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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2015 — 2016

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A. Das akademische Jahr 2015
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III. Veranstaltungen
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Mitarbeitervortragsreihe „Wir forschen. Für Sie“
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Feraudi-Gruénais, Francisca: Latein auf Stein: Inschriften in Heidelberg entdecken
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https://doi.org/10.11588/diglit.55653#0105
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Mitarbeitervortragsreihe „Wir forschen. Für Sie'

im Badischen Landesmuseum Karlsruhe und in den Reiss-Engelhorn-Museen
Mannheim. Die Anfänge dieser Sammlungen und der gezielten Erfassung römi-
scher Stein- und Inschriftenzeugnisse geht im Wesentlichen auf das Engagement
der Kurfürsten der Kurpfalz mit ihren Residenzen in Heidelberg und Mannheim
zurück. In besonderer Weise tat sich hier deren letzter, Kurfürst Karl Theodor
(1742- 1799), hervor, mithin Begründer der Academia Electoralis Scientiarum et Ele-
gantiorum Litterarum Theodoro-Palatina (Vorgängerinstitution der heutigen Heidel-
berger Akademie der Wissenschaften), der die Erforschung der hiesigen römischen
Kultur in ihren archäologischen und epigraphischen Hinterlassenschaften fest in
seiner Akademie etabliert hatte.
Dass sich die Antikenbegeisterung Karl Theodors auch in seiner monumenta-
len Selbstdarstellung Bahn brach bzw. gezielt zu seiner Verherrlichung im öffentli-
chen wie höfisch-repräsentativen Raum eingesetzt wurde, verwundert vor diesem
Hintergrund nicht. Zahlreiche Beispiele aus dem Raum Heidelberg, Mannheim
und Schwetzingen bezeugen dies, und in allen diesen Fällen kommt gerade das
Medium Inschrift nicht nur durch das eingemeißelte Wort, sondern auch durch
deren raffinierte Inszenierung im jeweiligen Gesamtmonument zur Geltung.
Gerade die Perspektive auf diese neuzeitlichen Inschriften der zweiten Hälfte des
18. Jahrhunderts aus dem Blickwinkel der antiken Epigraphik ermöglicht hier inte-
ressante Beobachtungen.
Das komplexe Phänomen ,Inschriften4 ist ohne die antike Inschriftenkultur
nicht denkbar und wird ohne deren Berücksichtigung auch nicht verständlich. In
der Antike, genauer in der römisch-augusteischen Zeit, wurden die maßgeblichen
Standards gesetzt für die Veiwendung und das Grundverständnis von Inschriften
in den nachfolgenden Jahrhunderten der Antike und in den Zwei jahrtausenden
bis heute. Anders ausgedrückt bedeutet dies zugleich auch, dass nach-antike In-
schriften stets ein rezipierender, ein die antike Inschriftenkultur aufnehmender
und nachahmender Charakter auszeichnet.
Beim Betrachten von Inschriften müssen die antiken Inschriften daher immer
mitgedacht werden. Drei Punkte sind in diesem Zusammenhang grundsätzlich im
Blick zu behalten:
1. Dass antike Inschriften, so befremdlich dies im ersten Moment klingen mag,
für vieles gut waren, aber keineswegs zwingend dafür, (von jedem) gelesen und
verstanden zu werden. In erster Linie war von Bedeutung, dass es sie über-
haupt gab, sie sicht- und greifbar waren - womit selbstverständlich nicht gesagt
sein soll, dass es gleichgültig gewesen wäre, welchen Inhalt sie transportierten:
Denn nicht umsonst stellt die Gattung der Inschriften für die althistorische
Forschung neben den literarischen Zeugnissen ja eine solch außerordentlich
wertvolle Quelle dar.

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