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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2022 — 2023

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B. Die Mitglieder
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I. Antrittsreden
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Nestler, Britta: Antrittsrede vom 16. Juli 2022
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https://doi.org/10.11588/diglit.67410#0187
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Antrittsrede von Britta Nestler

ich ins Leistungsturnen und spielte seit meinem fünften Lebensjahr Geige und
Flöte. Der Ausgleich durch Sport und Musik prägten mich sehr und begleiten
noch heute meinen Alltag als eine gute Work-Life-Balance. Ehrenamtlich setze ich
mich in Sportvereinen auch heute noch als Übungsleiterin im Kinderturnen ein.
Durch den Sport in meiner Jugend konnte ich Wettkampferfahrung mit Lampen-
fieber, Erfolgen und Misserfolgen sammeln. Es gelang mir, in der großen Pause auf
den höchsten Baum des Gymnasiums zu klettern, die Zeit zu verpassen und dann
gerade auch noch vor dem Physikraum eine aufgebrachte Physiklehrerin zu beob-
achten, die mich in den Unterricht bat. Mit der Violine partizipierte ich mehrfach
erfolgreich bei den Vorspielen Jugend musiziert. Die Sommerurlaube verbrachte
ich mit der Familie auf Sylt und traf dort jedes Jahr Freunde aus ganz Deutsch-
land. Somit war und ist Sylt eine zweite Heimat geworden. In anderen Schulferien
bereisten wir fremde Länder und lernten Land und Menschen kennen. Von der
Neugier auf fremde Kulturen, Sprachen, schöne Landschaften, Menschen, Tie-
re, Pflanzen inspiriert, entstand zur Überraschung meiner Eltern der unbedingte
und anhaltende Wunsch, in der 11. Klasse ein Jahr ins Ausland zu gehen. Und ich
wusste auch genau, wohin ich wollte - es musste Neuseeland sein. Und tatsächlich
schaffte ich es, über einen Rotary Club aus Aachen einen einjährigen Schüleraus-
tausch nach Neuseeland zu realisieren. Das war ein einschneidendes und für das
gesamte Leben unvergessliches und prägendes Erlebnis. Im Alter von 16 Jahren
aus dem Alltag auszubrechen, den Mut zu haben, sich auf viel Ungewisses, Neues
und Fremdes einzulassen, ist eine Erfahrung, die durch nichts zu ersetzen ist. So
verbrachte ich das Jahr 1988/89 in Neuseeland in verschiedenen Gastfamilien und
besuchte dort die Schule. Umgeben von einer unglaublich schönen Natur mit
unendlicher Abwechslung gab es einmalige Chancen, neue Dinge zu probieren
wie Surfen, Windsurfen, Segeln, Angeln, Wildwasserfahren, Gletscher besteigen,
Skiwandertouren.
Aber noch viel entscheidender und nachhaltiger war der enorme Schub für
das Selbstbewusstsein, für Disziplin, für das Wissen-was-man-will, für die Corpo-
rate Identity mit den Dingen, die man im Leben anfasst und für die man einsteht.
Mit zunächst wenig Begeisterung zurück in Deutschland absolvierte ich im An-
schluss an das Auslandsjahr die 12. und 13. Klasse, schloss mein Abitur am Mäd-
chengymnasium ab. Ja, ich hatte kämpfen gelernt, um die ersten Wochen in der 12.
Klasse erfolgreich zu meistern und war so auch gut auf das spätere Studium der
Fächer Physik und Mathematik vorbereitet.
Nach dem Abitur begann ich im Wintersemester 1991 mit dem Studium in
Physik und Mathematik an der RWTH Aachen. Nach den erfolgreichen Vordi-
plomen zog es mich wieder einmal ins Ausland, sodass ich mit dem Erasmus-
Programm ein Jahr an der University ofYork, UK verbrachte. Zurückgekehrt an
die RWTH ging es weiter mit dem Hauptstudium und schließlich mit der Suche
nach einem geeigneten Thema für die Diplomarbeit in Physik. Mein Interesse

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