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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2015 — 2016

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C. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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II. Das WIN-Kolleg
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Sechster Forschungsschwerpunkt „Messen und Verstehen der Welt durch die Wissenschaft“
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15. Zählen und Erzählen. Spielräume und Korrelationen quantitativer und qualitativer Welterschließung
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16. Metaphern und Modelle – Zur Übersetzung von Wissen in Verstehen
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https://doi.org/10.11588/diglit.55653#0306
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16. Metaphern und Modelle (WIN-Programm)

drittens verstehen sich die erzielten Ergebnisse auch als wichtige Vorarbeit, um
über die Geisteswissenschaften hinaus profunde mit anderen wissenschaftlichen
Disziplinen in Dialog treten und die Bedeutung der Zugänge des ,Zählens4 und
,Erzählens4 im Vergleich mit diesen weiter ausdifferenzieren zu können.
16. Metaphern und Modelle -
Zur Übersetzung von Wissen in Verstehen
Kollegiat: Dr. Chris Thomale1
Mitarbeiter: Vanessa Grifo1 (seit 1. 10.2015), Jan Marco Horstick1
(bis 30. 9.2015), Christoph Lukas1
1 Institut für ausländisches und internationales Privat- und Wirtschaftsrecht, Universität
Heidelberg
In dem WIN-Forschungsprojekt beschäftigt sich Chris Thomale mit dem Phäno-
men des Metaphern- und Modellgebrauchs im wissenschaftlichen Diskurs. Aus-
gangspunkt ist die Überzeugung, dass es sich um ein Optimierungsproblem han-
delt: Metaphern und „Modelle“, hier reduktionistisch als systematisierte Metapher
verstanden, sind zugleich Boden und Grenze wissenschaftlicher Erkenntnis. Dies
stellt die Frage nach dem angemessenen Umgang mit ihnen. Darin liegt erstens eine
ideengeschichtliche Dimension, insofern im Stile Hans Blumenbergs die Genea-
logie des Metapherngebrauchs untersucht werden kann, Metaphern also gleich-
sam als Zweck an sich zu analysieren sind. Hinzu kommt zweitens die heuristische
Bedeutung von Metaphern: Unter der Annahme, dass Metaphern und Modelle
begrenzt fungibel sind, stellt sich die Frage, ob sich wissenschaftstheoretische oder
-ethische Kriterien für den Einsatz von Meptaphern und Modellen formulieren
lassen. Daran knüpft schließlich eine dritte, rhetorisch-politische Bedeutung der
wissenschaftlichen Metapher: Metaphern und Modelle können insbesondere in
den Gesellschaftswissenschaften zu Trägern impliziter politischer Präferenzen des
Verwenders werden. Lassen sich solche Metaphern als vermeintlich unverdächti-
ge, wissenschaftliche Terminologie etablierten, drängen sie der Allgemeinheit zu-
gleich diese impliziten Präferenzen auf. Metaphern gefährden also nichts weniger
als die Herrschaftsfreiheit des sozialwissenschaftlichen Diskurses.
Im Jahr 2015 wurden alle drei genannten Ansätze intellektuell weiterverfolgt.
Zugleich reifte die Erkenntnis, dass eine allzu große Abstraktion wie etwa die Er-
forschung des „Wesens“ der Metapher oder Ähnliches zwar grundsätzlich trotz
immenser Vorarbeiten weiterhin lohnt. Aussichtsreich erscheint zudem eine Wei-
terentwicklung des kritischen Rationalismus in dem Sinne, dass ein transparenter,
rationaler Umgang mit der endlich als selbständige, wertende Entscheidung zu re-

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