D. Antrittsreden, Nachrufe, Organe, Mitglieder
praktisch umzusetzen, was ich zuvor theoretisch gelernt hatte. In dieser Zeit wur-
de meine Leidenschaft für die Forschung geweckt, die mich nicht wieder verlassen
hat und die mich manches Mal die Zeit vergessen lässt.
Als ich für das Hauptstudium wieder nach Deutschland zurückkehrte, war es
schwierig, mich wieder in den normalen Universitätsalltag einzugliedern, von der
spannenden Forschung zurück in die Praktika. Meine Diplomarbeit fertigte ich
im Labor von Henning Hopf auf dem Gebiet der stabilen Carbene in der Organi-
schen Chemie an. Kurz vor der Jahrtausendwende begann ich meine Doktorarbeit
in der Gruppe von Klaus Müllen am Max-Planck-Institut für Polymerforschung
in Mainz. Dies war ein Glücksfall! Klaus Müllen gab mir nicht nur ein spannendes
synthetisches Thema an der Schnittstelle zur Biologie und Physik, er förderte und
prägte mich wissenschaftlich wie menschlich. Mein Forschungsthema, große und
komplexe Moleküle ähnlich den Proteinen oder der DNA strukturdefiniert her-
zustellen und Eigenschaften auf molekularer Ebene zu programmierten faszinierte
mich. Ich fühlte eine Goldgräberstimmung, die organische Elektronik hatte ihre
Hochzeit, biologische Anwendungen von Polymeren wurden neu erschlossen und
wir standen im Zentrum und konnten neue Moleküle entwerfen und Eigenschaf-
ten vorausahnen, die dann erlaubten, die komplizierten Wechselwirkungen z. B.
von Lichtsammelkomplexen besser zu verstehen oder Wechselwirkungen mit Bio-
molekülen zu steuern. Aus den Forschungsergebnissen meiner Doktorarbeit sind
letztendlich rund 35 Veröffentlichungen hervorgegangen, was mir später die nötige
Freiheit gab, mich selbst auszuprobieren und einen nicht allzu gradlinigen Lebens-
lauf einschlagen zu müssen. Meine Doktorarbeit wurde mit der Otto-Hahn-Me-
daille honoriert, die es mir ermöglicht hätte, einen Post-Doktorandenaufenthalt
meiner Wahl durchzuführen.
Ich entschied mich aber, in die Industrie zu gehen und nahm eine Stelle bei
der Pharmafirma Merz in Frankfurt an, wo ich die Gruppe und spätere Abteilung
für medizinische Chemie und Wirkstoffdesign aufbaute. Hier fand ich begeister-
te Wissenschaftler aus unterschiedlichsten Bereichen und fördernde Vorgesetzte,
ich möchte Markus Henrich und Günter Quack eiwähnen, von denen ich viel
gelernt, und denen ich viel zu verdanken habe. Die Entdeckung von Wirkstoffen
und die Entwicklung von Medikamenten ist nicht dasselbe. Ich hatte mir beides
einfacher vorgestellt und ich habe während meiner sechsjährigen Tätigkeit viel
darüber gelernt, wie sich Moleküle im menschlichen Körper verhalten können;
bis heute profitiere ich von diesen Erfahrungen. Mein Aufgabenbereich wandelte
sich, die Verantwortung nahm zu, leider damit auch die Administration, und die
Zeit für Forschung wurde immer weniger. Ich war Anfang dreißig und fühlte mich
zu jung, um diesen Weg weiter zu gehen. Glücklicherweise habe ich in den Jahren
nach meiner Doktorarbeit kontinuierlich publiziert, so dass ich eiwog, mich auf
Professuren zu bewerben.
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praktisch umzusetzen, was ich zuvor theoretisch gelernt hatte. In dieser Zeit wur-
de meine Leidenschaft für die Forschung geweckt, die mich nicht wieder verlassen
hat und die mich manches Mal die Zeit vergessen lässt.
Als ich für das Hauptstudium wieder nach Deutschland zurückkehrte, war es
schwierig, mich wieder in den normalen Universitätsalltag einzugliedern, von der
spannenden Forschung zurück in die Praktika. Meine Diplomarbeit fertigte ich
im Labor von Henning Hopf auf dem Gebiet der stabilen Carbene in der Organi-
schen Chemie an. Kurz vor der Jahrtausendwende begann ich meine Doktorarbeit
in der Gruppe von Klaus Müllen am Max-Planck-Institut für Polymerforschung
in Mainz. Dies war ein Glücksfall! Klaus Müllen gab mir nicht nur ein spannendes
synthetisches Thema an der Schnittstelle zur Biologie und Physik, er förderte und
prägte mich wissenschaftlich wie menschlich. Mein Forschungsthema, große und
komplexe Moleküle ähnlich den Proteinen oder der DNA strukturdefiniert her-
zustellen und Eigenschaften auf molekularer Ebene zu programmierten faszinierte
mich. Ich fühlte eine Goldgräberstimmung, die organische Elektronik hatte ihre
Hochzeit, biologische Anwendungen von Polymeren wurden neu erschlossen und
wir standen im Zentrum und konnten neue Moleküle entwerfen und Eigenschaf-
ten vorausahnen, die dann erlaubten, die komplizierten Wechselwirkungen z. B.
von Lichtsammelkomplexen besser zu verstehen oder Wechselwirkungen mit Bio-
molekülen zu steuern. Aus den Forschungsergebnissen meiner Doktorarbeit sind
letztendlich rund 35 Veröffentlichungen hervorgegangen, was mir später die nötige
Freiheit gab, mich selbst auszuprobieren und einen nicht allzu gradlinigen Lebens-
lauf einschlagen zu müssen. Meine Doktorarbeit wurde mit der Otto-Hahn-Me-
daille honoriert, die es mir ermöglicht hätte, einen Post-Doktorandenaufenthalt
meiner Wahl durchzuführen.
Ich entschied mich aber, in die Industrie zu gehen und nahm eine Stelle bei
der Pharmafirma Merz in Frankfurt an, wo ich die Gruppe und spätere Abteilung
für medizinische Chemie und Wirkstoffdesign aufbaute. Hier fand ich begeister-
te Wissenschaftler aus unterschiedlichsten Bereichen und fördernde Vorgesetzte,
ich möchte Markus Henrich und Günter Quack eiwähnen, von denen ich viel
gelernt, und denen ich viel zu verdanken habe. Die Entdeckung von Wirkstoffen
und die Entwicklung von Medikamenten ist nicht dasselbe. Ich hatte mir beides
einfacher vorgestellt und ich habe während meiner sechsjährigen Tätigkeit viel
darüber gelernt, wie sich Moleküle im menschlichen Körper verhalten können;
bis heute profitiere ich von diesen Erfahrungen. Mein Aufgabenbereich wandelte
sich, die Verantwortung nahm zu, leider damit auch die Administration, und die
Zeit für Forschung wurde immer weniger. Ich war Anfang dreißig und fühlte mich
zu jung, um diesen Weg weiter zu gehen. Glücklicherweise habe ich in den Jahren
nach meiner Doktorarbeit kontinuierlich publiziert, so dass ich eiwog, mich auf
Professuren zu bewerben.
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