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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2010 — 2011

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I. Das Geschäftsjahr 2010
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Antrittsreden
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Quack, Joachim Friedrich: Antrittsrede von Herrn Joachim Friedrich Quack an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 17. April 2010
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https://doi.org/10.11588/diglit.55658#0195
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Joachim Friedrich Quack | 211

jenigen Zeichen, mit denen die Ägypter im realen Leben sowohl Verwaltungs- und
Wirtschaftsvorgänge als auch literarische und religiöse Kompositionen nieder-
geschrieben haben. Sie sind durch mehr oder weniger große Verkürzung aus den
Hieroglyphen entstanden, und die Kompetenz zum Umgang mit diesem Original-
schriftbild erscheint mir als unerläßliche Voraussetzung für eine fundierte Analyse
der Texte. Uber das Hieratische hinaus, das für Ägyptologen allgemein gefordert
wird, brachte mich die Faszination für die Schriften auch zum Demotischen, einer
speziell im späten Ägypten gebräuchlichen Schrift, die heute generell als schwierig
gilt und nur von relativ wenigen Fachkollegen behandelt wird. Für die Kursivschrif-
ten habe ich besonders Kurse bei Professor Schafik Allam besucht.
Nicht unerwähnt bleiben sollen auch die Impulse, die ich meinen Neben-
fächern verdanke. In der Semitistik studierte ich bei Rainer-Maria Voigt, der damals
als Privatdozent in Tübingen tätig war und kurz vor meiner Magisterprüfung einen
Ruf nach Berlin erhielt; ihm verdanke ich em bleibendes Interesse an Komparatistik
und Sprachrekonstruktion. Weiterhin kam ich über das Interesse am Akkadischen
auch in engeren Kontakt mit der Altorientalistik, wo vor allem Wolfgang Röllig
mein Lehrer wurde, der mir in verschiedenen Situationen auch über das Fach hin-
aus sehr hilfreich zur Seite stand. Später nutzte ich auch die Gelegenheit, bei Frank
Starke mit dem Hethitischen vertraut zu werden. In der Biblischen Archäologie
nahm mich Siegfried Mittmann 1991 auf die Grabung in Khirbet ez-Zeraqon mit,
wo ich wertvolle Erfahrungen in der praktischen Arbeit im Feld, einschließlich des
Umgangs mit Beduinenskeletten, sammeln konnte.
Während des Studiums verbrachte ich 1988/89 ein Auslandsjahr in Paris, wo
ich Kurse sowohl am College de France als auch an der Ecole Pratique de Hautes
Etudes belegte. Meine wichtigsten Lehrer in dieser Zeit waren Fran<;oise de Cenival
und Pascal Vernus; erstere im Hinblick auf die Feinausbildung im Demotischen,
letzterer als begeisternder Lehrer für mittel- und neuägyptische Texte. Die günstige
Tatsache, daß eine der Handschrift für mein damals bereits gewähltes Promotions-
thema sich im Louvre befindet, ermöglichte mir hier am Original bereits wichtige
Vorarbeiten.
Nach der Rückkehr nach Tübingen stand zunächst einmal die Magisterarbeit
an, für die nur Professor Schenkel die Lehre für Merikare vorschlug, einen mit-
telägyptischen Weisheitstext, der als Lehre eines Königs für seinen Nachfolger stili-
siert ist und entsprechend viele Ratschläge für politische Situationen sowie Rück-
blicke über eigene Erfolge und Mißerfolge enthält.
Nach dem Abschluß dieser Arbeit und der letzten Prüfungen Ende 1990 war
dann der Weg für die Promotion frei. Als Thema stand für mich schon lange die
Lehre des Am fest. Auch dies ist em Weisheitstext, aber Jahrhunderte jünger als der
von mir in der Magisterarbeit behandelte, in einer anderen Sprachphase geschrieben,
und inhaltlich mit einem ganz anderen Schwerpunkt, bei dem der Fokus auf den all-
täglichen Lebenssituationen eines nicht sonderlich hochgestellten Beamten hegt. Der
Text war in der Forschung schon lange bekannt, doch galt er immer als ausgespro-
chen schwierig, ja als obskurster ägyptischer Weisheitstext überhaupt. Ich bemühte
mich vor allem, die gewöhnungsbedürftige Orthographie der Haupthandschrift zu
 
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