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Burkhardt, Stefan [Hrsg.]
Vita Arnoldi archiepiscopi Moguntinensis: die Lebensbeschreibung des Mainzer Erzbischofs Arnold von Selenhofen; Edition, Übersetzung und Kommentar — Klöster als Innovationslabore, Band 2: Regensburg: Schnell + Steiner, 2014

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Vita arnoldi archiepiscopi moguntinensis: Die Lebensbeschreibung des Mainzer Erzbischofs Arnold von Selenhofen
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https://doi.org/10.11588/diglit.31469#0056
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Edition und Übersetzung 55
Beharrlichkeit unter der Rute ¹⁶ der theologischen Wissenschaft Schweiß vergoss
¹⁷ und, gemäß dem Wort des Apostels, von Gott dem Herrn, der allen ¹⁸ die
Weisheit im Überfluss gibt, inständig erflehte, dass seine ¹⁹ Wege nach dem Gesetz
Gottes gelenkt werden, da ²⁰ tat der Herr Großes an ihm: dass er die Weisheit der
Heiligen Schrift, die am Anfang für ihn Veranlagung gewesen war, gleichsam als
vernünftiges Kleid der verständnisvollen Erkenntnis anlegte.
3. Aus dem Studium daher zu den passenderen Dingen weggerufen, widmete er sich
mit aller Demut dem Dienst für Gott ²¹ , und während er sich durch seine Sitten, seine
Weisheit und sein ehrenhaftes Verhalten vor ²² allen Gleichaltrigen um die frommen
Tugenden bemühte und ²³ – obgleich selbst ein junger Mann – sogar das Greisenalter
an Tugend übertraf und gleichsam als außerordentlicher Stern unter den übrigen
durch den vorbildlichen Lebenswandel erstrahlte, da war bald jener zur Stelle, durch
dessen Neid ²⁴ der Tod auf dem Erdkreis Eingang gefunden hat. Er kam, sah ²⁵ und
war neiderfüllt. Und es schmerzte ihn der heiligmäßige Ruf und das An sehen des
rechtschaffenen Mannes, das sich weithin verbreitet hatte; und ²⁶ er säte Unkraut
mitten unter den Weizen. Und er ging daran, gegen den verehrungswürdigen Mann
Geschosse der Missgunst und Anstrengungen der Verfolgung durch seine bösen
Knechte zu richten, da das Laster die Tugend nicht zu ertragen vermag. Aber durch
die gnädige Vorsehung Gottes entging dieser der bösen Gewalt, indem er die Heerscharen
²⁷ der Feinde, frei von Schuld und damit auch von Verletzung, immer durchschritt;
sich selbst übertreffend wurde er täglich besser und größer und vor Gott und
den Menschen wohlgefälliger und strahlender. Die feindliche Schar dagegen, in der
Sünde der Missgunst sich verzehrend, fiel mehr und mehr in sich selbst zusammen,
durch die Fäulnis des neiderfüllten Geistes zerfressen und verbraucht. Die Grenzen
ihres Geschäftes nämlich erfährt die Missgunst, wenn der Geist der Missgunst wirkt:
der Geist, der eifrig und mit Inbrunst das Geschäft seiner Erzeugerin betreibt, nämlich
Schaden anzurichten. Daher der Ausspruch:
‚Nichts ²⁸ ist gerechter als die Missgunst, die sogleich den Neider selbst verzehrt
und seinen Geist martert.‘
23 Vgl. Gregor d. Große, Dialogorum libri IV, lib. II, prol. (SChr 260, S. 126, Z. 1–2): ab ipso
pueritiae suae tempore cor gerens senile. Aetatem quippe moribus transiens.
24 Sap. 2,24: Invidia autem diaboli mors introivit in orbem terrarum.
25 Augustinus, Sermones, Nr. 229H (ed. G. Morin, Miscellanea Agostiniana 1, S. 480, Z. 21–22): quia
ergo diabolus vidit hominem ascensurum und ipse ceciderat, vidit et invidit: cecidit, et deiecit.
26 Matth. 13,25.
27 Sulpicius Severus, Vita Sancti Martini, c. 4,5 (SChr 133, S. 260, Z. 17–18): hostium cuneos penetrabo.
28 Anthologia Latina Nr. 485 ᵇ . Vgl. auch etwa Hieronymus, Commentarii in IV epistulas Paulinas,
Ad Galatas, lib. III, vers. 19–21 (MPL 26, Sp. 417B).
 
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