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Burkhardt, Stefan [Hrsg.]
Vita Arnoldi archiepiscopi Moguntinensis: die Lebensbeschreibung des Mainzer Erzbischofs Arnold von Selenhofen; Edition, Übersetzung und Kommentar — Klöster als Innovationslabore, Band 2: Regensburg: Schnell + Steiner, 2014

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Vita arnoldi archiepiscopi moguntinensis: Die Lebensbeschreibung des Mainzer Erzbischofs Arnold von Selenhofen
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https://doi.org/10.11588/diglit.31469#0098
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Edition und Übersetzung 97
30. Nachdem er nun Haus, Stadt und Fürsorge für sein Hab und Gut der Obhut
der Vorgenannten überlassen und den Brüdern Lebewohl gesagt hatte, brach der
Mainzer mit einem hochedlen und starken Heer von 140 Rittern in königlicher
Pracht und in Begleitung zahlreicher gottesfürchtiger Brüder nach Italien auf,
um dem ²²⁶ Kaiser zu geben, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. ²²⁷ Und
es war sein Heer wie das Heer des Königs, dessen Männer er ganz mit eigenen
Aufwendungen mit sich führte, damit sie nicht auf das Übel des Plünderns verfielen,
wenn sie durch irgendeine Not dazu getrieben würden; und er gab einem
jeden das, was er brauchte. Alle ²²⁸ waren sie kräftigste Kämpfer mit Schild und
Speer, mit Harnisch und Schwert, mit Köcher und Bogen, mit Schleuder und
Stein; und alle standen sie in blühendem und kraftvollem Alter, alle in bester
Manneskraft. Und der Mainzer Herr hatte an alle den Befehl ausgegeben, dass sie
so, wie sie ihr eigenes Leben und ihre Habe liebten, sich auch von Plünderungen
der Armen zurückhalten sollten; zu keiner Hinterlist, keinem Streit, keinem
Raub und keiner Zwietracht untereinander sollten sie sich verleiten lassen.
31. Dann zog er durch die verwüstete Lombardei ²²⁹ und sah die beklagenswerten
und verlassenen Teile dieser Region. Wie viele bemitleidenswerte Bewohner dieses
Landes waren getötet worden! Die Gebäude standen leer, nachdem ihre
Bewohner geflohen oder getötet worden waren; und wie unschuldig haben die
Einwohner ihr Leben mit ihrem Eigentum hier verloren! Die Fesseln und die
Gefangenschaft derer, die ²³⁰ das Schwert nicht dahingerafft hatte, sah er sehr
wohl. Wie sehr die Heiligtümer des Herrn entweiht und die Altäre geschändet
waren, das schrie zu Gott! Nicht ohne großes Erbarmen klagte er: „Wehe ²³¹ dem
Land, das die Zwietracht beherrscht! Wehe den Menschen, durch deren Schuld
dieses Übel hereingebrochen ist!“ All diesen Niedergeschlagenen brachte er eine
fromme und überaus barmherzige ²³² Zuneigung entgegen, am meisten den
Klerikern und Mönchen, die das Schwert der Böhmen, die sich im Heer befanden,
gezwungen hatte, fern der Heimat zu leben, und freigiebig ²³³ erwies er allen
seine Nächstenliebe.
229 Der Zweite Italienzug Barbarossas hatte größere Zerstörungen vor Ort zur Folge. Vgl. hierzu
Berwinkel, Verwüsten und Belagern.
230 2. Reg. 18,8: quos voraverat gladius in die illa.
231 Matth. 18,7: vae mundo ab scandalis necesse est enim ut veniant scandala verumtamen vae
homini per quem scandalum venit.
232 Luc. 1,78: per viscera misericordiae Dei nostri.
233 Prov. 31,20: manum suam aperuit inopi.
 
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