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Innovationen durch Deuten und Gestalten: Klöster im Mittelalter zwischen Jenseits und Welt — Klöster als Innovationslabore, Band 1: Regensburg: Schnell + Steiner, 2014

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Schneidmüller, Bernd: Deuten und Gestalten in mittelalterlichen Klöstern als Innovation: Ein Schlusswort
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https://doi.org/10.11588/diglit.31468#0358
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Deuten und Gestalten in mittelalterlichen Klöstern als Innovation | 357
del für Innovationslandschaften und Innovationskulturen in der Geschichte setzte. ²
Gert Melville präzisierte den Innovationsbegriff dann für die mediaevistische Klosterforschung,
zuerst in einem programmatischen Beitrag von 2011, dann erneut in
seinem Beitrag für diesen Band. ³
Warum also Innovationen? Es gehört zu den wichtigen Aufgaben historischer
Forschung, zwischen dem beständigen Wandel und den markanten Beschleunigungen
qualitativ wie analytisch zu differenzieren. Solche dynamisierten Prozesse in
gelebten und gedachten Ordnungen ⁴ des 12. und 13. Jahrhunderts werden hier aus
unterschiedlichen Perspektiven studiert. Die Klammer dafür bietet der Buchtitel,
der bereits schon eine These formuliert: »Innovationen durch Deuten und Gestalten«.
Die Kritik am Innovations-Konzept gehört zu den Ursprungserfahrungen des
»Klöster-Projekts«. Am Beginn des Einrichtungsantrags hatten die Projektleiter
Gert Melville, Bernd Schneidmüller und Stefan Weinfurter ihr Forschungsziel so definiert:
»Mittelalterliche Klöster entwickelten im sozialen und religiösen Wandel des
11. bis 13. Jahrhunderts eine bislang unerreichte Rationalität der Lebensgestaltung.
Damals entstanden Modelle jenes gesellschaftlichen wie kulturellen Aufbruchs, aus
denen sich die spezifischen Ordnungskonfigurationen der europäischen Moderne
ausformten. Unser Projekt ›Klöster im Hochmittelalter: Innovationslabore europäischer
Lebensentwürfe und Ordnungsmodelle‹ will in einer neuen Verknüpfung
von textorientierter Grundlagenforschung und kulturwissenschaftlicher Perspektivierung
diese Fundamente europäischer Ordnungen erforschen. Damit stellen wir
eines der Grundmodule der europäischen Kulturgeschichte in den Mittelpunkt.«
Im Begutachtungsprozess für die Aufnahme ins Akademienprogramm wurde
der Begriff der Innovationslabore kritisch diskutiert. Die drei Antragsteller griffen
diese Vorbehalte auf und präzisierten ihre Überzeugungen von der grundsätzlichen
2 Innovationsräume. Woher das Neue kommt – in Vergangenheit und Gegenwart, hg. von Rainer C.
Schwinges/Paul Messerli/Tamara Münger (Publikationen der Akademischen Kommission der Universität
Bern), Zürich 2001; Innovationskultur. Von der Wissenschaft zum Produkt, hg. von Gerd Grasshoff/Rainer
C. Schwinges, Zürich 2008. Darauf aufbauend: Verwandlungen des Stauferreichs. Drei
Innovationsregionen im mittelalterlichen Europa, hg. von Bernd Schneidmüller/Stefan Weinfurter/
Alfried Wieczorek, Darmstadt 2010. Vgl. zudem Aufbruch im Mittelalter – Innovation in Gesellschaften
der Vormoderne. Studien zu Ehren von Rainer C. Schwinges, hg. von Christian Hesse/Klaus Oschema,
Ostfildern 2010, sowie die Einleitung von Stefan Weinfurter in diesem Band.
3 Gert Melville, Im Spannungsfeld von religiösem Eifer und methodischem Betrieb. Zur Innovationskraft
der mittelalterlichen Klöster, in: Denkströme. Journal der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu
Leipzig 7, 2011, S. 72– 92. Zum Umgang der hochmittelalterlichen Amtskirche mit Innovationen vgl. Stefan
Burkhardt, Stupentes ob inauditam novitatem – Das »Neue« im Mainzer Erzstift des 12. Jahrhunderts.
Zur Anwendung von Innovationstheorien auf das Mittelalter, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und
Wirtschaftsgeschichte 97, 2010, S. 160 –175.
4 Stefan Weinfurter, Gelebte Ordnung – Gedachte Ordnung. Ausgewählte Beiträge zu König, Kirche und
Reich, hg. von Helmuth Kluger/Hubertus Seibert/Werner Bomm, Ostfildern 2005.
 
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