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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2013 — 2014

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III. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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B. Das WIN-Kolleg
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5. Forschungsschwerpunkt „Neue Wege der Verflechtung von Natur- und Geisteswissenschaften“
DOI Kapitel:
Zeiten des Umbruchs? Gesellschaftlicher und naturräumlicher Wandel am Beginn der Bronzezeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.55655#0302
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Das WIN-Kolleg

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Methodische Vorgehensweise
Die Beantwortung der von unserem Projekt formulierten Fragen ist allein durch die
konsequente Integration archäologischer und naturwissenschaftlicher Analysen mög-
lich, die die Grundlage unseres Forschungsdesigns darstellen. Südwestdeutschland
bietet sich in idealer Weise an, diese Fragestellungen gemeinsam zu bearbeiten, da
hier modern gegrabene und exzellent dokumentierte archäologische Befunde in
hoher Dichte, herausragende Funde und zugleich hochwertige Umweltarchive in
enger räumlicher Nachbarschaft Zusammentreffen. Im Rahmen des Projekts wurde
eine Datenbank aller endneolithischen und frühbronzezeitlichen Grabfunde Süd-
deutschlands erstellt und die bislang publizierten Funde erfasst. Unsere naturwissen-
schaftlichen Analysen konzentrieren sich bislang auf die Stadt und den Landkreis
Augsburg. Dort wurden in unmittelbarer Nachbarschaft große endneolithische und
frühbronzezeitliche Gräberfelder mit insgesamt mehr als 400 Bestattungen ergraben.
Ganz einzigartig für Mitteleuropa sind hier endneolithisch und frühbronzezeitlich
ausgestattete Individuen nebeneinander in denselben Gräberfeldern und einmal auch
in derselben Grabgrube bestattet. In Zusammenarbeit mit dem Bearbeiter der
archäologischen Befunde, Ken Massy, haben wir ein umfangreiches Analysepro-
gramm gestartet und von knapp 100 Individuen Knochenproben entnommen. Wir
haben jene Gräberfelder, auf denen endneolithische und frühbronzezeitliche Indivi-
duen nebeneinander bestattet wurden, komplett beprobt und ansonsten Individuen
ausgewählt, die aufgrund der Grabgestalt oder ihrer Beigabenausstattung für unsere
Fragen besonders relevant sind. Alle Individuen werden radiokarbondatiert und die
mitochondriale DNA sequenziert, um mögliche Verwandtschaftsbeziehungen über
die mütterliche Linie zwischen einzelnen Individuen identifizieren zu können.
Zudem werden mittels Isotopenanalysen die Mobilität und Ernährungspraktiken der
Individuen untersucht, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den
Bestatteten aufzeigen zu können.
Angestrebte Ergebnisse
Wir erwarten, dass es uns im Rahmen des Projektes gelingen wird, die Komplexität
der Transformationsprozesse im späten 3. und frühen 2.Jt. v. Chr. im Arbeitsgebiet
herauszustellen und damit einerseits das gängige Narrativ vom kontinuierlichen
technischen Fortschritt zu dekonstruieren und andererseits die historische Dimensi-
on von technischen Aneignungsprozessen zu demonstrieren, die in den Sozialwis-
senschaften bislang ohne Berücksichtigung einer diachronen Perspektive diskutiert
werden. Es ist zu vermuten, dass in Südwestdeutschland mehrere Jahrhunderte lang
endneolithische und frühbronzezeitliche Gemeinschaften parallel nebeneinander
existierten. Erstmals werden wir aber beleuchten können, inwiefern sich diese
Parallelexistenz auch in Verwandtschaftsbeziehungen, individueller Mobilität und der
Ernährung ausdrückt. Gerade die Gräberfelder um Augsburg bieten die Möglichkeit,
entweder den „Epochenwechsel“ vom Neolithikum zur Bronzezeit in einem Grä-
berfeld auf den Übergang zwischen einer Parental- und einer Filialgeneration fest-
zulegen oder alternativ das unmittelbare Nebeneinander nicht genetisch verwandter
 
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