III. Veranstaltungen
Gemeinde nicht mit Strafen belegt worden zu sein. Auch beschäftigten sexuelle
Kontakte von christlichen Männern mit Jüdinnen die städtischen Gerichte äußerst
selten. Dies lässt sich neben der Behandlung als „Kavaliersdelikt“ auch nur zum
Teil dadurch erklären, dass man jüdische Frauen im Rahmen von Familie und
Gemeinde gegenüber der christlichen Mehrheitsgesellschaft so gut als möglich zu
schützen suchte durch frühe Verheiratung, angemessene finanzielle Ausstattung,
Einbindung in soziale Netzwerke etc. Denn auch von Seiten der jüdischen Ge-
meinde dürfte man derartige Fälle möglichst diskret behandelt haben, um dem
Ansehen der Gemeinschaft keinen nachhaltigen Schaden zuzufügen. Langfristige,
emotional begründete Bindungen zwischen christlichen Männern und jüdischen
Frauen sind zudem häufig durch die Konversion der Jüdin zum Christentum mit
anschließender Ehe legitimiert worden.
Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass sexuelle, bisweilen sogar auf
intensiver gegenseitiger Zuneigung beruhende Kontakte zwischen Christen und
Juden im Mittelalter häufig vorkamen und an verschiedenen Orten zu verschiede-
nen Zeiten unter den jeweiligen Gegebenheiten unterschiedlich bewertet wurden,
wobei die Bandbreite von stillschweigender Duldung bis zu konsequenter Verfol-
gung und harter Bestrafung reichte.
Dr. Jörg R. Müller ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Forschungsprojekts „Corpus der
Quellen zur mittelalterlichen Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich“ der
Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz. In dem Projekt werden erstmals alle
relevanten zeitlich und räumlich fixierbaren Quellen zur Geschichte derJuden im Gebiet des
römisch-deutschen Reiches von 1273 bis 1519 chronologisch erfasst.
„Latein auf Stein. Inschriften in Heidelberg entdecken"
Mitarbeitervortrag von Dr. Francisca Feraudi-Gruenais am 8. Ju/i 2015
An Zeugnissen von ,Latein auf Stein4, will sagen: lateinischen Steininschriften der
römischen Zeit aus Heidelberg und seinem Umkreis mangelt es nicht. Ein an-
tiker Name für Heidelberg ist zwar nicht überliefert, doch ist sicher, dass dieses
Gebiet der antiken civitas Sueborum Nicrensium (Bürgerschaft der Neckarsueben)
mit dessen Hauptort Lopodunum (Ladenburg) zugeordnet war. Der Großteil der
hier gefundenen Inschriftensteine kann heute in der Römerzeitlichen Abteilung
des Kurpfälzischen Museums besichtigt werden, in der unser Wissen zum römi-
schen Heidelberg in der neu eröffneten Gräberstraßen-Ausstellung besonders an-
schaulich in Szene gesetzt worden ist. All diese Inschriften sind selbstverständlich
auch im Bestand des Akademie-Forschungsprojekts „Epigraphische Datenbank
Heidelberg“ vertreten, wo sie bequem abgerufen werden können (www.epigra-
phische-datenbank-heidelberg.de). Weitere Heidelberger Stücke befinden sich
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Gemeinde nicht mit Strafen belegt worden zu sein. Auch beschäftigten sexuelle
Kontakte von christlichen Männern mit Jüdinnen die städtischen Gerichte äußerst
selten. Dies lässt sich neben der Behandlung als „Kavaliersdelikt“ auch nur zum
Teil dadurch erklären, dass man jüdische Frauen im Rahmen von Familie und
Gemeinde gegenüber der christlichen Mehrheitsgesellschaft so gut als möglich zu
schützen suchte durch frühe Verheiratung, angemessene finanzielle Ausstattung,
Einbindung in soziale Netzwerke etc. Denn auch von Seiten der jüdischen Ge-
meinde dürfte man derartige Fälle möglichst diskret behandelt haben, um dem
Ansehen der Gemeinschaft keinen nachhaltigen Schaden zuzufügen. Langfristige,
emotional begründete Bindungen zwischen christlichen Männern und jüdischen
Frauen sind zudem häufig durch die Konversion der Jüdin zum Christentum mit
anschließender Ehe legitimiert worden.
Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass sexuelle, bisweilen sogar auf
intensiver gegenseitiger Zuneigung beruhende Kontakte zwischen Christen und
Juden im Mittelalter häufig vorkamen und an verschiedenen Orten zu verschiede-
nen Zeiten unter den jeweiligen Gegebenheiten unterschiedlich bewertet wurden,
wobei die Bandbreite von stillschweigender Duldung bis zu konsequenter Verfol-
gung und harter Bestrafung reichte.
Dr. Jörg R. Müller ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Forschungsprojekts „Corpus der
Quellen zur mittelalterlichen Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich“ der
Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz. In dem Projekt werden erstmals alle
relevanten zeitlich und räumlich fixierbaren Quellen zur Geschichte derJuden im Gebiet des
römisch-deutschen Reiches von 1273 bis 1519 chronologisch erfasst.
„Latein auf Stein. Inschriften in Heidelberg entdecken"
Mitarbeitervortrag von Dr. Francisca Feraudi-Gruenais am 8. Ju/i 2015
An Zeugnissen von ,Latein auf Stein4, will sagen: lateinischen Steininschriften der
römischen Zeit aus Heidelberg und seinem Umkreis mangelt es nicht. Ein an-
tiker Name für Heidelberg ist zwar nicht überliefert, doch ist sicher, dass dieses
Gebiet der antiken civitas Sueborum Nicrensium (Bürgerschaft der Neckarsueben)
mit dessen Hauptort Lopodunum (Ladenburg) zugeordnet war. Der Großteil der
hier gefundenen Inschriftensteine kann heute in der Römerzeitlichen Abteilung
des Kurpfälzischen Museums besichtigt werden, in der unser Wissen zum römi-
schen Heidelberg in der neu eröffneten Gräberstraßen-Ausstellung besonders an-
schaulich in Szene gesetzt worden ist. All diese Inschriften sind selbstverständlich
auch im Bestand des Akademie-Forschungsprojekts „Epigraphische Datenbank
Heidelberg“ vertreten, wo sie bequem abgerufen werden können (www.epigra-
phische-datenbank-heidelberg.de). Weitere Heidelberger Stücke befinden sich
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