Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2011 — 2012

DOI Kapitel:
I. Das Geschäftsjahr 2011
DOI Kapitel:
Nachrufe
DOI Artikel:
Chaniōtēs, Angelos: Géza Alföldy (7. 6. 1935 – 6. 11. 2011)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55657#0206
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Geza Alföldy

225

Bonn (1965-1968). 1966 erfolgte die Habilitation an der Universität Bonn, wo er als
Hochschuldozent (1968-1970) und apl. Professor für Alte Geschichte (1970) unter-
richtete. Es folgte der Ruf als Ordinarius seines Faches an die Universität Trier und
gleichzeitig an die Universität Bochum (1970-1975) und dann der Ruf an das Semi-
nar für Alte Geschichte in Heidelberg (1975). In Heidelberg fand er seine Wir-
kungsstätte in Forschung und Lehre bis zur Emeritierung (2002). Er prägte das
Seminar für Alte Geschichte wie kein anderer Lehrstuhlinhaber und machte es zu
einem internationalen Zentrum althistorischer und epigraphischer Forschung. Mit
seiner Bereitschaft, über seine Emeritierung hinaus den vakanten Lehrstuhl bis
Februar 2005 zu vertreten, sparte er für die Universität Mittel, damit sie für den
Erhalt des Faches Vorderasiatische Archäologie benutzt werden können.
Vom Beginn seiner Forschungstätigkeit an widmete sich Alföldy der Edition
und Deutung römischer Inschriften als Quelle für die Verwaltung, Gesellschaft und
Kultur des Römischen Reiches. In dieser Forschungstätigkeit kann man einige wich-
tige Wendepunkte erkennen: die Emigration in den Westen (1965), den Ruf nach
Heidelberg (1975) und die Verleihung des Gottfried Wilhelm Leibniz-Preises der
DFG (1986). Seine ersten Arbeiten, darunter die Bücher Bevölkerung und Gesellschaft
der römischen Provinz Dalmatien (Budapest 1965), Die Legionslegaten der römischen Rhein-
armeen (Graz-Köln 1967), Die Hilfstruppen der römischen Provinz Germania Inferior (Düs-
seldorf 1968) und Die Personennamen in der römischen Provinz Dahnatia (Heidelberg
1969), waren vor allem der Organisation des römischen Heeres und der Geschichte
Pannoniens und Dalmatiens in der römischen Kaiserzeit gewidmet. Bereits in diesen
Arbeiten ist das Interesse für die westlichen Provinzen des Reiches erkennbar. Mit
dem Buch Noricum (London/Boston 1974) legte er einen vorbildlichen Überblick
über die Geschichte einer der nordwestlichen Provinzen des Römischen Reiches vor
- unter Berücksichtigung unter anderem der Topographie, Gesellschaft, Kultur und
Religion. Obwohl er in späteren Jahren fast das gesamte Reich bereiste, auch seiner-
zeit schwer zugängliche Gebiete wie Albanien, Algerien, Libyen und Syrien, gibt es
keine andere Region, zu deren Erforschung er so viel beigetragen hat, wie Spanien.
Durch zahlreiche Erstpublikationen lateinischer Inschriften und die Revision älterer
Editionen etablierte er sich bald als der bedeutendste Epigraphiker seiner Generation
und als der führende Spezialist des römischen Spanien. Zwei prosopographische
Arbeiten, die Fasti Hispanienses. Senatorische Reichsbeamte und Offiziere in den spanischen
Provinzen des römischen Reiches von Augustus bis Diokletian (Wiesbaden 1969) und die
Flamines Provinciae Hispaniae Citerioris (Madrid 1973) sind noch heute wichtige Refe-
renzwerke. Der Geschichte, historischen Geographie, Kultur und Epigraphik Spani-
ens blieb Alföldy bis zu seinem Ende verbunden, mit einer Reihe von Büchern und
einer Unzahl von Aufsätzen, darunter die Monographien Römisches Städteivesen auf der
neukastilischen Hochebene. Ein Testfall für die Romanisierung (Heidelberg 1987), Tarraco
(Tarragona 1991) und Provincia Hispania Superior (Heidelberg 2000). Der letzte, erst
wenige Wochen vor Aldöldys Tod erschienene Aufsatz „Griechische Inschriften und
griechische Kultur in Tarraco“ (Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 178, 2011, 87-
125), war eine meisterhafte Interpretation der griechischen Inschriften vonTarraco als
Zeugnis griechischer kultureller Einflüsse bis in die Spätantike hinein.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften