Grußwort der Ministerin Petra Olschowski
„Politik braucht Wissenschaft"
Grußwort der Ministerin Petra Olschowski
In einer Zeit der Umbrüche und Transformationen gibt es gerade im Bereich der
Wissenschaften viele Themen, die an so einem Vormittag, an dem erfahrene Ex-
pertinnen und Experten mit hoch talentierten Nachwuchswissenschaftlerinnen
und -wissenschaftlern zusammenkommen, im Mittelpunkt einer Rede stehen
könnten.
Ich habe mich entschieden, in der Kürze der Zeit einen Blick auf ein The-
menfeld zu werfen, das in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen hat
und über das wir, sehr geehrter Herr Prof. Schneidmüller, sehr geehrte Frau Prof.
Dabringhaus, bei Ihrem Besuch bei mir vor wenigen Wochen schon einmal ge-
sprochen haben: Das Zusammenspiel zwischen Politik und Wissenschaft, das Feld
der Beratung der Politik durch die Wissenschaft, und damit auch in gewisser Weise
das Feld der Wissenschaftskommunikation. Nicht zuletzt der Festvortrag heute
zur Energieversorgung in Zeiten des Klimawandels beschäftigt sich mit einem Komplex,
bei dem dieses Miteinander zuletzt sehr eng und notwendig geworden ist.
Laut dem Ergebnis des Wissenschaftsbarometers 2022 sagen immerhin
69 Prozent der Deutschen, dass politische Entscheidungen auf wissenschaftlichen
Erkenntnissen beruhen sollten. Die Zahl ist in den letzten jahren etwa gleich hoch
geblieben. Das ist ein gutes Ergebnis, es zeigt aber auch, dass es durchaus auch eine
große Gruppe an Menschen gibt, die daran zweifeln.
Und es ist ja auch komplex, wenn Wissenschaft sich an öffentlichen Debatten
beteiligt, unter anderem weil es selten nur eine einzige wissenschaftliche Position
zu der Vielfalt von Fragen und Herausforderungen gibt, die Expertisen manchmal
zueinander im Widerspruch stehen und die Disziplinen sich in ihrer jeweiligen
Perspektive widersprechen können. Wir haben das alle in den vergangenen Jahren
gesehen, insbesondere am Beispiel der Pandemie, wo der klassische Gesundheits-
schutz den psychischen Folgen einer Entscheidung entgegengestanden hat, wenn
es zum Beispiel um Schulschließungen ging. Und so wird es immer Diskussionen
darüber geben, wo Schwerpunkte zu setzen sind, und Politik muss in der Regel
unterschiedliche Aspekte abwägen, die auch außerhalb der Wissenschaft liegen
können. Für die Wissenschaft kann eine Entscheidung gegen ihren Rat in der öf-
fentlichen Resonanz aber durchaus mit Reputationsverlust verbunden sein.
Interessant ist vor diesem Hintergrund noch ein anderes Umfrageergebnis:
Etwa 50 Prozent der Befragten sagen, dass es nicht Aufgabe der Wissenschaftle-
rinnen und Wissenschaftler sei, sich in Politik einzumischen. Wir stehen also vor
einem Spannungsfeld: Einerseits ist die Beratung durch die Wissenschaft für die
Politik und für die Gesellschaft elementar, andererseits muss es offenbar Spielre-
geln geben, um die Unabhängigkeit der Wissenschaft zu bewahren.
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„Politik braucht Wissenschaft"
Grußwort der Ministerin Petra Olschowski
In einer Zeit der Umbrüche und Transformationen gibt es gerade im Bereich der
Wissenschaften viele Themen, die an so einem Vormittag, an dem erfahrene Ex-
pertinnen und Experten mit hoch talentierten Nachwuchswissenschaftlerinnen
und -wissenschaftlern zusammenkommen, im Mittelpunkt einer Rede stehen
könnten.
Ich habe mich entschieden, in der Kürze der Zeit einen Blick auf ein The-
menfeld zu werfen, das in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen hat
und über das wir, sehr geehrter Herr Prof. Schneidmüller, sehr geehrte Frau Prof.
Dabringhaus, bei Ihrem Besuch bei mir vor wenigen Wochen schon einmal ge-
sprochen haben: Das Zusammenspiel zwischen Politik und Wissenschaft, das Feld
der Beratung der Politik durch die Wissenschaft, und damit auch in gewisser Weise
das Feld der Wissenschaftskommunikation. Nicht zuletzt der Festvortrag heute
zur Energieversorgung in Zeiten des Klimawandels beschäftigt sich mit einem Komplex,
bei dem dieses Miteinander zuletzt sehr eng und notwendig geworden ist.
Laut dem Ergebnis des Wissenschaftsbarometers 2022 sagen immerhin
69 Prozent der Deutschen, dass politische Entscheidungen auf wissenschaftlichen
Erkenntnissen beruhen sollten. Die Zahl ist in den letzten jahren etwa gleich hoch
geblieben. Das ist ein gutes Ergebnis, es zeigt aber auch, dass es durchaus auch eine
große Gruppe an Menschen gibt, die daran zweifeln.
Und es ist ja auch komplex, wenn Wissenschaft sich an öffentlichen Debatten
beteiligt, unter anderem weil es selten nur eine einzige wissenschaftliche Position
zu der Vielfalt von Fragen und Herausforderungen gibt, die Expertisen manchmal
zueinander im Widerspruch stehen und die Disziplinen sich in ihrer jeweiligen
Perspektive widersprechen können. Wir haben das alle in den vergangenen Jahren
gesehen, insbesondere am Beispiel der Pandemie, wo der klassische Gesundheits-
schutz den psychischen Folgen einer Entscheidung entgegengestanden hat, wenn
es zum Beispiel um Schulschließungen ging. Und so wird es immer Diskussionen
darüber geben, wo Schwerpunkte zu setzen sind, und Politik muss in der Regel
unterschiedliche Aspekte abwägen, die auch außerhalb der Wissenschaft liegen
können. Für die Wissenschaft kann eine Entscheidung gegen ihren Rat in der öf-
fentlichen Resonanz aber durchaus mit Reputationsverlust verbunden sein.
Interessant ist vor diesem Hintergrund noch ein anderes Umfrageergebnis:
Etwa 50 Prozent der Befragten sagen, dass es nicht Aufgabe der Wissenschaftle-
rinnen und Wissenschaftler sei, sich in Politik einzumischen. Wir stehen also vor
einem Spannungsfeld: Einerseits ist die Beratung durch die Wissenschaft für die
Politik und für die Gesellschaft elementar, andererseits muss es offenbar Spielre-
geln geben, um die Unabhängigkeit der Wissenschaft zu bewahren.
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