Metadaten

Burkhardt, Stefan [Hrsg.]
Vita Arnoldi archiepiscopi Moguntinensis: die Lebensbeschreibung des Mainzer Erzbischofs Arnold von Selenhofen; Edition, Übersetzung und Kommentar — Klöster als Innovationslabore, Band 2: Regensburg: Schnell + Steiner, 2014

DOI Artikel:
Vita arnoldi archiepiscopi moguntinensis: Die Lebensbeschreibung des Mainzer Erzbischofs Arnold von Selenhofen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.31469#0062
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
5
10
15
20
Edition und Übersetzung 61
sühnte, opferte er sich selbst in der Kammer ⁴⁷ seines Herzens Gott dem Herrn
auf dem Altar des Kreuzes. Und so bewährte sich dieser Mann, geziert mit den
höchsten Tugenden, vor sich und Gott.
7. Seine achtungsgebietende und verehrungswürdige Person war schon zu hohem
Alter gelangt ⁴⁸ , als er es – mit dem Willen der göttlichen Gnade – verdiente, von
vielen anderen Würden zur höchsten Stufe des Priestertums emporgehoben zu
werden, da der Klerus der Metropole Mainz ihn einstimmig wählte, das Volk
zustimmte, der Kaiser ihn unterstützte ⁴⁹ und der römische Papst ⁵⁰ eingriff, indem
der Erzbischof Heinrich ⁵¹ in Worms abgesetzt wurde; dabei spendete das
ganze Land Beifall; es ⁵² freuten sich alle und frohlockten, weil der Herr ⁵³ sich
seines Volkes angenommen hatte und für jene Mainzer Metropole, die bis dahin
schwer an der großen Überheblichkeit ihrer Hirten gelitten hatte, in der Gestalt
eines so bedeutenden und so verehrungswürdigen Vaters gesorgt hatte. ⁵⁴ Es ⁵⁵
frohlockte der apostolische Stuhl über eine so starke Säule ⁵⁶ für die Kirche, es
hallte das Reich wider vom Jubel über diesen überaus berühmten Fürsten, es
freuten sich die Fürsten über den Fürsten und das deutsche Reich klatschte Beifall
über diesen wunderbaren Kirchenführer ⁵⁷ .
8. Aber mag es auch geschrieben stehen: ‚Wer ⁵⁸ ein Bischofsamt begehrt, begehrt
eine gute Sache‘ – denn es ist das Bestreben der Weisheit, die Sorge für die Seelen
zu tragen – , so ist es dennoch – weil nicht wenige den Vorwurf erheben, dieser
vortreffliche Mann habe das Bischofsamt eher begierig angestrebt als es geflohen
⁵⁹ – der Mühe wert, etwas von all dem zu berichten, was er gottesfürchtigen
Ohren in dem ihn umgebenden Kreis von Vertrauten zu erzählen pflegte. Er
sagte nämlich: „Was ⁶⁰ auch immer Außenstehende mir an Schmeicheleien erwei-
Arnold wurde wohl nur von einem Teil des Mainzer Klerus und Volks unter nicht unerheblicher
Beteiligung Friedrich Barbarossas gewählt, was für Unmut gesorgt haben soll. Vgl. zur Wahl
Arnolds Einleitung, S. 31f. und Haarländer, Mainzer Kirche, S. 325. Die negative Schilderung
seiner Amtsvorgänger liegt auf einer Linie mit den Intentionen des Autors, den Sturz Erzbischof
Heinrichs zu rechtfertigen.
55 Vgl. den Apostelhymnus Exultat coelum laudibus, resultat terra gaudiis.
56 In Anlehnung an Gal. 2,9 weitverbreitete Metapher der Patristik.
57 Als einziges Glückwunschschreiben hat sich ein Schreiben Abt Rudolfs v. Reinhardsbrunn erhalten,
das von Acht als echt angesehen wird: MUB II 196.
58 1. Tim. 3,1: Fidelis sermo: si quis episcopatum appetit, bonum opus desiderat.
59 Vgl. die Schilderung im Chronicon Moguntinum (Bibliotheca rerum Germanicarum 3), S. 684.
60 Gregor d. Große, Registrum epistolarum, lib. I, ep. 3 (CCSL 140, S. 3, Z. 1–3): Gregorius Paulo
scolastico. Quicquid mihi ex honore sacerdotalis officii extranei arrident, non ualde penso. De
uobis autem mihi hac ex re arridentibus non minime doleo, qui desiderium meum plenissime scitis.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften