I. Jahresfeier am 20. Mai 2017
Abb. 1: Der Zeusbezirk in Dodona. Foto: Angelos Chaniotis.
Wir hätten eine sehr vage Vorstellung von der Kultpraxis in Dodona, wenn
nicht 1876 und dann wieder in den dreißiger und fünfziger Jahren des 20. Jahr-
hunderts eine große Zahl von kleinen Bleitäfelchen gefunden worden wäre.5 Wie
sich bald herausstellte, enthielten sie Orakelbefragungen, die Fragen von Gemein-
den und Individuen, Frauen und Männern, Freien und Sklaven, Menschen der
unterschiedlichsten Abstammung (ca. 520-167 v. Ohr.). Gefunden wurden insge-
samt rund 5.000 Stück, doch viele davon sind sehr kleine Fragmente. Abgesehen
von 96 Exemplaren, die in privaten Besitz gelangten und sich jetzt in der Akademie
in Berlin befinden, sind die meisten Täfelchen im Museum von loannina aufbe-
wahrt, wo sie gereinigt und fotografiert wurden (Abb. 2). Doch waren bis 2013
weniger als 3 % der Texte publiziert. Viele Faktoren erschwerten die Entzifferung
und die Deutung der Texte und verzögerten die Publikation. Einige Täfelchen
sind auf beiden Seiten beschriftet, manche sind Palimpseste, d. h. sie enthalten
Texte, die nacheinander auf der gleichen Seite eingeritzt wurden. Manche Texte
stammen von unerfahrenen Schreibern. Zudem wurden in einem langen Zeit-
raum verschiedene Alphabete veiwendet. Die vielen Schreibfehler und dialekti-
schen Eigentümlichkeiten erschweren das Verständnis der sehr kurzen und oft
5 Zur Forschungsgeschichte s. Lhöte 2006, 1-11.
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Abb. 1: Der Zeusbezirk in Dodona. Foto: Angelos Chaniotis.
Wir hätten eine sehr vage Vorstellung von der Kultpraxis in Dodona, wenn
nicht 1876 und dann wieder in den dreißiger und fünfziger Jahren des 20. Jahr-
hunderts eine große Zahl von kleinen Bleitäfelchen gefunden worden wäre.5 Wie
sich bald herausstellte, enthielten sie Orakelbefragungen, die Fragen von Gemein-
den und Individuen, Frauen und Männern, Freien und Sklaven, Menschen der
unterschiedlichsten Abstammung (ca. 520-167 v. Ohr.). Gefunden wurden insge-
samt rund 5.000 Stück, doch viele davon sind sehr kleine Fragmente. Abgesehen
von 96 Exemplaren, die in privaten Besitz gelangten und sich jetzt in der Akademie
in Berlin befinden, sind die meisten Täfelchen im Museum von loannina aufbe-
wahrt, wo sie gereinigt und fotografiert wurden (Abb. 2). Doch waren bis 2013
weniger als 3 % der Texte publiziert. Viele Faktoren erschwerten die Entzifferung
und die Deutung der Texte und verzögerten die Publikation. Einige Täfelchen
sind auf beiden Seiten beschriftet, manche sind Palimpseste, d. h. sie enthalten
Texte, die nacheinander auf der gleichen Seite eingeritzt wurden. Manche Texte
stammen von unerfahrenen Schreibern. Zudem wurden in einem langen Zeit-
raum verschiedene Alphabete veiwendet. Die vielen Schreibfehler und dialekti-
schen Eigentümlichkeiten erschweren das Verständnis der sehr kurzen und oft
5 Zur Forschungsgeschichte s. Lhöte 2006, 1-11.
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