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Burkhardt, Stefan [Editor]
Vita Arnoldi archiepiscopi Moguntinensis: die Lebensbeschreibung des Mainzer Erzbischofs Arnold von Selenhofen; Edition, Übersetzung und Kommentar — Klöster als Innovationslabore, Band 2: Regensburg: Schnell + Steiner, 2014

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Vita arnoldi archiepiscopi moguntinensis: Die Lebensbeschreibung des Mainzer Erzbischofs Arnold von Selenhofen
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https://doi.org/10.11588/diglit.31469#0100
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Edition und Übersetzung 99
32. Mit welcher Entschlossenheit er sich aber bei der Belagerung der Mailänder
verhielt ²³⁴ oder wie sehr er – mehr als alle anderen Fürsten – durch seinen Rat,
seine Fähigkeiten, seinen edlen Charakter, seine Wohltätigkeit und vielgestaltige
Tugend die Kirche des Herrn und das Reich auf unschätzbare Weise ehrte, mit
welcher Anstrengung er sich für das Gut des Friedens einsetzte, welch gut angelegte,
welch mächtige, welch ganz hervorragend befestigte Feldlager er errichtete,
wie er von den Seinen und von einer wohlgeordneten Schlachtreihe beschützt
wurde und mit welcher Besorgnis zugleich er sowohl die Klöster und Kirchen
der Mönche wie auch alle Armen beschützte, wie freigiebig er diesen gegenüber
war und mit welch reichen Spendengaben und Wohlwollen, selbst in den
Feldlagern, er eben diese aufnahm, nährte und tröstete und wie sehr er ihnen
beim Kaiser und auch bei den anderen Fürsten Beistand leistete: um all dies wiederzugeben,
dürfte uns die Zeit schneller als die Worte fehlen.
33. Als diese Dinge in Mailand geschahen ²³⁵ , überbrachten ein sich schnell verbreitendes
Gerücht sowie eine Gesandtschaft die Nachricht, dass die Söhne des
Meingot und jene, die der Herr Bischof zur Vertretung seiner Herrschaft zuhause
zurückgelassen hatte, den in Barmherzigkeit zu erfüllenden Auftrag und
die Gunst, die er ihnen selbst erwiesen hatte, zu boshafter Grausamkeit und zur
gottlosen Undankbarkeit hin ausgelegt und umgewandelt hätten. Es wurde
nämlich berichtet, dass der Propst Burchard mit seinen Komplizen eine überaus
gefährliche Verschwörung gebildet und beinahe alle Mainzer Prioren gegen den
Bischof selbst aufgeboten habe, dass man diesen Burchard sogar als Bischof
ansehe und ihn als Bischof behandle, weiterhin, dass er sich in Bezug auf den
Bischofssitz und alles, was zum Bistum gehört, auf gewaltsame Art einmische,
dass er die Beamten entferne und die Rechtsgrundsätze des Bistums umstürze
und seine eigenen an deren Stelle setze, dass er die Treueide von vielen empfange,
dass er auf viele gewaltsamen Zwang ausübe und dass er sich am bischöflichen
Hof in Gebaren und jeder Festlichkeit wie der Mainzer selbst aufführe. Die gesamte
Stadt richte ihre Blicke auf ihn. ²³⁶ Die Söhne des Meingot jedoch hätten die
Menschen, sowohl die Ministerialen als auch die Hörigen der Kirche, gefangen
und gefangengesetzt und sie mit schwerem Raub und Abgabenforderungen bedrängt,
indem sie in der Stadt Befehle erteilten. Sie selbst seien die Stadt, sie selbst
das Bistum, sie selbst seien alles ²³⁷ in allen Dingen in der Stadt. Ihrem Onkel, der
von ihnen zum Bischof ernannt worden sei, hätten sie in grenzenlosem Übermut
den Bischofspalast zur Verfügung gestellt.
236 In den Augen des Vitenschreibers überschritt also Burchard seine beschränkten Kompetenzen,
die ihm verliehen worden waren.
237 1. Kor. 15,28.
 
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