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Burkhardt, Stefan [Hrsg.]
Vita Arnoldi archiepiscopi Moguntinensis: die Lebensbeschreibung des Mainzer Erzbischofs Arnold von Selenhofen; Edition, Übersetzung und Kommentar — Klöster als Innovationslabore, Band 2: Regensburg: Schnell + Steiner, 2014

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Einleitung
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https://doi.org/10.11588/diglit.31469#0011
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10 Einleitung
Italien verursachten Zerstörungen, der Bestürmung Cremas und des dortigen
kaiserlichen Lagers ⁶ wieder sehr detailreich und lassen möglicherweise auf
Augenzeugenschaft schließen. Die unter anderem in den Gesta Friderici geschilderten
„großen“ Ereignisse der frühen Barbarossazeit, die die Aufmerksamkeit
der Geschichtswissenschaft auf sich zogen, – der Kampf gegen Mailand, die Doppelwahl
von Viktor und Alexander und die Synode von Pavia – finden ebenso
Erwähnung ⁷ . Zu diesen Detailinformationen tritt jedoch auch eine bestimmte Art
der Überformung der Ereignisse, die tiefere Einblicke in das geistige und geistliche
Umfeld eines Reichsbischofs der mittleren Stauferzeit, aber auch Rückschlüsse
auf den Verfasser erlaubt.
Ein benediktinischer Hintergrund des Verfassers der Vita ist eher unwahrscheinlich.
Sicherlich taucht in der Vita ein Abt in einer Szene kurz vor der
Ermordung Arnold als Fürsprecher des Erzbischofs auf ⁸ . Ob in diesem Abt aber
auch der Verfasser der Vita zu sehen ist, scheint fraglich. So wird die Abtei St. Alban
zwar in der Vita erwähnt, jedoch nicht an herausgehobener Stelle ⁹ . Auch
blieb die Abtei St. Alban zwar über die Jahrhunderte grundsätzlich eine angesehene
und ausgesprochen wichtige stadtmainzische Institution. Allerdings war
St. Alban nicht mehr – wie in der Ottonenzeit – das geistig-liturgische Zentrum
des Reiches ¹⁰ .
Gegen eine genuin benediktinische Prägung der Vita kann auch eingewendet
werden, dass in der Vita kaum die Regula Benedicti zitiert wird ¹¹ . Die Vita ist
gegenüber dem traditionellen Mönchtum sogar recht negativ eingestellt, wie sich
an der Schilderung des Abtes von St. Jakob ablesen lässt ¹² . Allein die Schottenmönche
sind davon ausgenommen. Oft rekurriert der Verfasser auf bestimmte
Personengruppen – Witwen, Waisen, Arme, Pilger – die es ihm erlauben, Arnold
in einem traditionellen Rollenbild, als mildtätigen Erzbischof, erscheinen zu lassen
¹³ . An zwei bedeutenden Stellen der Vita werden auch Schottenmönche angeführt.
Sie umgeben Arnold während seiner Regierung, sie sind unter den Wenigen,
die ihn bestatten ¹⁴ . In der Vita kann man ebenso Elemente schottemönchischer
6 Vita c. 31, c. 51 und 52.
7 Vita, c. 32 und c. 46.
8 Vita c. 86.
9 Vita c. 57, c. 59.
10 Schmid, Die Abtei St. Alban, S. 42–85.
11 G’sell, Vita II, S. 375.
12 Vgl. Vita c. 72 zur Gleichsetzung des Abtes von St. Jakob mit Judas.
13 Vgl. unten, Abschnitt 3. Intention und Aufbau.
14 Vita c. 4. Die Schottenmönche werden auch später in c. 98 als eine der Gruppen genannt, die
sich um den Leichnam Arnolds sorgten. Schöntag, Untersuchungen, S. 299/147 bemerkt, dass
es nur um das Jahr 800 Nachrichten zu zwei Schottenkirchen in Mainz gibt. Vgl. zu den Schottenmönchen
auch knapp G‘sell, Vita II, S. 358f.
 
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