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Edition und Übersetzung 103
den Rhein zu setzen, sie sich in bewaffneter Schar mit Schwertern und
Wurfgeschossen gegen ihn selbst und seine Leute erhoben und die Überfahrt
gewaltsam zu verhindern suchten ²⁴⁵ , damit er nicht in die Stadt käme. Nachdem
ihnen für dieses Unternehmen aber nicht ausreichend Kräfte zur Verfügung standen,
rief der Erzbischof, nachdem er den Rat seiner Getreuen eingeholt hatte, sie
vor sich, damit sie sich vor ihm verantworteten. Nach vielen hinhaltenden
Verzögerungen gaben sie, wenn auch nur unter Vortäuschung von Bußfertigkeit,
das Versprechen ab, für die jüngsten Vorfälle und für das, was sie sich in seiner
Abwesenheit gegen ihn hatten zuschulden kommen lassen, zu einem festgelegten
Zeitpunkt vollständige Wiedergutmachung zu leisten. Aber von jenem Tag an
sannen ²⁴⁶ sie darauf, ihn zu töten.
36. Nun erstarkte die Verschwörung sehr schnell von Tag zu Tag. Die Anführer
der Verschwörung waren: Propst Burchard und seine Neffen, also die Söhne des
Meingot, sodann der Dompropst Hartmann ²⁴⁷ , in dessen Werkstatt ²⁴⁸ sie diese
Münze der Bosheit schlugen, ferner der Abt von Sankt Jakob ²⁴⁹ und auch Arnold
der Rote und Werner von Bolanden ²⁵⁰ und mit ihnen unzählige Komplizen.
Diese hielten Rat, der gegen den Bischof gerichtet war, und kamen im Haus des
Dompropsts zusammen. Außerdem trafen sie sich bei Sankt Peter im Amtshof
des Propstes Burchard ²⁵¹ und im Haus der Söhne des Meingot; und dort waren
sie so sicher wie in Burgen. Sie redeten Übles über den Herrn Bischof und drohten
ihm, seinetwegen sich niemals aus der Stadt zu entfernen.
37. Der Bischof, der nach so vielen Mühen und nach so großem Dienst am Reich
Ruhe herbeisehnte, der aber den Frieden nicht finden konnte, der vielmehr viele
in Verdacht hatte, der bösen Verschwörung anzugehören – denn nicht leicht
konnte er sich diesen anvertrauen, da sich doch die meisten im Verborgenen hielten
–, erkannte die langen Dolchmesser, mit denen sie ihn unter dem Deckmantel
der Wiedergutmachung zu durchbohren heimlich beschlossen hatten, und sah
deutlich, dass die Verschwörer mitten in der Stadt auf jede Weise gegen ihn
erichtete Aktionen unternahmen. Daraufhin verwies er den Propst Burchard,
250 Werner II. v. Bolanden (vor 1134–um 1190), bedeutender Reichsministeriale. Seine Frau Guda
v. Weisenau war eine Nichte Meingots des Älteren. Vgl. hierzu Keupp, Dienst und Verdienst,
S. 121f., Anm. 106.
251 Erzbischof Friedrich (937–954) ließ als Ersatz für die Peterskirche am Dimesser Ort näher an
der Stadt Mainz, aber immer noch außerhalb der Stadtmauern in der Nähe des Peterstors einen
Kirchenbau errichten. Dort gründete er 948 ein Chorherrenstift. St. Peter lag in der Nähe des
heutigen 117-er Ehrenhof in Mainz. Karn, St. Peter, S. 2; Waldecker, Zwischen Kaiser, Kurie
und Klerus, S. 157; Falck, Mainz im frühen und hohen Mittelalter, S. 89.
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den Rhein zu setzen, sie sich in bewaffneter Schar mit Schwertern und
Wurfgeschossen gegen ihn selbst und seine Leute erhoben und die Überfahrt
gewaltsam zu verhindern suchten ²⁴⁵ , damit er nicht in die Stadt käme. Nachdem
ihnen für dieses Unternehmen aber nicht ausreichend Kräfte zur Verfügung standen,
rief der Erzbischof, nachdem er den Rat seiner Getreuen eingeholt hatte, sie
vor sich, damit sie sich vor ihm verantworteten. Nach vielen hinhaltenden
Verzögerungen gaben sie, wenn auch nur unter Vortäuschung von Bußfertigkeit,
das Versprechen ab, für die jüngsten Vorfälle und für das, was sie sich in seiner
Abwesenheit gegen ihn hatten zuschulden kommen lassen, zu einem festgelegten
Zeitpunkt vollständige Wiedergutmachung zu leisten. Aber von jenem Tag an
sannen ²⁴⁶ sie darauf, ihn zu töten.
36. Nun erstarkte die Verschwörung sehr schnell von Tag zu Tag. Die Anführer
der Verschwörung waren: Propst Burchard und seine Neffen, also die Söhne des
Meingot, sodann der Dompropst Hartmann ²⁴⁷ , in dessen Werkstatt ²⁴⁸ sie diese
Münze der Bosheit schlugen, ferner der Abt von Sankt Jakob ²⁴⁹ und auch Arnold
der Rote und Werner von Bolanden ²⁵⁰ und mit ihnen unzählige Komplizen.
Diese hielten Rat, der gegen den Bischof gerichtet war, und kamen im Haus des
Dompropsts zusammen. Außerdem trafen sie sich bei Sankt Peter im Amtshof
des Propstes Burchard ²⁵¹ und im Haus der Söhne des Meingot; und dort waren
sie so sicher wie in Burgen. Sie redeten Übles über den Herrn Bischof und drohten
ihm, seinetwegen sich niemals aus der Stadt zu entfernen.
37. Der Bischof, der nach so vielen Mühen und nach so großem Dienst am Reich
Ruhe herbeisehnte, der aber den Frieden nicht finden konnte, der vielmehr viele
in Verdacht hatte, der bösen Verschwörung anzugehören – denn nicht leicht
konnte er sich diesen anvertrauen, da sich doch die meisten im Verborgenen hielten
–, erkannte die langen Dolchmesser, mit denen sie ihn unter dem Deckmantel
der Wiedergutmachung zu durchbohren heimlich beschlossen hatten, und sah
deutlich, dass die Verschwörer mitten in der Stadt auf jede Weise gegen ihn
erichtete Aktionen unternahmen. Daraufhin verwies er den Propst Burchard,
250 Werner II. v. Bolanden (vor 1134–um 1190), bedeutender Reichsministeriale. Seine Frau Guda
v. Weisenau war eine Nichte Meingots des Älteren. Vgl. hierzu Keupp, Dienst und Verdienst,
S. 121f., Anm. 106.
251 Erzbischof Friedrich (937–954) ließ als Ersatz für die Peterskirche am Dimesser Ort näher an
der Stadt Mainz, aber immer noch außerhalb der Stadtmauern in der Nähe des Peterstors einen
Kirchenbau errichten. Dort gründete er 948 ein Chorherrenstift. St. Peter lag in der Nähe des
heutigen 117-er Ehrenhof in Mainz. Karn, St. Peter, S. 2; Waldecker, Zwischen Kaiser, Kurie
und Klerus, S. 157; Falck, Mainz im frühen und hohen Mittelalter, S. 89.