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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2007 — 2007

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I. Das Geschäftsjahr 2007
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Hauptmann, Harald: Kurt Böhner (29.11.1914-31.5.2007)
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https://doi.org/10.11588/diglit.66959#0184
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Kurt Böhner

197

international angesehenen Ausstellungs- und Forschungszentrum er als späterer
Generaldirektor bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand am 31.12.1981 bestimm-
te. 1959 war er zum Honorarprofessor an der Johannes Gutenberg-Universität
Mainz berufen worden, an der er sein Fachgebiet Frühmittelalterliche Archäologie
einer großen Zahl von Studenten nahebrachte.
Neben seinen wissenschaftlichen Leistungen für die Erforschung des Früh-
mittelalters sind vor allem seine Verdienste um den Ausbau des Römisch-Germa-
nischen Zentralmuseums zu würdigen. Die in einem Flügel des Schlosses und in
einem Neubau eingerichtete Schausammlung, die in beispielhafter Form mit Ori-
ginalen und Abgüssen die Ur- und Frühgeschichte Alteuropas und teilweise auch
Altvorderasiens präsentiert, hat er wesentlich bereichern und zu einem Anzie-
hungspunkt für Gelehrte wie für interessierte Besucher gestalten können. Das
Museum ist aber auch dank seines Wirkens zu einem bedeutenden Forschungs-
zentrum geworden, in dem durch einen großen Mitarbeiterstab Themen von
Europa über Vorderasien bis nach China bearbeitet werden. Der Neuausrichtung
des alten Museumskonzepts wurde mit dem 1975 dem RGZM hinzugefügten
Untertitel „Forschungsinstitut für Vor- und Frühgeschichte“ Rechnung getragen.
Daneben haben unter seiner Ägide die Restaurierungswerkstätten, in denen
inzwischen eine ganze Generation von hoch spezialisierten Restauratoren ausge-
bildet wurde, einen legendären, über Europa hinausgehenden internationalen Ruf
erworben. Von seiner Herausgebertätigkeit am RGZM zeugen die mit D. Ellers
und seinem späteren Nachfolger K. Weidemann verfaßten „Führer zum Frühmit-
telalter“ (1970 und 1975), der Katalog zur Ausstellung „Sveagold und Wikinger-
schmuck“ (1974) und das monumentale Werk „Ausgrabungen in Deutschland
gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1950-1975“, das einen
Überblick über den nach dem 2. Weltkrieg erreichten Forschungsstand der Ur-
und Frühgeschichte darstellt.
Kurt Böhner hat viele Auszeichnungen auch internationaler wissenschaftlicher
Gesellschaften erhalten, die seine besondere Rolle in seinem Fach und sein über die
Grenzen seines Landes und vor allem auch über den Eisernen Vorhang hinweg nach
Ost- und Südosteuropa, reichendes Wirken bezeugen. Er war Korrespondierendes
Mitglied der Mainzer Akademie der Wissenschaften, Mitglied des Deutschen
Archäologischen Instituts und seiner Zentraldirektion, Ehrenmitglied der Anthropo-
logischen Gesellschaft Wien sowie über viele Jahre Vertreter der Bundesrepublik
im ‘Conseil Permanent et Comite Executif d’Union International des Sciences
Prehistoriques et Protohistoriques’. Bei ihrem 11. Internationalen Kongreß, der 1987
vom RGZM in Mainz ausgerichtet wurde, hatte er die Präsidentschaft inne. Die
Universität Uppsala hatte ihm den doctor honoris causa verliehen. Von der
Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik erhielt er für seine Verdienste um
die Förderung der Beziehungen die Silbermedaille, und er war Träger des Bundes-
verdienstkreuzes Erster Klasse.
Seine Forschungen galten der Archäologie und Geschichte des Frühmittel-
alters. Sie umfassten vier große Themenbereiche wie Chronologie und Stilge-
schichte frühmittelalterlicher Denkmäler, Siedlungs- und Wirtschaftsgeschichte
 
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