konnte ich im Jahr nach der Promo-
tion, kurz nach der Geburt unserer Tochter Steffi, zu forschen beginnen. Die Ent-
scheidung für Cornell war sicher eine meiner wichtigsten, vielleicht die wichtigste
berufliche Entscheidung überhaupt. Ich habe sie zu verdanken einerseits dem faszi-
nierenden Eindruck, den Roald Hoffmann als Wissenschaftler und Persönlichkeit bei
einem Gastvortrag in Erlangen auf mich gemacht hatte, zum anderen aber auch der
Beratung durch einen herausragenden ehemaligen Mitarbeiter und Postdoc Hoff-
manns, nämlich durch Ihr Akademiemitglied und meinen späteren Heidelberger
Kollegen Rolf Gleiter, bei dem ich als frisch promoviertes Greenhorn damals um
Rat nachfragte.
Es hat mich außerordentlich gefreut und befriedigt, dass unser beider Mentor,
der im Jahre 1981 mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet wurde, auf mei-
nen Vorschlag hin vor drei Jahren zum Ehrensenator der Ruperto-Carola ernannt
worden ist.
Meine Postdoc-Zeit in Cornell, in der ich mich mit quantenchemischen
Rechnungen zu Struktur und Reaktivität von metallorganischen Molekülen be-
schäftigte, musste ich leider vorzeitig abbrechen, weil innerhalb weniger Wochen zu
Hause überraschend Mutter und Schwiegermutter verstarben. In dieser Situation
zeigte sich die nicht nur wissenschaftliche sondern auch menschliche Größe Roald
tigen Veränderungen an unserer Schule führte: sie wurde 1965 in einer eindrucks-
vollen und unvergesslichen Festveranstaltung in Willstätter-Gymnasium umbenannt,
nach dem Chemienobelpreisträger von 1915, Richard Willstätter, der dort einmal
selbst Schüler war. Das Leben, Schicksal und Werk dieses herausragenden jüdischen
Wissenschaftlers - nachzulesen in seinen Memoiren, die ich als Chemie-Abiturpreis
bekam - beeindrucken mich bis heute zutiefst. Die Umbenennung unserer Schule,
die vom Willstätter-Schüler und Heidelberger Nobelpreisträger Richard Kuhn vor-
genommen wurde, hat dazu geführt, dass mit Industriespenden Schullaboratorien
geschaffen wurden, die hervorragend ausgerüstet waren und mir später auch noch
während des Grundstudiums in den Semesterferien Arbeitsmöglichkeiten boten, die
mit denen mancher Universitäts-Praktika durchaus mithalten konnten.
Ich habe im Wintersemester 1966/67 an der Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg mit dem Studium der Chemie begonnen, habe im Mai 1970
das Diplom abgelegt und im Juni 1970 geheiratet. Im zwölften Semester habe ich
bei einem der jüngeren Dozenten am Lehrstuhl Hesse, bei Hans Hofmann, der mit
nur nicht verwandt oder verschwägert ist, und dem ich noch heute in großer
Freundschaft und in Dankbarkeit für die gewährte wissenschaftliche Freiheit ver-
bunden bin, 1973 in Organischer Chemie mit „summa cum laude“ promoviert. Ich
erhielt den Studienabschlusspreis des Fonds der Chemischen Industrie, war Promo-
tionsstipendiat des Freistaats Bayern und wurde mit dem Promotionspreis der Er-
langer Fakultät ausgezeichnet. Da meine Entscheidung für ein Verbleiben an der
Universität relativ früh gefallen war, bewarb ich mich erfolgreich um ein Liebig-
Habilitationsstipendium, mit dessen Hilfe ich noch einige Zeit in Erlangen tätig war,
bevor ich mich mit einem DFG-Postdoc-Stipendium erfolgreich um Aufnahme in
das theoretisch ausgerichtete, quantenchemisch arbeitende Team von Roald Hoff-
mann an der Cornell Umversity bewarb. Dort konnte ich im Jahr nach der Promo-
tion, kurz nach der Geburt unserer Tochter Steffi, zu forschen beginnen. Die Ent-
scheidung für Cornell war sicher eine meiner wichtigsten, vielleicht die wichtigste
berufliche Entscheidung überhaupt. Ich habe sie zu verdanken einerseits dem faszi-
nierenden Eindruck, den Roald Hoffmann als Wissenschaftler und Persönlichkeit bei
einem Gastvortrag in Erlangen auf mich gemacht hatte, zum anderen aber auch der
Beratung durch einen herausragenden ehemaligen Mitarbeiter und Postdoc Hoff-
manns, nämlich durch Ihr Akademiemitglied und meinen späteren Heidelberger
Kollegen Rolf Gleiter, bei dem ich als frisch promoviertes Greenhorn damals um
Rat nachfragte.
Es hat mich außerordentlich gefreut und befriedigt, dass unser beider Mentor,
der im Jahre 1981 mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet wurde, auf mei-
nen Vorschlag hin vor drei Jahren zum Ehrensenator der Ruperto-Carola ernannt
worden ist.
Meine Postdoc-Zeit in Cornell, in der ich mich mit quantenchemischen
Rechnungen zu Struktur und Reaktivität von metallorganischen Molekülen be-
schäftigte, musste ich leider vorzeitig abbrechen, weil innerhalb weniger Wochen zu
Hause überraschend Mutter und Schwiegermutter verstarben. In dieser Situation
zeigte sich die nicht nur wissenschaftliche sondern auch menschliche Größe Roald