14 Einleitung
verteufelnd personifiziert ³⁸ . Klar wird jedoch ein bestimmter Personenkreis vor
allem ministerialer Herkunft markiert: die beiden Söhne des älteren Meingot,
Meingot der Jüngere und Embricho, Reinbodo von Bingen und Gottfried von
Eppstein, sowie Abt Gottfried von St. Jakob und der als erster auf Arnold einschlagende
Helmger ³⁹ .
Zweitens ist die Vita auch eine Schrift, die implizit für diejenigen Partei nimmt,
die das Andenken Arnolds wahren wollen. Die Verteidiger Arnolds bleiben jedoch
eigentümlich unbestimmt, manifestieren sich nur in der Figur seines ebenfalls
ermordeten Bruders Dudo ⁴⁰ . Sonstige Unterstützer vermag oder will der
Verfasser nicht nennen. Vielleicht hat die mangelnde Erwähnung von Anhängern
Arnolds auch damit zu tun, dass dessen Parteiung nach den Kämpfen erheblich
geschwächt war. Allein die Kanoniker des Stiftes St. Maria ad gradus und die
Schottenmönche werden hervorgehoben, sie sorgten auch für die Bestattung
Arnolds nach dessen Ermordung. Nicht genannt werden hingegen die Domkanoniker
und die Angehörige anderer Mainzer Stifte und Klöster.
Drittens ist die Vita eine Verteidigungsschrift im Kampf um die Erinnerung
Arnolds mit dem Ziel der liturgisch verstetigten Memoria. Die Vita will in den
Worten des Verfassers „auf Geheiß der Nächstenliebe“ den Märtyrer Arnold von
Selenhofen „der Nachwelt aller Gläubigen“ bekanntmachen, „damit nicht sein
Leben und Ende in Schweigen verblasse oder durch Vergessen gänzlich untergehe“
⁴¹ . Arnold sollte also aufgrund seiner Heiligkeit, seiner vorbildlichen Lebensweise
memoriert werden. Die dargestellten Ideale oder Handlungsweisen des
Erzbischofs scheinen jedoch auf Ablehnung sowohl bei der Ministerialität als auch
bei Teilen des Dom- und Stiftsklerus gestoßen zu sein. Hier muss der Verfasser der
Vita Vorwürfe entkräften und den Leser überzeugen.
Weshalb aber sollte der Ermordete als heilig gelten? Die Vita ist insofern ein
Werk des 12. Jahrhunderts, als sie dem Ethisch-Religiösen den Vorrang vor der
Schilderung von Wundern gibt. ⁴² Arnold hatte vor und nach seiner Ermordung
kaum Wunder vollbracht. In den Worten der Vita wurde Arnold „durch das
eigene Blut rot gefärbt und getauft […] Aus dem Fürsten, dem Erzbischof, dem
Priester machten sie einen Märtyrer Christi und einen Zeugen des Glaubens in
Ewigkeit“ ⁴³ ; Arnold habe sich für seine Kirche geopfert ⁴⁴ . Und in symbolistischer
Manier wird Arnold durch den Verfasser der Vita nicht nur mit dem Heiligen
38 Vita c. 69 und c. 79.
39 Vita c. 33, c. 35, c. 36, c. 42, c. 44, c. 61, c. 86, c. 87, c. 93.
40 Vita c. 77, 87.
41 Vita c. 1.
42 Vgl. Angenendt, Grundformen der Frömmigkeit, S. 31–33.
43 Vita c. 94: eo proprio rubricato baptisatoque cruore, de principe, de archipontifice, de sacerdote
martirem Christi testemque fidelem in eternum fecerunt.
verteufelnd personifiziert ³⁸ . Klar wird jedoch ein bestimmter Personenkreis vor
allem ministerialer Herkunft markiert: die beiden Söhne des älteren Meingot,
Meingot der Jüngere und Embricho, Reinbodo von Bingen und Gottfried von
Eppstein, sowie Abt Gottfried von St. Jakob und der als erster auf Arnold einschlagende
Helmger ³⁹ .
Zweitens ist die Vita auch eine Schrift, die implizit für diejenigen Partei nimmt,
die das Andenken Arnolds wahren wollen. Die Verteidiger Arnolds bleiben jedoch
eigentümlich unbestimmt, manifestieren sich nur in der Figur seines ebenfalls
ermordeten Bruders Dudo ⁴⁰ . Sonstige Unterstützer vermag oder will der
Verfasser nicht nennen. Vielleicht hat die mangelnde Erwähnung von Anhängern
Arnolds auch damit zu tun, dass dessen Parteiung nach den Kämpfen erheblich
geschwächt war. Allein die Kanoniker des Stiftes St. Maria ad gradus und die
Schottenmönche werden hervorgehoben, sie sorgten auch für die Bestattung
Arnolds nach dessen Ermordung. Nicht genannt werden hingegen die Domkanoniker
und die Angehörige anderer Mainzer Stifte und Klöster.
Drittens ist die Vita eine Verteidigungsschrift im Kampf um die Erinnerung
Arnolds mit dem Ziel der liturgisch verstetigten Memoria. Die Vita will in den
Worten des Verfassers „auf Geheiß der Nächstenliebe“ den Märtyrer Arnold von
Selenhofen „der Nachwelt aller Gläubigen“ bekanntmachen, „damit nicht sein
Leben und Ende in Schweigen verblasse oder durch Vergessen gänzlich untergehe“
⁴¹ . Arnold sollte also aufgrund seiner Heiligkeit, seiner vorbildlichen Lebensweise
memoriert werden. Die dargestellten Ideale oder Handlungsweisen des
Erzbischofs scheinen jedoch auf Ablehnung sowohl bei der Ministerialität als auch
bei Teilen des Dom- und Stiftsklerus gestoßen zu sein. Hier muss der Verfasser der
Vita Vorwürfe entkräften und den Leser überzeugen.
Weshalb aber sollte der Ermordete als heilig gelten? Die Vita ist insofern ein
Werk des 12. Jahrhunderts, als sie dem Ethisch-Religiösen den Vorrang vor der
Schilderung von Wundern gibt. ⁴² Arnold hatte vor und nach seiner Ermordung
kaum Wunder vollbracht. In den Worten der Vita wurde Arnold „durch das
eigene Blut rot gefärbt und getauft […] Aus dem Fürsten, dem Erzbischof, dem
Priester machten sie einen Märtyrer Christi und einen Zeugen des Glaubens in
Ewigkeit“ ⁴³ ; Arnold habe sich für seine Kirche geopfert ⁴⁴ . Und in symbolistischer
Manier wird Arnold durch den Verfasser der Vita nicht nur mit dem Heiligen
38 Vita c. 69 und c. 79.
39 Vita c. 33, c. 35, c. 36, c. 42, c. 44, c. 61, c. 86, c. 87, c. 93.
40 Vita c. 77, 87.
41 Vita c. 1.
42 Vgl. Angenendt, Grundformen der Frömmigkeit, S. 31–33.
43 Vita c. 94: eo proprio rubricato baptisatoque cruore, de principe, de archipontifice, de sacerdote
martirem Christi testemque fidelem in eternum fecerunt.