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Burkhardt, Stefan [Hrsg.]
Vita Arnoldi archiepiscopi Moguntinensis: die Lebensbeschreibung des Mainzer Erzbischofs Arnold von Selenhofen; Edition, Übersetzung und Kommentar — Klöster als Innovationslabore, Band 2: Regensburg: Schnell + Steiner, 2014

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Einleitung
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https://doi.org/10.11588/diglit.31469#0038
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6. Quellenwert
dert ²⁴³ . In der konkreten Situation benötigte der Erzbischof einen Stellvertreter,
der ihm vertrauenswürdig erschien und zugleich über genügend Autorität verfügte.
Allerdings entwickelte sich die Stellvertreterschaft nicht so wie von Arnold
geplant. Burchard von Jechaburg habe sich – so die Vorwürfe in der Vita – nicht
nur als Stellvertreter, sondern als vollgültiger Mainzer Erzbischof aufgeführt ²⁴⁴ .
Diesen Konflikt suchte Arnold durch die Inanspruchnahme seines Richteramtes
zu lösen.
Gerade die Verpflichtung zu Visitationen nahm Arnold von Selenhofen nämlich
offensichtlich sehr ernst. Sofern möglich, scheint er jährlich auf Visitationsreise
gegangen zu sein ²⁴⁵ . Bereits zu Beginn seines Pontifikats berief Arnold eine
Synode ein, auf der er offensichtlich einige Amtsträger entfernte ²⁴⁶ . Offensichtlich
wollte er eine Anfang Oktober 1159 abgehaltene Synode dazu verwenden, sich
als Stadtherr zu inszenieren, seine Gegner eindrucksvoll vor sein Gericht zu zitieren
und sie vor aller Augen Genugtuung leisten zu lassen. Die Mainzer wollten
jedoch die Synode sprengen, indem sie mit bewaffneter Hand den Dom stürmten,
von wo sie aber zurückgeschlagen wurden ²⁴⁷ .
Ein spezifisches Reformprogramm Arnolds lässt sich aus den Quellen allerdings
nicht erkennen: Arnold machte keine Anstalten, Domkapitel und Stifte umzugestalten.
Die Vertreter des traditionellen Benediktinertums behielten ihre Macht;
an Arnolds Hof nahmen sie die für Äbte in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts
typische Stellung im Beratungsgremium Arnolds ein. Und auch wenn man
die Empfängerinstitutionen seiner Urkunden betrachtet, liegen Benediktinerklöster
und herkömmliche Stiftskirchen weit vor Regularkanonikern und Zisterziensern
an erster Stelle. Sollte es nicht einfach tragischer Zufall sein, könnte jedoch
die Tatsache, dass Arnold im Benediktinerkloster St. Jakob ermordet wurde, auf
die Ablehnung seiner Person in benediktinischen Kreisen hinweisen ²⁴⁸ .
Auseinandersetzungen ergaben sich aber nicht nur im geistlichen Bereich. Es
sind insbesondere die Spannungen zwischen dem Erzbischof und weltlichen
Machthabern, die sich in der Vita widerspiegeln. Ein erster Konfliktraum befand
sich im Nordosten der Mainzer Erzdiözese. Die Spannungen zwischen dem Mainzer
Erzstift und der werdenden Landgrafschaft Thüringen stiegen wahrscheinlich
zu Beginn des Pontifikats Arnolds von Selenhofen, als sich dieser gewillt zeigte,
243 Vgl. Vita c. 29.
244 Vgl. Vita c. 33.
245 Schöntag, Untersuchungen, S. 29.
246 Vita c. 10.
247 BWA 83.
248 Die Feindschaft Abt Gottfrieds von St. Jakob ließe sich möglicherweise durch seine Zugehörigkeit
zur Meingotsippe zwanglos erklären. Vgl. hierzu jedoch ablehnend Keupp, Dienst und
Verdienst, S. 122f. mit Anmerkung 111.
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