Nachruf auf Berthold Stech
nicht nur seine eigene Familie, sondern auch seine Schüler und Kollegen. Die
Atmosphäre am Institut für Theoretische Physik war weithin berühmt, sowohl
wegen der wissenschaftlichen Zusammenarbeit als auch wegen der menschlichen
Wärme. Gerade am letzten Punkt hatte auch seine Frau Fenna, geb. Wernery, ei-
nen entscheidenden Anteil. Regelmäßig fanden nach wissenschaftlichen Vorträgen
„Nachsitzungen” im Stech’schen Haus unter der Regie von Fenna Stech statt, die
sehr zum Zusammenhalt am Institut beitrugen, und nicht zuletzt waren auch ihre
Kuchen international bekannt.
In seinem 18. Lebensjahr fand Berthold Stechs harmonisches Leben jedoch
mit der Einberufung zum Arbeitsdienst und später zur Wehrmacht ein jähes Ende.
Er litt sehr unter dem „Drill und den teilweise sadistischen Methoden der Ausbil-
der“, aber der Wechsel zur Flugzeugführerschule ab 1944 brachte dann Erleichte-
rung. Er sollte einer der ersten Piloten für Düsenjäger werden, doch aus Mangel
an Material wurde er 1945 an die Ostfront geschickt, um mit dem Gewehr den
Vormarsch der Panzer zu stoppen. Durch überlegtes Handeln, aber auch mit viel
Glück, überstand er die letzten Kriegstage mit nicht allzu schweren Verletzungen
und er konnte im August 1945 zurück zu seinen Eltern gelangen.
Schon während der Schulzeit interessierte sich Berthold Stech für Physik und
Mathematik, auch in seiner Zeit beim Militär führte er stets ein Göschen-Bänd-
chen über Differentialgleichungen mit sich. Da sein Bruder Mathematik studierte,
entschied er sich für die Physik und konnte im Sommersemester 1946 mit dem
Studium der Physik, Mathematik und Chemie in Heidelberg beginnen.
Obwohl er sich immer besonders für die Theorie interessierte, begann er sei-
ne Laufbahn als Experimentalphysiker. Bei Walther Bothe promovierte er 1951
mit einer Arbeit „Über die Strukturänderungen an Kristallen durch Beschuss mit
a-Teilchen“. Er war offenbar ein so guter Experimentator, dass ihm Walter Bothe
nach Abschluss der Arbeit eine der damals sehr seltenen und entsprechend begehr-
ten Stellen als wissenschaftlicher Assistent anbot. Da er aber von der Theoreti-
schen Physik begeistert war, zog er es vor, mit einem Stipendium an das gerade von
J. H. D. Jensen in Heidelberg neugegründete Institut für Theoretische Physik zu
gehen. Er beschritt damit den entgegengesetzten Weg wie sein Doktorvater Bothe;
der hatte 1914 bei Max Planck in Theoretischer Physik promoviert, wurde aber
durch seine bahnbrechenden Experimente1 berühmt. Entsprechend war Bothes
Reaktion. Er fragte Stech: „Wollen Sie ewig Matrixelemente ausrechnen, statt inte-
ressante Experimente durchzuführen?“.
In der Tat rechnete Stech in seiner ersten Veröffentlichung Matrixelemente
aus und zwar zur Bestimmung der Lebensdauer gewisser Kerne. Diese Arbeit war
ein wichtiger Test für das von Jensen, Haxel und Suess (und unabhängig von Ma-
1 Nobelpreis in Physik 1954 für die Entwicklung der Koinzidenzmethode und die damit ge-
machten Entdeckungen.
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nicht nur seine eigene Familie, sondern auch seine Schüler und Kollegen. Die
Atmosphäre am Institut für Theoretische Physik war weithin berühmt, sowohl
wegen der wissenschaftlichen Zusammenarbeit als auch wegen der menschlichen
Wärme. Gerade am letzten Punkt hatte auch seine Frau Fenna, geb. Wernery, ei-
nen entscheidenden Anteil. Regelmäßig fanden nach wissenschaftlichen Vorträgen
„Nachsitzungen” im Stech’schen Haus unter der Regie von Fenna Stech statt, die
sehr zum Zusammenhalt am Institut beitrugen, und nicht zuletzt waren auch ihre
Kuchen international bekannt.
In seinem 18. Lebensjahr fand Berthold Stechs harmonisches Leben jedoch
mit der Einberufung zum Arbeitsdienst und später zur Wehrmacht ein jähes Ende.
Er litt sehr unter dem „Drill und den teilweise sadistischen Methoden der Ausbil-
der“, aber der Wechsel zur Flugzeugführerschule ab 1944 brachte dann Erleichte-
rung. Er sollte einer der ersten Piloten für Düsenjäger werden, doch aus Mangel
an Material wurde er 1945 an die Ostfront geschickt, um mit dem Gewehr den
Vormarsch der Panzer zu stoppen. Durch überlegtes Handeln, aber auch mit viel
Glück, überstand er die letzten Kriegstage mit nicht allzu schweren Verletzungen
und er konnte im August 1945 zurück zu seinen Eltern gelangen.
Schon während der Schulzeit interessierte sich Berthold Stech für Physik und
Mathematik, auch in seiner Zeit beim Militär führte er stets ein Göschen-Bänd-
chen über Differentialgleichungen mit sich. Da sein Bruder Mathematik studierte,
entschied er sich für die Physik und konnte im Sommersemester 1946 mit dem
Studium der Physik, Mathematik und Chemie in Heidelberg beginnen.
Obwohl er sich immer besonders für die Theorie interessierte, begann er sei-
ne Laufbahn als Experimentalphysiker. Bei Walther Bothe promovierte er 1951
mit einer Arbeit „Über die Strukturänderungen an Kristallen durch Beschuss mit
a-Teilchen“. Er war offenbar ein so guter Experimentator, dass ihm Walter Bothe
nach Abschluss der Arbeit eine der damals sehr seltenen und entsprechend begehr-
ten Stellen als wissenschaftlicher Assistent anbot. Da er aber von der Theoreti-
schen Physik begeistert war, zog er es vor, mit einem Stipendium an das gerade von
J. H. D. Jensen in Heidelberg neugegründete Institut für Theoretische Physik zu
gehen. Er beschritt damit den entgegengesetzten Weg wie sein Doktorvater Bothe;
der hatte 1914 bei Max Planck in Theoretischer Physik promoviert, wurde aber
durch seine bahnbrechenden Experimente1 berühmt. Entsprechend war Bothes
Reaktion. Er fragte Stech: „Wollen Sie ewig Matrixelemente ausrechnen, statt inte-
ressante Experimente durchzuführen?“.
In der Tat rechnete Stech in seiner ersten Veröffentlichung Matrixelemente
aus und zwar zur Bestimmung der Lebensdauer gewisser Kerne. Diese Arbeit war
ein wichtiger Test für das von Jensen, Haxel und Suess (und unabhängig von Ma-
1 Nobelpreis in Physik 1954 für die Entwicklung der Koinzidenzmethode und die damit ge-
machten Entdeckungen.
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