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NACHRUFE
gefangenen Vater in der Nähe von Münster/Westfalen. Die Anpassung an die
Eichenwälder, Lehmboden, Glockenläuten und „Fieselregen“ des Münsterlandes
sowie die Wiederentdeckung des vom Verstände geleiteten Teils des Lebens verdan-
ke ich der Zuneigung und Toleranz von Lehrern, Freunden und Sportkameraden,
entscheidend aber meiner späteren Frau und deren Familie.“
Nach dem Abitur in Münster schrieb sich Hans Georg von Schnering 1951 an
der Wilhelms-Universität für die Fächer Chemie, Physik und Mathematik ein, unter
Aufgabe des ursprünglichen Ziels, Medizin zu studieren. Das Studium der Chemie
schloss er 1958 mit einer Diplomarbeit bei Wilhelm Klemm und mit der Promotion
1960 bei Rudolf Hoppe ab. Im Jahr vor der Promotion heiratete er Christa Schul-
ze-Rhonhoff; ihnen wurden die Töchter Christine, Renata und Daniela geschenkt.
Auch die Chemie gehörte zur Familie: Die Rückseite einer erhalten gebliebenen
Hochzeitskarte ist eng mit Formeln beschrieben.
Hingabe an Chemie und Leistungssport prägten die Studienjahre. Er errang
eine Vielzahl von Siegen, gekrönt vom wiederholten Gewinn der Titel Westfalen-
meister, Westdeutscher Meister sowie Deutscher Hochschulmeister im Internationa-
len Fünfkampf.
Schon als Doktorand hatte er sich durch einen Gastaufenthalt bei Josef Zeman
in Göttingen eingehend mit der Kristallstrukturbestimmung mit Röntgenstrahlung
befasst, und nach der Promotion baute er in Münster systematisch die moderne
Strukturanalyse auf. Es war die Zeit der noch mit Elektronenröhren betriebenen
Großrechner. Mit einem von ihm und Mathematikern der Universität entwickelten
Programmsystem schuf er ein Instrument, das nicht nur der Lösung von Kristall-
strukturen aus eigener Forschung diente, sondern verschiedenen Arbeitskreisen im
Institut und an anderen Universitäten zugute kam. So enthält die Habilitationsschrift
von 1964 unter dem Titel „Beiträge zur Chemie binärer und ternärer Halogeno-
und Oxoverbindungen der Metalle“ auch bahnbrechende Strukturuntersuchungen
an den im Münsteraner Arbeitskreis von Harald Schäfer synthetisierten Cluster-
Verbindungen der Ubergangsmetalle. Der im gleichen Jahr in der „Angewandten
Chemie“ gemeinsam veröffentlichte Aufsatz zählt noch heute zu den Marksteinen
auf diesem Gebiet.
Die Begabung von Hans Georg von Schnering wurde früh erkannt. Rufen an
die Technische Universität Karlsruhe und an die Universität Frankfurt folgte er
nicht, sondern blieb in Münster und erhielt 1966 das Ordinariat für Spezielle An-
organische Chemie. Die Berufung zum Direktor am Max-Planck-Institut für Fest-
körperforschung in Stuttgart nahm er 1975 an. Auch nach seiner Emeritierung im
Jahr 1997 war er wissenschaftlich tätig, wie viele Veröffentlichungen aus der Folge-
zeit belegen.
