Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2015
— 2016
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https://doi.org/10.11588/diglit.55653#0074
DOI Kapitel:
A. Das akademische Jahr 2015
DOI Kapitel:II. Wissenschaftliche Vorträge
DOI Artikel:Aurnhammer, Achim: Georg Büchners Schulrede Helden-Tod der vierhundert Pforzheimer (1829/30)
DOI Artikel:Winnacker, Albrecht: Silizium ist nicht alles – Halbleitermaterialien für die moderne Elektronik
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- Umschlag
- Schmutztitel
- Titelblatt
- 5-10 Inhaltsverzeichnis
- 11-150 A. Das akademische Jahr 2015
-
151-239
B. Die Forschungsvorhaben
- 151-152 I. Forschungsvorhaben und Arbeitsstellenleiter (Übersicht)
-
153-239
II. Tätigkeitsberichte (chronologisch)
- 153-156 1. Deutsche Inschriften des Mittelalters
- 156-159 2. Wörterbuch der altgaskognischen Urkundensprache (DAG)
- 159-164 3. Deutsches Rechtswörterbuch
- 165-167 4. Martin Bucers Deutsche Schriften ´
- 167-169 5. Goethe-Wörterbuch (Tübingen)
- 169-172 6. Melanchthon-Briefwechsel
- 172-175 7. Altfranzösisches etymologisches Wörterbuch (DEAF)
- 175-180 8. Epigraphische Datenbank römischer Inschriften
- 181-183 9. Evangelische Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts
- 184-188 10. Edition literarischer Keilschrifttexte aus Assur
- 188-193 11. Buddhistische Steininschriften in Nordchina
- 194-196 12. Geschichte der südwestdeutschen Hofmusik im 18. Jahrhundert (Schwetzingen)
- 196-206 13. The Role of Culture in Early Expansions of Humans (Frankfurt/Tübingen)
- 206-211 14. Nietzsche-Kommentar (Freiburg)
- 211-215 15. Klöster im Hochmittelalter: Innovationslabore europäischer Lebensentwürfe und Ordnungsmodelle
- 215-222 16. Der Tempel als Kanon der religiösen Literatur Ägyptens (Tübingen)
- 222-226 17. Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Freiburg)
- 226-230 18. Kommentierung und Gesamtedition der Werke von Karl Jaspers sowie Edition der Briefe und des Nachlasses in Auswahl
- 231-234 19. Historisch-philologischer Kommentar zur Chronik des Johannes Malalas (Tübingen)
- 234-239 20. Religions- und rechtsgeschichtliche Quellen des vormodernen Nepal
-
241-315
C. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
- 241-250 I. Die Preisträger
-
251-308
II. Das WIN-Kolleg
- 251-253 Aufgaben und Ziele des WIN-Kollegs
- 254 Verzeichnis der WIN-Kollegiaten
- 256-263 Fünfter Forschungsschwerpunkt „Neue Wege der Verflechtung von Natur- und Geisteswissenschaften“
-
264-
Sechster Forschungsschwerpunkt „Messen und Verstehen der Welt durch die Wissenschaft“
- 264-265 3. Analyzing, Measuring and Forecasting Financial Risks by means of High-Frequency Data
- 266-270 4. Das menschliche Spiegelneuronensystem: Wie erfassen wir, was wir nicht messen können?
- 270-271 5. Geld, Gunst und Gnade. Die Monetarisierung der Politik im 12. und 13. Jahrhundert
- 271-274 6. Neogeographie einer Digitalen Erde: Geo-Informatik als methodische Brücke in der interdisziplinären Naturgefahrenanalyse (NEOHAZ)
- 274-277 7. Quantifizierung und Operationalisierung der Verhältnismäßigkeit von internationalen und interlokalen Sanktionen
- 278-283 8. Regulierung neuer Herausforderungen in den Naturwissenschaften – Datenschutz und Datenaustausch in der transnationalen genetischen Forschung
- 284-287 9. Der digital turn in den Altertumswissenschaften: Wahrnehmung – Dokumentation – Reflexion
- 288-291 10. Juristisches Referenzkorpus (JuReKo) – Computergestützte Zugänge zu Sprache und Dogmatik des Rechts
- 291-294 11. Die Vermessung der Welt. Religiöse Deutung und empirische Quantifizierung im mittelalterlichen Europa
- 294-297 12. Wissen(schaft), Zahl und Macht. Zeitgenössische Politik zwischen Rationalisierung und Zahlenhörigkeit
- 298-301 13. Thermischer Komfort und Schmerz: Reflexionen zur Methodik und deren Auswirkungen
- 301-304 14. Charakterisierung von durchströmten Gefäßen und der Hämodynamik mittels modell- und simulationsbasierter Fluss-MRI (CFD-MRI)
- 304-307 15. Zählen und Erzählen. Spielräume und Korrelationen quantitativer und qualitativer Welterschließung
- 307-308 16. Metaphern und Modelle – Zur Übersetzung von Wissen in Verstehen
-
309-315
III. Akademiekonferenzen
- 317-386 D. Antrittsreden, Nachrufe, Organe und Mitglieder
- 387-392 E. Anhang
- 393-401 Personenregister
- Umschlag
II. Wissenschaftliche Vorträge
bung ganz auf die kritische Situation zu. Wie viele seiner Mitschüler und Leh-
rer sympathisierte Büchner mit den Ideen der Französischen Revolution und der
späteren Abschaffung der Bourbonenherrschaft im Juli 1830. Diese revolutionäre
Tendenz ist mindestens latent in der Wahl und Durchführung des Themas zu
erkennen: ein bürgerliches Heldenkollektiv, das den „Welterlöser-Tod“ für das
Vaterland wählt. Gerade angesichts der Größe der Tat beklagt Büchner am Ende
seiner Rede das kollektive Vergessen der Pforzheimer. In einer imaginären Rede
lässt Büchner diese selbst mahnen, die modernen Zeitgenossen dürften es beim
„Andenken eurer Vorfahren“ nicht zulassen, dass „die Nachkommen freier Män-
ner zu Sclaven werden“.
