Mitarbeitervortragsreihe „Wir forschen. Für Sie'
Foto: Francisca Feraudi-Gru^nais
Alles andere als zurückhaltender in der Anhäufung an Zitaten von Herrscher-
tugenden zeigen sich die im Vorbeigehen meist übersehenen, obwohl so promi-
nent positionierten Inschriften an den Sockeln der Statuen für Karl Theodor und
Pallas Athene auf der Heidelberger Alten Brücke. Mit der Reklamation von clementia
(Milde), pietas (Frömmigkeit) und iustitia (Gerechtigkeit) wird einmal mehr ein
Tugendkanon bemüht, der in dieser wirkungsvollen Knappheit und Konzentra-
tion auf das Wesentliche bereits auf jenem Tugendschild (sog. clipeus virtutis') zu
finden ist, den der römische Senat für Augustus in der römischen Kurie am Fo-
rum Romanum aufgestellt hatte. Diese Bezugnahmen in einem Denkmal, als des-
sen Stifter nun der Senatus populusque Heidelbergensis firmiert können kaum Zufall
sein, erschließen sich in ihrer vollen Symbolhaftigkeit andererseits aber nur aus
der Kenntnis der antiken Epigraphik, die hier einen unverzichtbaren Beitrag auch
zum Verständnis neuzeitlicher Inschriften zu leisten vermag.
Weitere herausragende Beispiele für die Artikulation zeitgenössischen Herr-
scherlobs mit einem Instrumentarium, das einerseits mittels der sprachlichen
Ausdrucksmöglichkeiten des antiken Latein generiert werden konnte, und das an-
dererseits durch deren Perpetuierung auf Stein einem ganz bewusst intendierten
Ewigkeitsanspruch entgegenkommt, finden sich auch außerhalb von Heidelberg.
Hervorzuheben sind hier das Mannheimer Marktplatzdenkmal und die von Verschaf-
107
Foto: Francisca Feraudi-Gru^nais
Alles andere als zurückhaltender in der Anhäufung an Zitaten von Herrscher-
tugenden zeigen sich die im Vorbeigehen meist übersehenen, obwohl so promi-
nent positionierten Inschriften an den Sockeln der Statuen für Karl Theodor und
Pallas Athene auf der Heidelberger Alten Brücke. Mit der Reklamation von clementia
(Milde), pietas (Frömmigkeit) und iustitia (Gerechtigkeit) wird einmal mehr ein
Tugendkanon bemüht, der in dieser wirkungsvollen Knappheit und Konzentra-
tion auf das Wesentliche bereits auf jenem Tugendschild (sog. clipeus virtutis') zu
finden ist, den der römische Senat für Augustus in der römischen Kurie am Fo-
rum Romanum aufgestellt hatte. Diese Bezugnahmen in einem Denkmal, als des-
sen Stifter nun der Senatus populusque Heidelbergensis firmiert können kaum Zufall
sein, erschließen sich in ihrer vollen Symbolhaftigkeit andererseits aber nur aus
der Kenntnis der antiken Epigraphik, die hier einen unverzichtbaren Beitrag auch
zum Verständnis neuzeitlicher Inschriften zu leisten vermag.
Weitere herausragende Beispiele für die Artikulation zeitgenössischen Herr-
scherlobs mit einem Instrumentarium, das einerseits mittels der sprachlichen
Ausdrucksmöglichkeiten des antiken Latein generiert werden konnte, und das an-
dererseits durch deren Perpetuierung auf Stein einem ganz bewusst intendierten
Ewigkeitsanspruch entgegenkommt, finden sich auch außerhalb von Heidelberg.
Hervorzuheben sind hier das Mannheimer Marktplatzdenkmal und die von Verschaf-
107