Das in etwa 1000 Publikationen niedergelegte Werk kann nur skizziert wer-
den. In Münster lag ihm besonders am Brückenschlag zwischen Festkörper- und
Molekülchemie. Die Chemie der Silizide, Phosphide und Arsenide unedler Metalle
erfuhr eine wahre Blüte, mit neuen Zintl-Phasen und einer Fülle von Polyphosphi-
den. Den Festkörperstrukturen galt das Interesse, wie auch den Reaktionen unter
Bildung von Molekülen, und es entstand eine umfassende Struktursystematik der
NACHRUFE
gefangenen Vater in der Nähe von Münster/Westfalen. Die Anpassung an die
Eichenwälder, Lehmboden, Glockenläuten und „Fieselregen“ des Münsterlandes
sowie die Wiederentdeckung des vom Verstände geleiteten Teils des Lebens verdan-
ke ich der Zuneigung und Toleranz von Lehrern, Freunden und Sportkameraden,
entscheidend aber meiner späteren Frau und deren Familie.“
Nach dem Abitur in Münster schrieb sich Hans Georg von Schnering 1951 an
der Wilhelms-Universität für die Fächer Chemie, Physik und Mathematik ein, unter
Aufgabe des ursprünglichen Ziels, Medizin zu studieren. Das Studium der Chemie
schloss er 1958 mit einer Diplomarbeit bei Wilhelm Klemm und mit der Promotion
1960 bei Rudolf Hoppe ab. Im Jahr vor der Promotion heiratete er Christa Schul-
ze-Rhonhoff; ihnen wurden die Töchter Christine, Renata und Daniela geschenkt.
Auch die Chemie gehörte zur Familie: Die Rückseite einer erhalten gebliebenen
Hochzeitskarte ist eng mit Formeln beschrieben.
Hingabe an Chemie und Leistungssport prägten die Studienjahre. Er errang
eine Vielzahl von Siegen, gekrönt vom wiederholten Gewinn der Titel Westfalen-
meister, Westdeutscher Meister sowie Deutscher Hochschulmeister im Internationa-
len Fünfkampf.
Schon als Doktorand hatte er sich durch einen Gastaufenthalt bei Josef Zeman
in Göttingen eingehend mit der Kristallstrukturbestimmung mit Röntgenstrahlung
befasst, und nach der Promotion baute er in Münster systematisch die moderne
Strukturanalyse auf. Es war die Zeit der noch mit Elektronenröhren betriebenen
Großrechner. Mit einem von ihm und Mathematikern der Universität entwickelten
Programmsystem schuf er ein Instrument, das nicht nur der Lösung von Kristall-
strukturen aus eigener Forschung diente, sondern verschiedenen Arbeitskreisen im
Institut und an anderen Universitäten zugute kam. So enthält die Habilitationsschrift
von 1964 unter dem Titel „Beiträge zur Chemie binärer und ternärer Halogeno-
und Oxoverbindungen der Metalle“ auch bahnbrechende Strukturuntersuchungen
an den im Münsteraner Arbeitskreis von Harald Schäfer synthetisierten Cluster-
Verbindungen der Ubergangsmetalle. Der im gleichen Jahr in der „Angewandten
Chemie“ gemeinsam veröffentlichte Aufsatz zählt noch heute zu den Marksteinen
auf diesem Gebiet.
Die Begabung von Hans Georg von Schnering wurde früh erkannt. Rufen an
die Technische Universität Karlsruhe und an die Universität Frankfurt folgte er
nicht, sondern blieb in Münster und erhielt 1966 das Ordinariat für Spezielle An-
organische Chemie. Die Berufung zum Direktor am Max-Planck-Institut für Fest-
körperforschung in Stuttgart nahm er 1975 an. Auch nach seiner Emeritierung im
Jahr 1997 war er wissenschaftlich tätig, wie viele Veröffentlichungen aus der Folge-
zeit belegen.
Das in etwa 1000 Publikationen niedergelegte Werk kann nur skizziert wer-
den. In Münster lag ihm besonders am Brückenschlag zwischen Festkörper- und
Molekülchemie. Die Chemie der Silizide, Phosphide und Arsenide unedler Metalle
erfuhr eine wahre Blüte, mit neuen Zintl-Phasen und einer Fülle von Polyphosphi-
den. Den Festkörperstrukturen galt das Interesse, wie auch den Reaktionen unter
Bildung von Molekülen, und es entstand eine umfassende Struktursystematik der