Wenngleich der Opfertod des bürgerlichen Heldenkollektivs Mitte des
19. Jahrhundert ins Reich der Legende veiwiesen worden ist, wurde die Geschich-
te doch gerade in Krisenzeiten immer wieder in Erinnerung gerufen. Noch im
Jahr 1922, also zum dreihundertsten Jahrestag der Schlacht von Wimpfen, druckte
die Stadt Pforzheim Notgeld, auf dem der Heldentod der 400 Pforzheimer abge-
bildet war. Aus ganz anderer Perspektive rekurrierte die Moskauer Exilzeitschrift
Das Wort, die Bert Brecht, Lion Feuchtwanger und Willi Bredel redigierten, auf
den Heldentod und auf Büchners Rede: Sie druckten den Anfang ab und bezo-
gen ihn auf die deutschen Widerstandskämpfer im Nationalsozialismus. Damit
gewinnt das bürgerliche Heldenkollektiv in Büchners Schulrede eine prospektive
Bedeutung - und zwar nicht nur im Hinblick auf sein späteres Werk -, und macht
das unscheinbare Schulheft zu einem zukunftweisenden Dokument.
Albrecht Winnacker
„Silizium ist nicht alles -
Halbleitermaterialien für die moderne Elektronik"
Sitzung der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse
am 23. Oktober 2015
Werkstoffwissenschaftler nehmen mit einer gewissen Selbstzufriedenheit
die Tatsache zur Kenntnis, dass Epochen der menschlichen Zivilisation nach
Werkstoffen benannt sind. Es gibt eine Steinzeit, eine Bronzezeit, eine Eisenzeit,
es gibt ein Zeitalter von Kohle und Stahl. Heute steht der Werkstoff Silizium für
fundamentale technische Gegebenheiten unserer Gegenwart, wenn vom „Silicon-
Valley“ oder von der „Siliziumtechnologie“ gesprochen wird. Der Titel meines
Vortrags soll diese Hervorhebung des Siliziums in zwei Richtungen hin relativieren:
Zum einen ist das Silizium nicht für alle relevanten elektronischen Anwendungen
geeignet, besser sollte man allgemeiner von Halbleitertechnologie sprechen.
Und zum anderen muss man beim Blick auf die eigentliche Siliziumtechnologie
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bung ganz auf die kritische Situation zu. Wie viele seiner Mitschüler und Leh-
rer sympathisierte Büchner mit den Ideen der Französischen Revolution und der
späteren Abschaffung der Bourbonenherrschaft im Juli 1830. Diese revolutionäre
Tendenz ist mindestens latent in der Wahl und Durchführung des Themas zu
erkennen: ein bürgerliches Heldenkollektiv, das den „Welterlöser-Tod“ für das
Vaterland wählt. Gerade angesichts der Größe der Tat beklagt Büchner am Ende
seiner Rede das kollektive Vergessen der Pforzheimer. In einer imaginären Rede
lässt Büchner diese selbst mahnen, die modernen Zeitgenossen dürften es beim
„Andenken eurer Vorfahren“ nicht zulassen, dass „die Nachkommen freier Män-
ner zu Sclaven werden“.
Wenngleich der Opfertod des bürgerlichen Heldenkollektivs Mitte des
19. Jahrhundert ins Reich der Legende veiwiesen worden ist, wurde die Geschich-
te doch gerade in Krisenzeiten immer wieder in Erinnerung gerufen. Noch im
Jahr 1922, also zum dreihundertsten Jahrestag der Schlacht von Wimpfen, druckte
die Stadt Pforzheim Notgeld, auf dem der Heldentod der 400 Pforzheimer abge-
bildet war. Aus ganz anderer Perspektive rekurrierte die Moskauer Exilzeitschrift
Das Wort, die Bert Brecht, Lion Feuchtwanger und Willi Bredel redigierten, auf
den Heldentod und auf Büchners Rede: Sie druckten den Anfang ab und bezo-
gen ihn auf die deutschen Widerstandskämpfer im Nationalsozialismus. Damit
gewinnt das bürgerliche Heldenkollektiv in Büchners Schulrede eine prospektive
Bedeutung - und zwar nicht nur im Hinblick auf sein späteres Werk -, und macht
das unscheinbare Schulheft zu einem zukunftweisenden Dokument.
Albrecht Winnacker
„Silizium ist nicht alles -
Halbleitermaterialien für die moderne Elektronik"
Sitzung der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse
am 23. Oktober 2015
Werkstoffwissenschaftler nehmen mit einer gewissen Selbstzufriedenheit
die Tatsache zur Kenntnis, dass Epochen der menschlichen Zivilisation nach
Werkstoffen benannt sind. Es gibt eine Steinzeit, eine Bronzezeit, eine Eisenzeit,
es gibt ein Zeitalter von Kohle und Stahl. Heute steht der Werkstoff Silizium für
fundamentale technische Gegebenheiten unserer Gegenwart, wenn vom „Silicon-
Valley“ oder von der „Siliziumtechnologie“ gesprochen wird. Der Titel meines
Vortrags soll diese Hervorhebung des Siliziums in zwei Richtungen hin relativieren:
Zum einen ist das Silizium nicht für alle relevanten elektronischen Anwendungen
geeignet, besser sollte man allgemeiner von Halbleitertechnologie sprechen.
Und zum anderen muss man beim Blick auf die eigentliche Siliziumtechnologie
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