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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2015 — 2016

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A. Das akademische Jahr 2015
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II. Wissenschaftliche Vorträge
DOI Artikel:
Aurnhammer, Achim: Georg Büchners Schulrede Helden-Tod der vierhundert Pforzheimer (1829/30)
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Winnacker, Albrecht: Silizium ist nicht alles – Halbleitermaterialien für die moderne Elektronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.55653#0074
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II. Wissenschaftliche Vorträge

bung ganz auf die kritische Situation zu. Wie viele seiner Mitschüler und Leh-
rer sympathisierte Büchner mit den Ideen der Französischen Revolution und der
späteren Abschaffung der Bourbonenherrschaft im Juli 1830. Diese revolutionäre
Tendenz ist mindestens latent in der Wahl und Durchführung des Themas zu
erkennen: ein bürgerliches Heldenkollektiv, das den „Welterlöser-Tod“ für das
Vaterland wählt. Gerade angesichts der Größe der Tat beklagt Büchner am Ende
seiner Rede das kollektive Vergessen der Pforzheimer. In einer imaginären Rede
lässt Büchner diese selbst mahnen, die modernen Zeitgenossen dürften es beim
„Andenken eurer Vorfahren“ nicht zulassen, dass „die Nachkommen freier Män-
ner zu Sclaven werden“.
Wenngleich der Opfertod des bürgerlichen Heldenkollektivs Mitte des
19. Jahrhundert ins Reich der Legende veiwiesen worden ist, wurde die Geschich-
te doch gerade in Krisenzeiten immer wieder in Erinnerung gerufen. Noch im
Jahr 1922, also zum dreihundertsten Jahrestag der Schlacht von Wimpfen, druckte
die Stadt Pforzheim Notgeld, auf dem der Heldentod der 400 Pforzheimer abge-
bildet war. Aus ganz anderer Perspektive rekurrierte die Moskauer Exilzeitschrift
Das Wort, die Bert Brecht, Lion Feuchtwanger und Willi Bredel redigierten, auf
den Heldentod und auf Büchners Rede: Sie druckten den Anfang ab und bezo-
gen ihn auf die deutschen Widerstandskämpfer im Nationalsozialismus. Damit
gewinnt das bürgerliche Heldenkollektiv in Büchners Schulrede eine prospektive
Bedeutung - und zwar nicht nur im Hinblick auf sein späteres Werk -, und macht
das unscheinbare Schulheft zu einem zukunftweisenden Dokument.
Albrecht Winnacker
„Silizium ist nicht alles -
Halbleitermaterialien für die moderne Elektronik"
Sitzung der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse
am 23. Oktober 2015
Werkstoffwissenschaftler nehmen mit einer gewissen Selbstzufriedenheit
die Tatsache zur Kenntnis, dass Epochen der menschlichen Zivilisation nach
Werkstoffen benannt sind. Es gibt eine Steinzeit, eine Bronzezeit, eine Eisenzeit,
es gibt ein Zeitalter von Kohle und Stahl. Heute steht der Werkstoff Silizium für
fundamentale technische Gegebenheiten unserer Gegenwart, wenn vom „Silicon-
Valley“ oder von der „Siliziumtechnologie“ gesprochen wird. Der Titel meines
Vortrags soll diese Hervorhebung des Siliziums in zwei Richtungen hin relativieren:
Zum einen ist das Silizium nicht für alle relevanten elektronischen Anwendungen
geeignet, besser sollte man allgemeiner von Halbleitertechnologie sprechen.
Und zum anderen muss man beim Blick auf die eigentliche Siliziumtechnologie

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