Mitarbeitervortragsreihe „Wir forschen. Für Sie'
Darstellung eines evangelischen Gottesdienstes auf einer Altartafel der Pfarrkirche in Torslunde (Dänemark)
nungen bestimmte Zeiten für die Begräbnisse vor. Die Pfarrer wurden in den
Ordnungen ermahnt, die Verstorbenen in ihren Ansprachen nicht in den Himmel
zu heben oder umgekehrt schlecht über sie zu sprechen.
Was das Ansehen der Geistlichen anbelangt, gab es große Unterschiede zwi-
schen den Stadt- und den Landpfarrern. Während die Stadtpfarrer in der Regel
geachtet waren und als gebildet galten, erscheinen die Landpfarrer in den zeitge-
nössischen Darstellungen als roh, ungebildet, trunk- und streitsüchtig. Die Armut
zahlreicher Pfarrfamilien auf dem Land hob diese nicht aus der Landbevölkerung
hervor. Das Verhalten der Adeligen oder Amtsleute als Mitgliedern der ländlichen
Führungsschicht zeugt von keiner besonderen Wertschätzung. Wo eine starke
Abhängigkeit des Pfarrers vom Patronatsherrn bestand, wurde der Geistliche so-
gar gerne als Schreiber, Bote oder Jagdtreiber missbraucht. Von einer wenig ehr-
fürchtigen Haltung der Gemeindemitglieder gegenüber ihren Pfarrern zeugen die
gängige Unterschlagung der den Geistlichen zustehenden Zehnten und Abgaben
sowie die massiven Übergriffe auf das Pfarrgut.
Ein Aspekt, der das Verhältnis zwischen Pfarrer und Gemeinde belastete, war
die Erzwingung des Gottesdienstbesuchs. Die Missachtung der Sonn- und Feier-
tage und das Fernbleiben vom Gottesdienst wurden von der weltlichen Obrigkeit
bestraft. Um säumige Kirchgänger namhaft machen zu können, war den Amtsleu-
ten aufgetragen, in der Kirche umbzehlen zu lassen. Anderenorts wurden „Rüger“
eingesetzt, die in den Dörfern umhergingen und bei der Obrigkeit das krügen, sauf-
fen, fahren und andere Üppigkeit an den Sonn- und Feiertagen anzeigten. Besonderes
Konfliktpotential für das Verhältnis Pfarrer - Gemeinde bot die Kirchenzucht, die
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Darstellung eines evangelischen Gottesdienstes auf einer Altartafel der Pfarrkirche in Torslunde (Dänemark)
nungen bestimmte Zeiten für die Begräbnisse vor. Die Pfarrer wurden in den
Ordnungen ermahnt, die Verstorbenen in ihren Ansprachen nicht in den Himmel
zu heben oder umgekehrt schlecht über sie zu sprechen.
Was das Ansehen der Geistlichen anbelangt, gab es große Unterschiede zwi-
schen den Stadt- und den Landpfarrern. Während die Stadtpfarrer in der Regel
geachtet waren und als gebildet galten, erscheinen die Landpfarrer in den zeitge-
nössischen Darstellungen als roh, ungebildet, trunk- und streitsüchtig. Die Armut
zahlreicher Pfarrfamilien auf dem Land hob diese nicht aus der Landbevölkerung
hervor. Das Verhalten der Adeligen oder Amtsleute als Mitgliedern der ländlichen
Führungsschicht zeugt von keiner besonderen Wertschätzung. Wo eine starke
Abhängigkeit des Pfarrers vom Patronatsherrn bestand, wurde der Geistliche so-
gar gerne als Schreiber, Bote oder Jagdtreiber missbraucht. Von einer wenig ehr-
fürchtigen Haltung der Gemeindemitglieder gegenüber ihren Pfarrern zeugen die
gängige Unterschlagung der den Geistlichen zustehenden Zehnten und Abgaben
sowie die massiven Übergriffe auf das Pfarrgut.
Ein Aspekt, der das Verhältnis zwischen Pfarrer und Gemeinde belastete, war
die Erzwingung des Gottesdienstbesuchs. Die Missachtung der Sonn- und Feier-
tage und das Fernbleiben vom Gottesdienst wurden von der weltlichen Obrigkeit
bestraft. Um säumige Kirchgänger namhaft machen zu können, war den Amtsleu-
ten aufgetragen, in der Kirche umbzehlen zu lassen. Anderenorts wurden „Rüger“
eingesetzt, die in den Dörfern umhergingen und bei der Obrigkeit das krügen, sauf-
fen, fahren und andere Üppigkeit an den Sonn- und Feiertagen anzeigten. Besonderes
Konfliktpotential für das Verhältnis Pfarrer - Gemeinde bot die Kirchenzucht, die
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