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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2020 — 2021

DOI Kapitel:
A. Das akademische Jahr 2020
DOI Kapitel:
I. Wissenschaftliche Vorträge
DOI Artikel:
Ertl, Thomas: Interaktive Visualisierung – eine Schlüsseldisziplin für die Analyse großer Datenmengen: Sitzung der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse am 17. Juli 2020
DOI Artikel:
Maienborn, Claudia: Von katholischen Kirchenoberhäuptern, ambulanten Versorgungsaufträgen und vierstöckigen Hausbesitzern: Auflösung eines grammatischen Trugbildes: Gesamtsitzung am 18. Juli 2020
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https://doi.org/10.11588/diglit.61621#0034
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I. Wissenschaftliche Vorträge

Die wenigen Beispiele deuten an, mit welcher Anwendungsbreite und tech-
nischer Komplexität in der aktuellen Visualisierungsfbrschung versucht wird,
der Datenflut aus Sensorik und Simulation Herr zu werden. Natürlich können
riesige und komplex strukturierte Datenbestände nicht ohne Informationsver-
lust in ein einfaches Bild umgesetzt werden, aber mit Hilfe von Abstraktion und
Interaktion kann Visualisierung dabei helfen, unbekannte Daten zu explorieren,
Hypothesen zu untersuchen und komplizierte Sachverhalte effektiv zu kommu-
nizieren.
Claudia Maienborn
„Von katholischen Kirchenoberhäuptern, ambulanten
Versorgungsaufträgen und vierstöckigen Hausbesitzern: Auflösung
eines grammatischen Trugbildes"*
Gesamtsitzung am 18. Juli 2020
Eine vertraute Lektion aus der Physik ist es, dass Zusammenstöße, Störungen, uns
Hinweise auf zugrundeliegende Strukturen geben. Vor über 100 Jahren konnte Er-
nest Rutherford mit seinen Streuversuchen aus der Abweichung von Strahlung auf
den Atomkern schließen. Diese Perspektive will ich hier übernehmen und Störun-
gen als Hinweisgeber für zugrundeliegende sprachliche Strukturen und Prozesse
betrachten; s. Larson (1998).
Was ist das Problem, bei den „Klammerparadoxien“ - wie sie genannt wer-
den - wie kommunalpolitische Ehrenmedaille, alkoholfreie Getränkeindustrie, namentliche
Meldepflicht, milliardenhoher Verlustbringer oder ambulanter Versorgungsauftrag'? Mor-
phosyntax und Semantik scheinen hier aus dem Takt zu geraten; s. (1). Die mor-
phosyntaktische Klammerung sieht vor, dass zunächst das Nominalkompositum
Versorgungsauftrag gebildet wird; anschließend tritt das Adjektiv hinzu. Die Seman-
tik hingegen scheint das Adjektiv zunächst mit dem Erstglied des Kompositums
zu verbinden, und daran schließt sich das Zweitglied an: Es handelt sich um einen
Auftrag zur ambulanten Versorgung.

Dieser Beitrag ist die schriftliche Fassung meines Vortrags vor der Heidelberger Akademie der
Wissenschaften am 18.7.2020. Ich danke dem Auditorium für die sehr anregende Diskus-
sion. Eine ausführliche Darlegung der hier zusammenfassend dargestellten Forschung und
umfassende Literaturverweise finden sich in Maienborn (2020a). Die Arbeit ist im Rahmen
des DFG-Projekts „Kombinatorische Bedeutungsanpassungen an der Semantik-Pragmatik-
Schnittstelle“ im Tübinger SFB 833 „Bedeutungskonstitution“ sowie im Zusammenhang mit
dem Graduiertenkollcg GK 1808 „Ambiguität“ entstanden.

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